Antik und Mühle

Haarhäuser Str. 23 99869 Mühlberg
Öffnungszeiten Mo- Fr. 8- 18 Uhr;
auch Sa. 10- 16 Uhr (wenn wir zu Hause sind....besser vorher anrufen)

01749518751


Vom Trödel bis zur Antiquität...


...im historischen Ambiente der 500 Jahre alten Öl- und Graupenmühle, direkt unter der Mühlburg im Gebiet der Drei Gleichen gelegen.

Über die A4 bestens zu erreichen.


Lagerlöf- Geschichten
1953




Autorin: Selma Lagerlöf *

Titel: Die schönsten Geschichten der Lagerlöf
Verlag: Nymphenburger Verlagshandlung, München 1953

285 Seiten, Ganzleinen

Übersetzung: Marie Franzos (1870- 1941) / Pauline Klaiber- Gottschau *

Herausgeber: Walter von Molo *

Nachwort: Wolf Lauterbach




* Biographien siehe unter den Fotos




SIEHE AUCH MEINE WEITEREN BÜCHER IN LAUFENDEN AUKTIONEN UND IN MEINEM EBAY- SHOP

Maße: 19,5x 13 cm

Zustand: sehr gut, nur etwas ergraut, Widmung auf Titelseite



Selma Lagerlöf



Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf (* 20. November 1858 auf Gut Mårbacka in der heutigen Gemeinde Sunne, Värmland, Schweden; † 16. März 1940 ebenda) war eine schwedische Schriftstellerin. Sie ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen des Landes und gehört zu den schwedischen Autoren, deren Werke zur Weltliteratur zählen. 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur und wurde 1914 als erste Frau in die Schwedische Akademie aufgenommen. Sie verfasste religiöse, fantasievolle und heimatverbundene Werke sowie Kinderbücher. Ein sehr bekanntes Werk Lagerlöfs ist Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen, das 1906/07 erschien.


Leben


Kindheit und Jugend


Selma Lagerlöf wurde 1858 als Tochter des Gutsbesitzers Leutnant Erik Gustaf Lagerlöf geboren. Ihre Mutter Louise Lagerlöf, geborene Wallroth, stammte aus einer vermögenden Kaufmannsfamilie aus Filipstad. Selma Lagerlöfs Großeltern väterlicherseits, Daniel Lagerlöf, Regimentsschreiber und Gutsverwalter, und Lisa Maja Lagerlöf, geborene Wennerwik, stammten beide aus Pfarrersfamilien. Aus der Familie Lisa Maja Lagerlöfs stammte auch der Besitz des Guts Mårbacka, das vor der Großmutter bereits seit drei Generationen jeweils an die Töchter der Familie, die alle einen Pfarrer geheiratet hatten (Pfarrkonservation), weitervererbt worden war. Selma Lagerlöfs Großmutter war die erste, die nicht Frau eines Pfarrers wurde. Die Geschichte ihrer Großeltern väterlicherseits erzählte Selma Lagerlöf in Liljecronas Heim.


Lagerlöf war das zweitjüngste von sechs Geschwistern. Der älteste Bruder, Daniel, wurde später Arzt in Kungälv, die älteste Schwester Johanna Maria starb bereits vor ihrem dritten Geburtstag, der zweitälteste Bruder, Johan, emigrierte nach Amerika. Das vierte Kind ihrer Eltern war Anna, die jung an Tuberkulose starb – das Thema Tuberkulose beschäftigte Selma Lagerlöf später in Nils Holgersson und Der Fuhrmann des Todes. Selma Lagerlöf hatte außerdem eine vier Jahre jüngere Schwester, Gerda, die ihr von allen Geschwistern am nächsten stand. Die Schwestern gingen nicht wie ihre Brüder zur Schule, sondern wurden zu Hause von Gouvernanten unterrichtet.


Lagerlöf wurde mit einem Hüftleiden geboren, das an verschiedenen Stellen als unterschiedlich schwer geschildert ist. Einerseits beschreibt sie in ihrem autobiographischen Werk Aus meinen Kindertagen, wie sie ihren Vater vergebens anflehte, nicht mit zum Ball nach Sunne mitfahren zu müssen, da sie nicht tanzen könne. Anderseits gibt es Äußerungen von ihr, dass sie sich auf einen Ball freut, und nach anderen Zeugnissen war sie beim Spielen mit anderen Kindern kaum beeinträchtigt. Im Alter von drei Jahren waren ihre Beine nach einer Krankheit vollständig gelähmt, später verschwand die Lähmung jedoch wieder (eine Episode, die sie in Mårbacka schildert). Mit neun und dann noch einmal mit vierzehn Jahren erhielt Selma Lagerlöf in Stockholm bei Herman Sätherberg eine Physiotherapie. Ein leichtes Hinken blieb zurück. Ihre (leichte) körperliche Behinderung stilisierte Selma Lagerlöf bewusst in ihrer Autobiografie: Gerade ihr Schicksal als Außenseiterin – Außenseiter spielen in Selma Lagerlöfs Werk eine wichtige Rolle, exemplarisch ist hier Jan i Skrolycka in Der Kaiser von Portugallien zu nennen – schien sie zum Schriftstellerberuf zu prädestinieren.


