Satirische Souvenirmedaille

40 mm 24 g

Die Sussex war ein Dampfschiff der britischen Eisenbahngesellschaft London, Brighton and South Coast Railway (LB&SCR), das ab 1896 als Fährschiff auf dem Ärmelkanal eingesetzt wurde und Passagiere und Fracht zwischen Newhaven in England und Dieppe in Frankreich beförderte.

Internationale Bekanntheit erlangte die Sussex, als sie am 24. März 1916 im Ärmelkanal von einem deutschen U-Boot torpediert wurde. Dabei starben etwa 50 der 325 Passagiere; die Sussex sank nicht. Viele der Passagiere waren US-Amerikaner, weshalb die Torpedierung vor allem in US-Zeitungen bzw. in den USA für Aufsehen sorgte.

Die Sussex wurde 1920 verkauft und 1922 verschrottet.

Am Freitag, dem 24. März 1916, gegen 13:30 Uhr lief die Sussex unter dem Kommando von Kapitän Auguste François Mouffet mit 53 Besatzungsmitgliedern und 325 Passagieren an Bord zu einer Überfahrt von Folkestone nach Dieppe aus. Gegen 15 Uhr wurde das Schiff 18 Meilen nordwestlich von Boulogne ohne Vorwarnung von dem deutschen U-Boot SM UB 29 unter dem Kommando von Oberleutnant zur See Herbert Pustkuchen torpediert. Die Sussex wurde durch den Einschlag des Torpedos an der Steuerbordseite schwer beschädigt; der gesamte Bug wurde weggerissen.[1]

Die Sussex nach der Torpedierung

Etwa 50 Menschen starben, darunter der gefeierte spanische Komponist Enrique Granados und seine Frau, der irische Tennisspieler Manliffe Goodbody und der persische Prinz Bahram Mirza Sardar Mass'oud (Sohn von Zell os-Soltan). 30 weitere wurden verletzt, darunter 25 US-Amerikaner. Unter den Überlebenden befanden sich der US-amerikanische Psychologe James Mark Baldwin, der spätere Neurochirurg Wilder Penfield, der spätere Historiker und Biograf Samuel Flagg Bemis, die Pressesekretärin der National Union of Women’s Suffrage Societies Vera Collum sowie Edna Frances Hilton, Enkelin des US-Richters Henry Hilton und spätere Ehefrau von Sir Denzil Cope, 14. Baron Cope.

Die Sussex sank nicht und konnte SOS funken. Der Trawler Marie-Thérèse (Kapitän Bourgain) traf bald am Unglücksort ein und nahm die Sussex ins Schlepptau. Am nächsten Tag trafen die beiden Schiffe im Hafen von Boulogne ein. Dass US-Passagiere getötet[2] und verletzt wurden, löste in den USA einen Eklat aus; es kam zu einem Austausch diplomatischer Noten zwischen den USA und Deutschland. Die USA waren damals noch ein neutrales Land, das nicht am Krieg beteiligt war.

Am 18. April 1916 forderte US-Präsident Woodrow Wilson im „Sussex-Ultimatum“ ein Ende des im Februar 1915 erklärten uneingeschränkten U-Boot-Kriegs. Die Reaktion der deutschen Regierung war das so genannte „Sussex-Gelöbnis“ (Sussex pledge) vom 4. Mai 1916, mit der man den Vereinigten Staaten versicherte, in Zukunft keine Passagierschiffe mehr anzugreifen und Handelsschiffe nicht zu versenken, bevor man definitiv Waffen an Bord ausgemacht hatte, man würde außerdem für die Sicherheit der Passagiere und Mannschaft sorgen. Dies war praktisch das Ende des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs.


