Die Geißler 1349 n. Chr.

Original Holzstich von 1862 (kein Reprint)




Blattgröße ca. 26,5 x 20 cm, rückseitig unbedruckt.

Zustand: Blatt altersbedingt leicht fleckig, ansonsten gut - siehe Scan!

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Dokumentation:
Die Flagellanten oder Geißler waren eine christliche Laienbewegung im 13. und 14. Jahrhundert. Ihr Name geht auf das lateinische Wort flagellum (Geißel oder Peitsche) zurück. Zu den religiösen Praktiken ihrer Anhänger gehörte die öffentliche Selbstgeißelung, um auf diese Weise Buße zu tun und sich von begangenen Sünden zu reinigen. Vorchristliche Religionen, z. B. der ägyptische Isis-Kult und der griechische Dionysos-Kult, pflegten die Selbstgeißelung. Auch während der römischen Lupercalien wurden Frauen gegeißelt, um die Fruchtbarkeit anzuregen. Die Juden praktizierten die Selbstgeißelung bei großen Tempelzeremonien. Die erste schriftliche Nachricht über die Selbstgeißelung als christliche Bußübung stammt von dem Biografen des hl. Padulf († 737). Danach habe sich dieser während der Fastenzeit von seinem Schüler Theodenus auspeitschen lassen. Von anderen Zeitgenossen stammen die Viten aber erst aus späteren Jahrhunderten, so dass die Nachrichten nicht zuverlässig sind. Aber in den Bußbüchern des 10. Jahrhunderts wird die Selbstgeißelung erwähnt. Petrus Damiani schrieb in seiner Vita des Eremiten Dominicus Loricatus (d. h. ‚der Gepanzerte‘, weil er einen eisernen Panzer auf der Haut getragen habe; † 1160 oder 1161), dieser habe sich täglich beim Beten des Psalters gegeißelt. Auch viele andere Heilige der katholischen Kirche sollen sich dieser Übung unterzogen haben. Genannt werden Ignatius von Loyola, Franziskus von Xavier, Karl Borromäus, Katharina von Siena, Teresa von Ávila und der Ordensgründer Dominikus. Die Selbstgeißelung war in vielen Ordensregeln bis in die Neuzeit hinein fest verankert und wurde bis ins 20. Jahrhundert gepflegt. Der Brauch wurde an bestimmten Tagen, meist an allen Freitagen und an weiteren Tagen der Advents- und Fastenzeit geübt. Man nannte die Selbstgeißelung disciplina ‚Erziehung‘. Es ging um eine Transformation des Selbst, um eine Pädagogik der Existenz. Während das Ideal der Stoa die Leidenschaftslosigkeit war, verwandelte sich die Disziplin bei den frühen Mönchen in ein agonales Konzept zur Bekämpfung böser Leidenschaften. Der Mensch wollte sich durch seine asketischen Übungen über seine Grenzen hinausheben. Es sollte eine Vergegenwärtigung werden, die symbolische Ähnlichkeit und geschichtliche Bezüge durchbrechen und eine reale Unmittelbarkeit zum leidenden Gott herstellen. Die Flagellation war damit nicht mehr nur Bußritual, sondern wurde Teil eines eschatologischen Schauspiels, das auf die körperliche Vergegenwärtigung des Leidens Christi abzielte. Auf der anderen Seite wurde der sich geißelnde Eremit zum geistigen Athleten, der sich langsam steigernd zu Höchstleistungen anspornte. Es kam zu einer leistungsorientierten Quantifizierung der Geißelungen, die die Bußübungen zu dominieren begann und den Körper mit Blick auf das Heil instrumentalisierte. Während Petrus Damiani die Selbstgeißelung als Mittel der Kontemplation lobte, kam es bei den Mönchen anderer Klöster zu kritischen Einwänden. Der schwerwiegendste Einwand zur damaligen Zeit war regelmäßig der Vorwurf der Neuerung. Petrus musste sich gegen die Ansicht verteidigen, hier werde eine neue Form der Kontemplation eingeführt, während die Befolgung der benediktinischen Regel vollkommen genüge. Dies geht aus seinen Verteidigungsschriften hervor, in denen er versucht, die Tradition bis hin zur Geißelung Christi zurückzuverfolgen. 