Als sich die wirtschaftliche Lage in Värmland in den 1860er Jahren verschlechterte, war davon auch das Gut der Familie betroffen. In den 1870er Jahren verschlimmerte sich die Situation immer mehr. Lagerlöf erlebte dies als Jugendliche mit, und die Angst vor dem Verlust des Heims verarbeitete sie später in vielen Werken. 1890, nach dem Tod des Vaters und als Selma Lagerlöf dort schon nicht mehr lebte, musste Mårbacka wegen Schulden verkauft werden.


Schon als junges Mädchen las Lagerlöf leidenschaftlich gern und interessierte sich für die Sagen und Geschichten ihrer Heimat, die sie von ihrem Vater und ihrer Großmutter gehört hatte. Auf dem Dachboden führte sie gern selbstgeschriebene Puppentheaterstücke auf. Für Hausarbeit und das, was als passende Beschäftigung für Mädchen angesehen wurde, zeigte sie hingegen kein Interesse.


Ausbildung und Berufstätigkeit


Gegen den Wunsch ihres Vaters ging Lagerlöf 1881 nach Stockholm und besuchte bis 1882 ein Mädchengymnasium. Von 1882 bis 1885 machte sie eine Ausbildung zur Volksschullehrerin am Königlichen Höheren Lehrerinnenseminar in Stockholm. 1885 starb der Vater. Im gleichen Jahr trat Lagerlöf eine Stelle als Volksschullehrerin in Landskrona an. Diese Tätigkeit übte sie bis 1895 aus.


Während ihrer Zeit in Landskrona schrieb sie ihren ersten Roman, Gösta Berling. Dem Buch lagen Geschichten über die Menschen ihrer Heimat zu Grunde, die sie als Kind gehört hatte. 1890 gewann Lagerlöf mit fünf Kapiteln aus dem entstehenden Roman bei einem Novellenwettbewerb der Zeitschrift Idun. 1891 erschien schließlich der fertige Roman. Er erhielt jedoch zunächst überwiegend negative Kritiken und verkaufte sich schlecht. Entgegen Lagerlöfs ursprünglicher Erwartung reichten die Einnahmen aus dem Buch bei weitem nicht aus, um den Lehrerinnenberuf aufzugeben. Erst nach einer außerordentlich positiven Rezension des bekannten dänischen Literaturkritikers Georg Brandes im Jahre 1893 setzte sich Gösta Berling auch in Schweden allmählich durch; heute ist es eines der am meisten gelesenen schwedischen Bücher.


Freie Schriftstellerin


Im Jahr 1895 gab Selma Lagerlöf den Beruf als Lehrerin auf und unternahm zunächst bis 1896 eine große Reise durch Südeuropa. Ergebnis dieser Reise war der Roman Die Wunder des Antichrist. 1897 zog Selma Lagerlöf nach Falun in Dalarna, einerseits, weil ihre Schwester Gerda sie darum gebeten hatte, anderseits, weil Dalarna als Zentrum schwedischen Brauchtums und schwedischer Volkskultur galt. In der Gemeinde Nås in der Nähe von Falun war im Jahr 1896 eine Gruppe von Bauern infolge einer religiösen Erweckung nach Jerusalem ausgewandert, um sich dort einer amerikanischen Sekte anzuschließen. Dies machte Selma Lagerlöf zum Thema ihres Romans Jerusalem – neben Vilhelm Mobergs Auswandererromanen das zweite große Auswandererepos in der schwedischen Literatur. Der erste Band von Jerusalem war bereits unmittelbar nach seinem Erscheinen ein großer Erfolg bei Kritikern und Publikum und bedeutete Selma Lagerlöfs endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin.


