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Saint-Narcisse (2020) OmU

neu in Cellophanfolie


Saint-Narcisse ist eine Filmkomödie von Bruce LaBruce, die im September 2020 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig ihre Premiere feierte und im November 2021 in die deutschen Kinos kam.

Handlung

Im Jahr 1972 in Kanada. Der 22-jährige Dominic, ein gutaussehender und narzisstischer junger Mann, der sich am liebsten selbst mit seiner Polaroid-Kamera fotografiert, dachte, seine Mutter Beatrice sei tot. Nach dem Tod seiner Großmutter entdeckt er, dass sie nicht bei der Geburt starb und möglicherweise noch lebt und macht sich auf die Suche nach ihr.

Seine Reise führt ihn zu einer abgelegenen Hütte im Wald, wo seine lesbische Mutter mit einer mysteriösen jungen Frau im Exil lebt. Schließlich erfährt er von der Existenz seines Zwillingsbruders Daniel, der in einem abgelegenen Kloster lebt, das von einem verdorbenen Priester geleitet wird, von dem er erzogen wurde. Dominic versucht ihn aus der Situation zu retten.

Produktion

Filmstab, Motive und Einflüsse

Wie der Heilige Sebastian erleidet Daniel ein Martyrium

Regie führte Bruce LaBruce, der gemeinsam mit Martin Girard auch das Drehbuch schrieb. Der Titel des Films bezieht sich auf Narziss, in der griechischen Mythologie der schöne Sohn des Flussgottes Kephissos und der Leiriope, der die Liebe anderer zurückwies und sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Phänomene der Selbstliebe und des Autoerotismus mit Bezug auf den Narziss-Mythos beschrieben und gedeutet. Populär wurde der psychologische Terminus Narzissmus, der sowohl eine infantile Entwicklungsphase, ein gesundes Selbstwertgefühl als auch eine psychopathologische Störung bezeichnen kann, durch Sigmund Freud. Auch für LaBruce gibt es einen gesunden Narzissmus, der besonders für homosexuelle Jugendliche, aber auch für alle Mitglieder der LGBTQI-Community im Allgemeinen, wichtig sei, die sich selbst zu lieben lernen müssen. Neben diesem Motiv aus der griechischen Mythologie verwebt der Regisseur in seinem Film das Motiv des gelebten religiösen Mystizismus und reichert die Geschichte um das Tabuthema Inzest an. So lässt er Daniel durch den verdorbenen, schwulen Priester Pater Andrew, der vom Heiligen Sebastian besessen ist, dieselben Qualen antut, die dieser Märtyrer erleiden musste.

Von LaBruce, der als einer der wichtigsten Regisseure des New Queer Cinemas gilt, stammen weiterhin eine ganze Reihe kontroverser, subversiver Filme, in denen er künstlerische Techniken des Independentfilm mit der Ästhetik schwuler Pornographie mischt. Diese behandeln oft Ausbrüche aus sexuellen, zwischenmenschlichen und kulturellen Normen. Zu seinen filmischen Einflüssen auf sein Schaffen und insbesondere auf Saint-Narcisse zählt der Regisseur Act of the Heart von Paul Almond, den er im Alter von 12 oder 13 Jahren gesehen hatte. Darin spielt Donald Sutherland einen Priester, der mit einem Mädchen vom Land Sex auf dem Altar der Kirche hat. Besonders das Ende das Films, als diese sich mit Benzin übergießt und anzündet, habe als Kind bei ihm einen großen Eindruck hinterlassen. Auch allgemein hätten die Quebecer Filme aus den 1970er Jahren nicht selten von diesen dunklen Geheimnissen der Vergangenheit gehandelt und mit Tabus zu tun gehabt, wie Inzest oder eine Vergewaltigung durch einen Verwandten oder durch ein Mitglied der Kirche.

Besetzung und Dreharbeiten

Der kanadische Filmschauspieler Félix-Antoine Duval spielt in einer Doppelrolle die Zwillinge Dominic und Daniel, Alexandra Petrachuck spielt Irene und Agathe. In weiteren Rollen sind Tania Kontoyanni als Dominics und Daniels Mutter Beatrice und Andreas Apergis als Father Andrew zu sehen.

Als Kameramann fungierte Michel LaVeaux, der in seiner langjährigen Karriere unter anderem mit Claude JutraMichel Brault und Francis Mankiewicz zusammengearbeitet hat und mit dem der Regisseur daher den Film, wie von ihm geplant, ohne Probleme der Ästhetik der 1970er Jahre entsprechend drehen konnte. Der Arbeitstitel für Saint-Narcisse war Twincest, der die englischen Begriffe für Zwilling ("Twin") und Inzest ("Incest") vereint.