1260–1261 kam es in Italien schlagartig zu einer spirituellen Massenbewegung von Geißlern, die 1260 in Perugia unter der Leitung des Laien und Mitglieds einer Bußbrüderschaft Raniero Fasani begann. Er berief sich dabei auf die Stimme eines Engels, der verkündet habe, dass die Stadt vernichtet werde, wenn die Bewohner nicht Buße täten. Im Herbst fand dann eine Friedensprozession mit öffentlicher Selbstgeißelung statt. Dadurch wurde aus der privaten Bußübung eine öffentliche Inszenierung. Die Selbstgeißelung erhielt auch einen anderen Zusammenhang, nämlich die Rettung der Welt vor dem Zorn Gottes. Durch Prozessionen von Ort zu Ort begann sich die Bewegung in Italien auszubreiten, ohne dass von einer Führung, einer Organisation oder einheitlichen Struktur gesprochen werden kann. Den Umzügen gingen Bischöfe und Mönche voran, so dass die Bewegung offenbar kirchentreu war. Die Geißler sangen dabei Hymnen in der Volkssprache. Die Bewegung geriet so zu einer Nebenlinie sakramentaler Liturgie. Die Lehre von Buße, Beichte und Versöhnung, die das Sakrament dem innerkirchlichen Raum zugewiesen hatte, wurde nun in eine öffentliche Inszenierung übertragen und trat so in Konkurrenz zum kirchlichen Bußritus. Von Seiten der Kirchenleitung wurde daher immer darauf bestanden, dass die Geißlerzüge von Geistlichen betreut würden und die Teilnehmer vorher eine reguläre Beichte ablegen müssten. Man wollte verhindern, dass die Selbstflagellation den kirchlichen Bußritus ersetzte. Das Herumziehen, das Wandern in die Fremde, wenn auch nur für begrenzte Zeit, die Gesten der Versöhnung und die egalitäre Eingliederung der Geißler in die Gemeinschaft hatten gegenüber dem festgesteckten Rahmen der Kirche ein subversives Element. Zeitgenössische Beobachter stellten fest, dass der Anblick dieser Umzüge die Menschen innerlich erschütterte und dazu bewog, Frieden zu schließen. Gestohlenes sei zurückgegeben worden, Sklaven und Häftlinge befreit und ins Exil Verbannte seien zurückgeholt worden. Wenn auch den Quellen in ihrer Begeisterung nicht zu trauen ist, so wird man doch von einem sozialen Schauspiel unter apokalyptischem Vorzeichen auszugehen haben. Die Bewegung ergriff auch die Länder nördlich der Alpen. Über Friaul, wohin die Geißlerbewegung Ende 1260 gelangt war, breitete sie sich rasch nach Kärnten, der Steiermark, nach Ungarn, Böhmen, Mähren, Schlesien, Polen, auch nach Bayern, Franken und Schwaben bis nach Straßburg aus. Auch hier gab es keine organisierte Verbreitung. Wie weit eine Endzeitstimmung unter dem Einfluss der Gedanken des Joachim von Fiore eine Rolle spielte, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. So rasch die Geißlerbewegung um sich gegriffen hatte, so rasch verschwand sie auch wieder. Bereits im Herbst 1261 flauten die Geißlerumzüge nördlich der Alpen merklich ab. Erst in den Jahren 1348 und 1349 kam es erneut zu einem massenhaften Auftreten der Geißlerumzüge. Sie waren, wie ihre Gebete belegen, auch eine Reaktion auf die grassierende Pest. Anders als 1260 lässt sich ein Ursprungsort nicht ausmachen. Zuerst wurden die Steiermark, Niederösterreich, Oberösterreich und Ungarn betroffen. Danach hat sich die Bewegung offenbar nach Böhmen, Polen, Meißen, Sachsen, Brandenburg und schließlich nach Thüringen ausgebreitet. Auch nach Würzburg und Schwaben kamen sie. Im Juni und Juli kamen sie nach Straßburg, von wo sie sich den Rhein entlang ausbreiteten. So kamen sie nach Basel, Speyer, Mainz und Köln. Im August erreichte die Bewegung ihren Höhepunkt in den Niederlanden. Von dort kam sie im Herbst nach Nordfrankreich und England, war aber da schon wieder am Abflauen. Kieckhefer folgend kann man sich den Verlauf der Geißlerzüge als ein querliegendes 'S' vorstellen. Maßgeblichen Anteil am Ende der Geißlerzüge hat sicherlich die Bulle Clemens VI. vom 20. Oktober 1349, in der die öffentliche Geißelung verboten wurde. Aus Doornik liegen etwas genauere Informationen durch die Aufzeichnungen des Abtes Aegidius li Muisis der Benediktinerabtei