Im Ersten Weltkrieg verfolgte Wilson anfangs eine Neutralitätspolitik der Vereinigten Staaten. Er forderte das Deutsche Kaiserreich dazu auf, sich im U-Boot-Krieg gegen die Handelsschifffahrt innerhalb der Blockadezone um Großbritannien an die tradierte Kriegsordnung zu halten, noch bevor diese in Kraft getreten war. Die herkömmliche Kriegsordnung inkludierte jedoch nicht diese neue U-Boot-Waffe, sondern behandelte den klassischen Schiffsverkehr über Wasser. In einer scharf formulierten Botschaft an Berlin, deren Entwurf auf Außenminister Robert Lansing zurückgeht, erklärte Wilson am 10. Februar 1915, dass er für jegliche Schäden an amerikanischen Bürgern und Eigentum das Kaiserreich zur Verantwortung ziehen werde. Durch dieses überstürzte Vorgehen legte er laut dem Historiker Kendrick A. Clements die entscheidenden Weichen für den späteren Kriegseintritt der Vereinigten Staaten.[18]


Die Neutralitätspolitik Wilsons war wesentliches Thema bei seiner Wiederwahl 1916 gegen den Republikaner Charles Evans Hughes. Wilson konnte sich mit 49 gegen 46 Prozent und 277 gegen 254 Wahlmänner knapp durchsetzen und wurde am 4. März 1917 für eine zweite Amtszeit vereidigt. Die Demokraten warben um Stimmen mit dem Spruch: „He kept us out of war!“ („Er hielt uns vom Krieg fern!“); Wilson selbst sagte dies jedoch in keiner einzigen Wahlkampfrede. Erst mit der Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs durch das Deutsche Kaiserreich, der Februarrevolution im Russischen Reich und dem Zimmermann-Telegramm (Ziel war ein Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und Mexiko) änderte sich die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten. Am 6. April 1917 traten die Vereinigten Staaten unter Führung Wilsons in den Ersten Weltkrieg ein.

Wilson (ganz rechts) in Paris während der Friedensgespräche (Mai 1919)

Nachdem ein Waffenstillstand vereinbart worden war, begann am 18. Januar 1919 der von den Entente-Staaten und ihren Verbündeten einberufene Friedenskongress von Versailles, der von dem aus Georges Clemenceau, David Lloyd George, dem italienischen Minister Vittorio Orlando und Wilson gebildeten Rat der Vier geleitet wurde.

USA brechen diplomatische Beziehungen zu Deutschland ab

Woodrow Wilson im Kongress. Die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland werden abgebrochen, der Botschafter ausgewiesen. Aufnahme von 1917.

Washington reagiert scharf auf den neuen uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Der Präsident hält eine „Rede von historischer Bedeutung“ am 5. Februar 1917.

Am 8. und 9. Januar 1917 erreichte die Oberste Heeresleitung nach langem Drängen (seit Januar 1916, ultimativ seit Dezember 1916) die Zustimmung des Kaisers, den uneingeschränkten U-Boot-Krieg zum 1. Februar wieder aufzunehmen. Das vorausgegangene Friedensangebot der Mittelmächte (siehe oben) und dessen erwartete Ablehnung dienten auch der innen- und außenpolitischen Vorbereitung dieses Schrittes. Aber erst die Antwortnote der Alliierten auf das unerwartete Vermittlungsangebot von Woodrow Wilson (vom 18. Dezember 1916), die am 12. Januar bekannt wurde, bewirkte einen weitgehenden innenpolitischen Schulterschluss. Wilson hatte darin unter anderem die Offenlegung der jeweiligen Kriegsziele erbeten.[141] Der ansonsten durchaus regierungskritische Chefredakteur des Berliner Tageblatt, Theodor Wolff, notierte am 12. und 13. Januar: „Die Antwortnote der Entente an Wilson ist veröffentlicht. Sie gibt die Kriegsziele der Entente bekannt. Lostrennung der früher eroberten Provinzen u. Gebiete von Deutschland, völlige Auflösung Österreich-Ungarns nach dem Nationalitätenprinzip, Verjagung der Türkei aus Europa etc. enorme Wirkung. Tiefes Entzücken bei den Alldeutschen u. ähnlichen Elementen. Niemand kann noch behaupten, die Entente wolle nicht den Vernichtungskrieg u. sei zu Verhandlungen bereit. […] Der Kaiser richtet infolge der Entente-Antwort einen Appell an das Volk. Alles ist jetzt in Vorbereitung für den unbeschränkten U-Boot-Krieg.“[142] Die Mittelmächte lehnten den Vermittlungsvorschlag Wilsons ab und teilten den USA am 31. Januar gleichzeitig die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Bootkrieges mit. Am 3. Februar beantworteten die USA dies mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland.[143]


