Originaltitel: Maschile singolare 

ist eine italienische romantische Komödie aus dem Jahr 2021 unter der Regie von Alessandro Guida und Matteo Pilati mit Giancarlo Commare, Eduardo Valdarnini, Gianmarco Saurino und Michela Giraud in den Hauptrollen. Die Erzählung spielt in Rom und folgt einem Mann, der nach einer Trennung auf der Suche nach seinem Lebensweg ist. Produziert wird er von Rufus Film in Zusammenarbeit mit MP Film.

Die italienische Komödie "Mascarpone" ist ein cineastischer Meilenstein mit gutaussehenden schwulen Helden, deren Gefühlsleben man gut nachvollziehen kann.

"Wir haben keine klassische romantische Komödie mit schwulen Hauptdarstellern", stellten Matteo Pilati und Alessandro Guida eines Tages fest. Das wollte das Autoren- und Produzentengespann ändern und setzte den Plan – noch vor dem kommenden Kinostart "Bros" – in die Tat um. "Mascarpone" entstand während der Pandemie, die das Drehen in Rom verkomplizierte, ohne Support durch eine große Produktionsfirma und ohne etablierten Verleih. Potenziellen Sponsor*innen war das finanzielle Risiko zu groß, da nur eine kleine Anzahl von Zuschauer*innen erwartet wurde.

Eine konventionelle RomCom ist den Autoren stellenweise gelungen, allerdings sind auch viele ernste Untertöne vorhanden. Wie zum Beispiel die Trennung der langjährigen Partner Lorenzo und Antonio, nachdem Erstgenannter gesteht, dass er eine anderthalbjährige Affäre mit einem gemeinsamen Freund hat.

Antonio zieht darauf beim flamboyanten Denis ein, der sein Leben durcheinanderwirbelt. Er vermittelt Antonio eine Stelle bei Luca, der eine Bäckerei betreibt. Der Liebesreigen beginnt, die Funken fliegen – doch bevor sich der 30-Jährige entscheiden kann, ob er zu seinem Ex zurückkehrt oder Luca für eine feste Beziehung ins Auge nehmen soll, muss er noch einige Hürden nehmen und seinem Leben eine neue berufliche Ausrichtung geben. Die Nachspeise Mascarpone spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Ein bisschen Geduld sollte man mitbringen, bevor man richtig lachen darf.

Situationskomik und schwule Klischees

 Poster zum Film: "Mascarpone" startet am 6. Oktober 2022 regulär im Kino

In der ersten Hälfte hält sich die Story mit viel Liebeswirrwarr auf, aber leider nicht auf die lustige Art, schon eher bedrückend und zu ernsthaft für eine leichte Komödie. Hin und wieder blitzt schon mal solide inszenierte Situationskomik auf. Zum Beispiel Antonios großspurige Masturbationsszene im neuen Heim.

Typische schwule Klischees werden ebenso auf unterhaltsame Art bespielt: Der Opern-Fan Denis tänzelt erst im Kimono durch die Wohnung und lässt dann seinen nackten Hintern scheinen. Der extrovertierte Hauptmieter hat selbstverständlich viele Dates, konsumiert Cannabis, ist immer auf Achse und leidet unter ständiger Geldnot. Dabei ist seine Frohnatur ansteckend und überaus sympathisch. Die anderen Nebendarsteller*­innen nehmen keinen wichtigen Raum ein, auch nicht die beste mollige Freundin, die Schwägerin oder ein Love Interest. So wird der Denis-Darsteller Eduardo Valdarnini zum eigentlichen Star des Streifens.

Die moderne Lebenswirklichkeit der Großstadt-Schwulen

Auf dem letztjährigen OUTshine LGBTQ+ Film Festival in Miami wurde "Mascarpone" hochgelobt und gefeiert. Verständlich, wenngleich es an schrägen und aberwitzigen Szenen mangelt. Auch ohne Slapstick-Gags ist ein heiteres, anrührendes Werk gelungen, das vor allem die moderne Lebenswirklichkeit von Großstadt-Schwulen widerspiegelt. Mit den ganzen Verführungen durch Dating-Apps, dem banalen Alltag einer schwulen Ehe, Fitness- und Körperkult, dem Wohnungsmangel und der Jobsuche werden sich viele identifizieren können.

Den einen wird der Film vielleicht zu brav, zahm und angepasst sein, die anderen werden ihn als Erfolg für die Community verbuchen, wo es nun endlich möglich ist, einen "Mainstream-Hit" mit schwulen Hauptdarstellern zu zeigen. Das einzige Manko: Die Story wird nicht in allen regulären Kinosälen gezeigt. Mit einer deutschen Synchronisation wäre die Reichweite eindeutig höher als im italienischen Original mit englischen Untertiteln.

Dennoch ist "Mascarpone" ein cineastischer Meilenstein mit gutaussehenden Helden, deren Gefühlsleben man gut nachvollziehen kann. Eine Fortsetzung wäre wünschenswert.

Handlung

Antonios Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als er plötzlich von seinem Ehemann verlassen wird, von dem er sowohl psychologisch als auch wirtschaftlich abhängig ist. Mit der Unterstützung seiner besten Freundin Cristina muss Antonio eine neue Bleibe, einen Job und einen neuen Lebenssinn finden.