Filmrechte und Veröffentlichung

Best Friend Forever sicherten sich die internationalen Rechte am Film. Eine erste Vorstellung erfolgte am 12. September 2020 bei den Internationalen Filmfestspiele von Venedig als Abschlussfilm der Reihe Giornate degli Autori, den Venice Days. Ende September, Anfang Oktober 2020 wurde er beim Vancouver International Film Festival gezeigt. Im Oktober 2020 wurde er beim Sitges Film Festival in der Sektion Noves Visions und beim Festival du nouveau cinéma vorgestellt und im April 2021 beim Golden Horse Film Festival gezeigt. Im Juli 2021 wurde er beim Filmfest München vorgestellt, im November 2021 beim New Zealand International Film Festival. Der Kinostart in Deutschland erfolgte am 25. November 2021.

Rezeption

Altersfreigabe und Kritiken

In Deutschland wurde der Film von der FSK ab 16 Jahren freigegeben. In der Freigabebegründung heißt es, in dem Film, der Themen wie Liebe, Selbstfindung, Homosexualität, inzestuöses Verlangen als Fantasie und sexuelle Belästigung behandelt, gebe es mehrere sexuelle Szenen, die jedoch zurückhaltend inszeniert und nie explizit seien.

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind alle positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 7,3 der möglichen 10 Punkte.

Boyd van Hoeij von The Hollywood Reporter schreibt, besonders die atemberaubende Eröffnungssequenz sei von Kameramann Michel LaVeaux und Produktionsdesigner Alex Hercule Desjardins mit einem großen Auge für Details und Atmosphäre geschmückt worden, und obwohl der Film vollständig im Jahr 1972 spielt, zerstöre die Mischung aus mythologischen und religiösen Anspielungen, Elementen von der griechischen Mythologie bis in die Gegenwart und neueren Requisiten nie die Illusion von den frühen 1970er Jahren. Bruce LaBruce und der Filmeditor Hubert Hayaud wechselten dabei zwischen Orten und Zeitlinien hin und her, ohne jedoch den Zuschauer jemals zu verlieren, und insgesamt mache dieser B-Movie Spaß und rege gleichzeitig den Intellekt an.

Auszeichnungen

Filmfest München 2021

Internationale Filmfestspiele von Venedig 2020

Sitges Film Festival 2020


  • “Wenn Sie La Bruces frühere Filme mögen, dann werden Sie diesen Film lieben.“

    queerguru.com

  • “Alles in allem ist Saint-Narcisse eine wilde Fahrt, der in all seiner B-Movie-Pracht unterhaltsam ist und dabei auch den Intellekt anregt.“

    The Hollywood Reporter

  • „Saint-Narcisse ist ein schön produzierter Film mit ehrlichen schauspielerischen Darbietungen, opulenter Kameraarbeit und einem klassischen Soundtrack.“

    The New York Times

  • „Saint-Narcisse präsentiert Bruce LaBruce von seiner besten Seite: lebendig, sexuell aufgeladen und transgressiv.“

    Culture Fix

  • “Eine respektlose, fesselnde und sehr sinnliche Geschichte mit einem fantastischen Félix-Antoine Duval. Die Musik ist wunderbar und lässt den Zuschauer in diese bizarre Fabel eintauchen – ein außergewöhnliches Abenteuer, perfekt umgesetzt.“

    cinemagavia.es

  • “Wenn auch absurd und schamlos geil, könnte “Saint Narcisse“ doch LaBruces ausgefeiltestes und zugänglichstes Werk sein.“

    arthousestreet.com

  • “Diese Mischung aus Camp und Melodrama ist einer der witzigsten Filme in diesem Jahr und geht erstaunlich sensibel mit Tabuthemen um.“

    seventh-row.com

Produktinformation

  • Seitenverhältnis ‏ : ‎ 16:9 - 1.85:1, 16:9
  • Alterseinstufung ‏ : ‎ Freigegeben ab 16 Jahren
  • Produktabmessungen ‏ : ‎ 14 x 19.1 x 1.4 cm; 78 Gramm
  • Regisseur ‏ : ‎ Bruce LaBruce
  • Medienformat ‏ : ‎ PAL
  • Laufzeit ‏ : ‎ 1 Stunde und 39 Minuten
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 17. Dezember 2021
  • Darsteller ‏ : ‎ Félix-Antoine Duval, Tania Kontoyanni, Alexandra Petrachuk
  • Untertitel: ‏ : ‎ Deutsch, Englisch, Niederländisch
  • Sprache, ‏ : ‎ Englisch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 2.0), Französisch (Dolby Digital 5.1)
  • Studio ‏ : ‎ Pro-Fun Media
  • ASIN ‏ : ‎ B09HPD3RQB
  • Herkunftsland ‏ : ‎ Deutschland
  • Anzahl Disks ‏ : ‎ 1