Sankt Martin vor. Darin wird die uneinheitliche Bewertung der Geißler durch den Klerus deutlich. Die Franziskaner und Augustiner werden bei Gilles li Muisis als Gegner dargestellt. Beispielsweise wird geschildert, dass es zu Unruhe und Störungen bei den Besuchern einer Predigt des Benediktiners Gerardus de Muro in der St. Martinsabtei kam, da dieser am Ende seiner Predigt nicht auch für das Heil der Geißler bat. Kurz nach diesem Ereignis kam ein Geißlerzug aus Lüttich in Doornik an. Mit dabei war ein Dominikaner, der die Erlaubnis erhielt ebenso in der St. Martinsabtei zu predigen. Nach Gilles li Muisis kam es zu einem riesigen Menschenandrang. Der Dominikaner lobte die Geißler und setzte deren Blut in Beziehung zum vergossenen Blut Christi. Die kurz darauf folgende Erwiderung des Augustiners Robert wurde dagegen nur spärlich besucht. Am 8. September 1349 formierte sich ein eigener Geißlerzug aus insgesamt 565 Doorniker Bürgern. Mit dabei waren auch ein Abt und ein Mönch der Augustiner, zwei weitere Geistliche, sowie ein Kanoniker von St. Nicholas-des-Près. Der im Laufe der Zeit zunehmende Einfluss von weltlichen und geistlichen Obrigkeiten auf die Geißlerzüge lässt sich hier bereits erkennen. Als sich am 14. September ein zweiter Geißlerzug in Doornik bildete, wird dies noch deutlicher. Angeführt wurde dieser Zug von einem Augustiner namens Robert, bei dem Paul Fredericq annimmt, dass es sich hierbei um jenen Robert handelt, der davor noch gegen die Geißler predigte.Bezeichnend für die Annäherung zwischen Klerus und Geißlern sind auch die Statuten der so genannten Geißler-Bruderschaften aus Doornik und Brügge. In diesen wird die klerusfreundliche Haltung der Geißler deutlich, die sich nun dezidiert der Kirche unterordnen und schwören deren Lehre zu verteidigen.[ Trotz dieser klerusfreundlichen Haltung der Geißler wurden die Maßnahmen gegen die Geißler seitens der weltlichen und geistlichen Herrscher noch verstärkt. Im Übrigen betrachteten die Gegner die Geißlerumzüge neben der Judenverfolgung und der Pest als apokalyptisches Zeichen. Während im übrigen Europa die Geißlerumzüge 1349 rasch abflauten, hielten sie sich in den Niederlanden noch bis ins Frühjahr 1350. Danach gibt es nur noch Berichte über vereinzelte Umzüge, etwa 1370 in Würzburg, 1379 in Franken, 1391–1392 bei Heidelberg und 1400 am Niederrhein. Die Quellen geben keine Anhaltspunkte für eine sozialrevolutionäre oder antikirchliche Stoßrichtung. Aber das massenhafte Engagement deutet auf eine Art alternative Theologie, die von den monastisch-elitären flagellantischen Ritualen inspiriert war. Anders als 1260 organisierten nun auch Frauen eigene Umzüge oder traten mit den Männern gemeinsam auf. Aus Magdeburg ist überliefert, dass in den Prozessionen auch viele Frauen mitgingen und sich geißelten, wobei der Rücken entblößt, das Gesicht verschleiert und die Vorderseite ihres Körpers mit einem Umhang bedeckt war. Die Frauen seien aber bald wieder verschwunden und hätten sich in Sachsen verstreut. In Frankreich lebten die Geißler-Bruderschaften unter der Herrschaft Heinrichs III. (1574–1589) wieder auf, wobei dessen Beichtvater, ein Jesuit, die Initiative ergriffen hatte. Der König gründete 1583 die Congrégation des Pénitents de l'Annonciation-de-Notre-Dame. Dort trat der König als Bruder unter Brüdern auf, trug ein völlig verhüllendes Bußgewand mit zwei Sehschlitzen, einen Rosenkranz und eine Geißel am Gürtel. Am Tag Mariä Verkündigung peitschten sich der König und eine Reihe anderer adliger Mitglieder öffentlich aus. Das führte bei den Gegnern zu Häme und Spott über den für seinen luxuriösen Lebenswandel bekannten König. Trotzdem bildeten sich rasch weitere flagellantische Büßergemeinschaften. Unter jesuitischem Einfluss lebten auch in Deutschland im 16. Jahrhundert zur Fastenzeit und am Karfreitag