Am 6. April 1917 erklärten die USA dem Deutschen Reich den Krieg,[144] nachdem Präsident Wilson vier Tage vorher den US-Kongress zur Teilnahme am Kreuzzug der „friedensliebenden“ Demokratien gegen die „militärisch-aggressiven“ Autokratien der Erde aufgefordert hatte. Beide Häuser des Kongresses stimmten mit überwältigender Mehrheit zu.[145] Die tieferen Ursachen für diese Entwicklung lagen zunächst in der Auffassung, dass sich die jeweiligen Vorstellungen einer globalen Nachkriegsordnung gegenseitig ausschlossen und die deutschen kontinentaleuropäischen Hegemonialabsichten und weltpolitischen Ambitionen mit den amerikanischen Interessen nicht in Einklang zu bringen waren. Schon vor dem Krieg war man in den Vereinigten Staaten zunehmend zu der Ansicht gekommen, dass die mit dem Tirpitz-Plan verbundene politische Strategie langfristig den amerikanischen Interessen – unter anderem der Monroedoktrin – widersprach. Weiterhin war die Einstellung führender amerikanischer Gelehrter und Politiker Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt von tiefem Misstrauen gegenüber dem deutschen kulturellen Überlegenheitsanspruch und der deutschen Staatsidee. Die zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtungen mit der Entente seit Kriegsbeginn, Berichte über tatsächliche und angebliche deutsche Kriegsgräuel wie der Bryce-Report und Schiffsversenkungen mit amerikanischen Opfern – namentlich jene der Lusitania – verstärkten die antideutsche Stimmung. Zunächst galten die zunehmenden Rüstungsanstrengungen seit Kriegsbeginn jedoch nicht einem Kriegseintritt, sondern dem potenziellen Kriege nach diesem Krieg. Noch in der Wahlkampagne zur Präsidentschaftswahl vom 7. November 1916 setzte Wilson einen Schwerpunkt auf die Aufrechterhaltung der amerikanischen Neutralität, was nach Wilsons Wahlsieg dem Entschluss der deutschen Reichsleitung zuträglich war, die Kriegsführung weiter zu eskalieren. Entscheidend für die Entwicklung zum Kriegseintritt war die deutsche Reaktion auf Wilsons Friedensinitiative vom 18. Dezember 1916 (siehe oben). Die vertrauliche und sogleich relativierte Übermittlung der deutschen Friedensbedingungen – de facto eine Ablehnung des Vermittlungsangebotes – erfolgte gleichzeitig mit der Ankündigung der Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs durch das Reich. Dabei erklärte Deutschland, dass auch Schiffe neutraler Staaten, also auch der USA, in einer von Deutschland definierten Kriegszone versenkt würden.[146] Wilson nahm dies zunächst ungläubig und dann mit tiefer Enttäuschung auf. Obwohl die Mehrzahl von Wilsons Beratern – vor allem Robert Lansing und Edward Mandell House – nun definitiv zum Krieg drängten, brach Wilson am 3. Februar lediglich die diplomatischen Beziehungen zum Kaiserreich ab und wollte zunächst abwarten, ob die Reichsleitung ihre Drohung wahr machte. Am 24. Februar erhielt die amerikanische Regierung Kenntnis von einem abgefangenen Telegramm des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, der Zimmermann-Depesche, die am 1. März in der The New York Times veröffentlicht wurde. Darin unterbreitete Deutschland der Regierung von Mexiko ein Bündnisangebot für den Kriegsfall und signalisierte „reichlich finanzielle Unterstützung und Einverständnis“, wenn Mexiko „in Texas, Neu-Mexiko, Arizona früher verlorenes Gebiet zurückerobert“.[147] Nach dieser Neuigkeit konnte an der Kriegsbereitschaft der amerikanischen Bevölkerung kein Zweifel mehr bestehen, im März waren zudem durch deutsche U-Boot-Angriffe erneut amerikanische Staatsbürger ums Leben gekommen. Nach der Kriegserklärung an Deutschland erfolgte im Dezember 1917 jene an Österreich-Ungarn.