Er findet ein Zimmer in einer Wohnung, die Denis gehört, der im Grunde sein komplettes Gegenteil ist und ein unbeschwertes, aber letztlich einsames Leben führt, und er beginnt, in einer Bäckerei zu arbeiten, die dem mysteriösen und faszinierenden Luca, einem Freund von Denis, gehört. Antonio, der sich schon immer für Konditorei interessiert hat, beginnt auch eine Konditorschule zu besuchen, wo er eine Lehrerin findet, die sehr streng mit ihm ist und ihn antreibt, die besten Ergebnisse zu erzielen.

Dank Denis und Luca entdeckt Antonio, dass es auch schön sein kann, Single zu sein, und dass es falsch von ihm war, seine Unabhängigkeit aufzugeben und sich für alles im Leben auf seinen Mann zu verlassen, um ihrer Beziehung willen. Doch als Antonio sich in Thomas, einen charmanten Fotografen aus Mailand, verliebt, scheint es, als würde er die gleichen Fehler wiederholen, die er in der Vergangenheit gemacht hat.

Produktion[Bearbeiten]

Der Film wurde in Rom in drei Wochen gedreht – vom 18. Januar bis zum 8. Februar 2020 – nur zwei Wochen vor Beginn der COVID-19-Pandemie. 

Release

Der Film wurde erstmals am 4. Juni 2021 in Italien exklusiv auf Prime Video veröffentlicht. Im Jahr 2022 wurde er in anderen Ländern wie Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Kanada, Frankreich, Deutschland und Polen in die Kinos gebracht.

Rezeption

Kritische Rezeption

Auf dem Review-Aggregator Rotten Tomatoes hat Mascarpone eine Zustimmungsrate von 88%, basierend auf 8 Rezensionen. 

Andrew Stover von Film Threat bewertete den Film als "ein offenes, ehrliches und zärtliches Drama, das die Bedeutung der Bewahrung der eigenen Unabhängigkeit in den Vordergrund stellt".  Auf MidnightEast lobt Ayelet Dekel den Film dafür, dass er "sexpositiv ist und verschiedene Perspektiven auf Sex, Dating und Beziehungen zeigt".  Killian Melloy von Edge Media Network lobt Schauspiel und Regie: "Ein Quintett fesselnder Darbietungen, zusammen mit der spritzigen und emotional nachhallenden Regie, sorgen dafür, dass wir im Publikum engagiert und amüsiert bleiben."  Denis Harvey von 48hills schreibt: "Es hat etwas Erfrischendes, die übliche Gleichung solcher Filme umzukehren: Anstatt dass wahre Liebe die unvermeidliche narrative Lösung bietet, wird hier angedeutet, dass Antonio besser dran ist, seine eigene, noch neue Unabhängigkeit weiter zu erforschen, bevor er wieder ein halbes Paar wird. Die Schuld dieses sehr erfreulichen Films an Paul Mazurskys Eine unverheiratete Frau aus dem Jahr 1978 wird deutlich, wenn er mit einer Wiederholung der Schlussszene dieses Films endet." 

Für den Rolling Stone Italia ist "die 'schwule Dramedy' gut geschrieben und gespielt", während für Mymovies.it erklärte, dass "die Dialoge eine kommunikative Dynamik zurückgeben, die der heterosexuellen Gemeinschaft fremd ist, aber gerade aus diesem Grund interessant ist", trotz der Tatsache, dass die Regie "eher konventionell, aber nie schlampig oder annähernd" ist.  Fabio Vittorini schreibt über Duels, dass "die Schrift erklärtermaßen von 'Typen' ausgeht, die dem breiten italienischen Publikum bekannt sind, in denen sie sich eingräbt, um sie mit einer eigentümlichen und überzeugenden Sprache zu versehen, die zwischen Klischees (...) und Subtilität, die in jeder Hinsicht versucht, die Balance zwischen italienischer Komödie und US-Dramedy, Coming-of-Age-Roman und sentimentalem Drama zu halten."  Massimino de Febe von Universal Movies merkt an, dass die Neuheit in der erklärten Homosexualität der Hauptfiguren liegt, die mit einer solchen Einfachheit präsentiert wird, dass sie die Handlung des Films nicht auf dem thematischen Strang charakterisiert, sondern sie neutraler und damit für ein breites Publikum zugänglicher macht. 

Auszeichnungen

• 2022 – Diversity Media Awards
  • Bester italienischer Film

• 2021 – Filmfestival Ortigia
  • Publikumspreis

• 2021 – Fabrique Awards
  • Bester Hauptdarsteller für Giancarlo Commare
  • Nominierung für die beste Erstlingsfilm-Regie für Matteo Pilati und Alessandro Guida
  • Nominierung als bester Hauptdarsteller für Eduardo Valdarnini

• 2021 – OUTShine LGBTQ+ Filmfestival
  • Bester Spielfilm: Jury Award Runner-Up Fort Lauderdale Edition

• 2021 – Palm Springs LGBTQ-Filmfestival
  • Festival Favorite Award
  • Director's Choice Award

• 2021 – Internationales LGBTQ+-Filmfestival in Chicago
  • Publikumspreis für den besten narrativen Spielfilm

• 2021 – Way OUT West Film Fest
  • Beliebtes narratives Feature

• 2022 – Ätna Comics
• Uzeta Award für das beste Drehbuch für Giuseppe Paternò Raddusa, Matteo Pilati und Alessandro Guida