Aus privater Sammlung

 
Lucas Osiander - Epistola ad Hebraeos. Iacobi. Prima et secunda Petri. Prima, secunda, et tertia Ioannis. Iude. & Apocalypsis Ioannis. Omnia iuxta veterem seu vulgatam translationem, ad graecum textum emendata.




Kollation: 6 Blatt, 482 Seiten, 7 Blatt. 
Mit Holzschnitt-Druckermarke. 22 x 16 cm. 
Blindgeprägter Schweinslederband der Zeit, Original (fleckig und etwas angestaubt, Bezug mit Fehlstellen, oberes Kapital defekt, ohne die Schließen) mit schwarzgeprägtem Bandtitel "VIII TOMUS OSIANDRI" auf dem VDeckel. 
Gedruckt in Tübingen, bei Georg Gruppenbach, 1584.

Titel etwas fingerfleckig, vorderes Innengelenk angeplatzt, Innenspiegel mit alten Einträgen. Gute Papierqualität.


Sehr dekoratives Exemplar aus dem Besitz des Regensburger lutherischen Theologen Johann Christoph Eckenberger (1644-1685), mit dessen Besitzeintrag auf dem Titel, datiert 1665.





Der Band VIII der neunbändigen Ausgabe von Osianders (1534-1604) Bibelkommentaren, die bei Gruppenbach in Tübingen erschienen und hier den Brief des Paulus an die Hebräer, die katholischen Briefe und die Offenbarung des Johannes behandelt. Der Text seiner Kommentare fand Eingang in die berühmte Osianderbibel, die ab 1650 bei den Lüneburger Sternen gedruckt wurde.




Lucas Osiander (* 16. Dezember 1534 in Nürnberg; † 17. September 1604 in Esslingen, begr. in Stuttgart/Stiftskirche) war ein deutscher Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Er war der Sohn des Reformators Andreas Osiander.

Schon früh von seinen Eltern zum Studium angehalten, besuchte er die Schule in Nürnberg und Universität Königsberg (Preußen). 1555 wurde er Diaconus in Göppingen, 1558 Pfarrer und Superintendent in Blaubeuren und 1563 Pfarrer an der Leonhardskirche in Stuttgart. Schon während dieser Zeit auch in kirchenpolitischen Missionen unterwegs, wurde Osiander 1569 zum fürstlich württembergischen Hofprediger und Mitglied des Konsistoriums berufen. Im gleichen Jahr wurde er genannt als Mitherausgeber der Psaltervertonungen von Sigmund Hemmel. Er war an den Vorbereitungen der Konkordienformel beteiligt und erstellte zusammen mit Jakob Heerbrand deren offizielle lateinische Übersetzung. 1583 wurde er in Tübingen zum Dr. theol. promoviert. 1596 wurde er Abt und Prälat (Generalsuperintendent) in Adelberg. Aus dieser Stelle wegen seiner Stellungnahme gegen die Juden 1598 vom Herzog entlassen, wirkte er kurzzeitig als Prediger in Esslingen am Neckar, kehrte aber nach einem Jahr nach Adelberg zurück.

Gleichermaßen in Theologie und Musik bewandert, initiierte Lucas Osiander das erste württembergische Gesangbuch von 1583 und vertonte 1586 die reformatorischen Kernlieder als „Kantionalsätze“, um damit der Gemeinde die Möglichkeit zu geben, bei Figuralmusik mitzusingen.

Von ihm stammt wahrscheinlich der Text des Kirchenliedes Gott Vater, Herr, wir danken dir (Evangelisches Gesangbuch, Regionalteil Württemberg Nr. 557).

Seine Bibelkommentare fanden Aufnahme in die sogenannte Osianderbibel, die der Verlag Stern in Lüneburg ab 1650 herausbrachte. Es handelt sich um eine reine Textbibel nach der Übersetzung Martin Luthers.