in allen größeren Städten die Geißelprozessionen wieder auf. Das führte zu heftiger Kritik und Polemik von protestantischer Seite, die sich besonders an einer geplanten Geißelprozession für den Karfreitag 1605 entzündete. Ein Geißlerzug dauerte 33½ Tage, eine Zahl, die den Lebensjahren Jesu entnommen war. Es ging also um eine gemeinsame Inszenierung von Erinnerung an das Leiden Jesu. Die, die den Zug begannen, gingen in dieser Zeit von Ort zu Ort. Am Ende beendeten sie den Zug, und ein neuer Zug stellte sich zusammen, wobei manche des ersten Zuges sich auch dem zweiten Zug anschlossen. Es handelte sich selten um mehr als 50 bis 60 Personen, die nach dem Modell der Laienbruderschaften organisiert waren. Sie wählten sich einen oder mehrere Führer, denen sie Gehorsam gelobten. Sie trugen keine Waffen. Sie schliefen nicht in einem Bett, sondern auf Strohballen. Sie durften aber ein Kopfkissen benutzen. Sie gelobten Keuschheit, verpflichteten sich, nicht zu betteln, keine Kranken zurückzulassen und den Gastgeberorten nicht zur Last zu fallen. Nach dem Vorbild kirchlicher Prozessionen ging man in Zweierreihen. Der Kopf war von einer Kapuze verhüllt, und darüber trug man einen Hut. Der Hut, der Mantel und die Oberbekleidung waren mit einem roten Kreuz versehen. Oft wurden Fackeln und Fahnen mitgeführt. Jeder trug in der rechten Hand eine Geißel, deren Riemen mit Knoten und eisernen Spitzen versehen waren. Beim Einzug in eine Ortschaft läuteten die Glocken. Die Flagellanten marschierten zunächst in die Kirche, wo sie sich zu Boden warfen. Danach wurde zweimal am Tag das Geißelritual vollzogen. Es begann mit Beichte und Absolution. Dann warfen sich die Teilnehmer mit entblößtem Oberkörper im Kreis auf den Boden. Dann schritt der Meister über den ersten hinweg, berührte ihn mit der Geißel und sprach den Absolutionsspruch. Dann erhob sich dieser und ging mit dem Meister über den zweiten. Das wiederholte sich, bis alle standen. Die ganze Schar geißelte sich sodann in drei Umgängen. Danach warfen sich die Geißler mit ausgebreiteten Armen auf den Boden und beteten, sie mögen vor dem plötzlichen Tod bewahrt bleiben. Schließlich verlas ein Laie den sogenannten Himmelsbrief, ein Dokument aus dem 13. Jahrhundert, das am Beginn der Geißlerbewegung stand und der Legende nach von einem Engel gebracht war und in dem zur Selbstgeißelung zur Errettung der Welt aufgefordert wurde, weil die Menschen den Zorn Gottes durch Missachtung des Freitags und Sonntags hervorgerufen hätten. Ursprünglich handelt es sich dabei wohl um einen Text in lateinischer Sprache aus dem 6. Jahrhundert, der im 13. Jahrhundert der Legende über Raniero Fasani inkorporiert wurde,[20] wobei der ursprünglichen Forderung der Sonntagsheiligung auch noch der für die Geißler wichtige Freitag hinzugefügt wurde. Außerdem wurde eine Genealogie bis in die Urkirche konstruiert und die Selbstgeißelung als unumgängliche Notmaßnahme dargestellt. Während der Prozessionen wurden Geißlerlieder in der Volkssprache gesungen, was bereits einige Zeitgenossen als eine Vulgarisierung liturgischen Gesangs empfanden. Nach der Rückkehr eines Geißlers ins private Leben blieb ihm die lebenslange Pflicht der Selbstgeißelung mindestens am Karfreitag. Dabei geißelte man sich dreimal tagsüber und einmal in der Nacht. Dabei schlug man sich in der Regel bis aufs Blut, doch verboten die Statuten ernsthafte Verletzungen. Allmählich nahm der theatralische Charakter der Geißlerumzüge zu. Sie entwickelten sich mancherorts zu regelrechten Passionsspielen. Diese erregten die Zuschauer dermaßen, dass sie die Darsteller der Juden verprügelten, was in pogromähnliche Verfolgungen ausartete. Papst Gregor XIII. verbot daher 1574 diese sacre rappresentazioni und gestattete nur noch den Jesuiten ihre Form des Lehrdramas aufzuführen
Quelle: Wikipedia