Selma Lagerlöf schrieb 1906 ihr bekanntestes Buch: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Dieser Roman entstand im Auftrag des schwedischen Volksschullehrerverbandes und sollte in den Schulen als Lesebuch verwendet werden. Nils Holgersson ist die phantastische Geschichte eines vierzehnjährigen Jungen, der zur Strafe für seine Bösartigkeit in ein Wichtelmännchen verwandelt wird und gemeinsam mit den Wildgänsen durch ganz Schweden reist, wobei er in vielerlei moralische Konflikte gerät. Nils Holgersson stellt gleichzeitig einen Erziehungs- und Entwicklungsroman und ein liebevolles Porträt Schwedens dar. Die einzelnen Landschaften werden, häufig in Form von Sagen und Märchen, vorgestellt, wobei auch damals aktuelle Informationen, beispielsweise über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Schwedens, eingestreut werden. Nils Holgersson wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Bedeutung erlangte der Roman auch dadurch, dass zum ersten Mal in einem literarischen Werk die neue schwedische Rechtschreibung angewendet wurde.


Im Jahr 1907 wurde Selma Lagerlöf die Ehrendoktorwürde der Philosophie von der Universität Uppsala verliehen. Am 10. Dezember 1909 erhielt Selma Lagerlöf als erste Frau den Literaturnobelpreis, „auf Grund des edlen Idealismus, des Phantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung, die ihre Dichtung prägen“, wie es in der Begründung hieß. 1914 wurde Selma Lagerlöf zum ersten weiblichen Mitglied der Schwedischen Akademie gewählt. 1928 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald.


Gutsbesitzerin


Am Neujahrstag des Jahres 1908 kaufte Selma Lagerlöf das Gutshaus von Mårbacka zurück. 1910 konnte sie mit dem Nobelpreisgeld auch das Land zurückkaufen, 1914 schließlich konnte sie durch erneute Aufkäufe das Land verdoppeln.


Selma Lagerlöf betrieb in Mårbacka Landwirtschaft sowie eine Fabrik zur Produktion von Hafermehl und widmete ihrem Gut viel Zeit, Energie und nicht zuletzt Geld. Gleichzeitig hatte sie aber zunächst ihren Lebensmittelpunkt weiter in Falun, wo sie eine kleine Villa gekauft hatte. Nach einem kleineren Umbau, der 1909 abgeschlossen war, ließ Selma Lagerlöf Mårbacka von 1921 bis 1923 schließlich zu einem repräsentativen Herrenhaus im historisierenden Stil umbauen, das mit dem bescheidenen roten Holzhaus, das es vorher gewesen war, nicht mehr viel gemeinsam hatte. Seit dieser Zeit lebte Selma Lagerlöf das ganze Jahr auf Mårbacka.


Selma Lagerlöf veröffentlichte auch nach dem Nobelpreis bedeutende Romane, darunter 1911 Liljecronas Heim und 1914 Der Kaiser von Portugallien, zwei Werke, in denen sie von ihrer Heimat und deren Menschen erzählt. Ihr letztes großes Romanprojekt war die 1925–1928 erschienene Trilogie Die Löwenskölds, die sich gleichzeitig als Geschichte eines schicksalsmächtigen Fluches und als hellsichtige Analyse des Narzissmus’ der Zentralfigur lesen lässt. Ein geplanter vierter Band kam nicht mehr zustande.


In ihren späteren Jahren schrieb sie eine dreiteilige Autobiografie: Mårbacka, Aus meinen Kindertagen sowie Tagebuch der Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf, ihr letztes vollendetes Werk. Die Autobiografie ist keine Schilderung des eigenen Lebens im herkömmlichen Sinne, sondern besteht aus Erzählungen aus ihrer Kindheit, die einem bestimmten Zweck dienen: die Hintergründe ihres schriftstellerischen Wirkens darzustellen.


Selma Lagerlöf verband ab 1884 eine innige Freundschaft mit Sophie Elkan, die bis zu deren Tod im Jahr 1924 währte. Um 1899 lernte sie dann in Falun die Studienrätin Valborg Olander kennen, woraus sich eine lebenslange Liebesbeziehung entspann. Lagerlöfs Briefe an Elkan wurden 1990 veröffentlicht; 2006 folgte eine Sammlung von Briefen an Valborg Olander. Beiden Freundinnen versichert Lagerlöf ihre Liebe („kärlek“), doch während Elkan vor einem Treffen „hands off“ fordert, spricht Lagerlöf Olander gegenüber wiederholt offen von Sehnsucht nach körperlicher Zärtlichkeit von ihrer Seite, freut sich über deren „Liebesbriefe“ („kärleksbrev“) und nennt ihre Freundin, die ihr auch beim Redigieren von Manuskripten und Erledigen von Korrespondenz behilflich war, eine „richtige Schriftsteller-Ehefrau“ („en riktig författarhustru“). Aus beiden Briefsammlungen wird deutlich, dass Elkan und Olander eifersüchtig aufeinander reagierten. Die Herausgeberin der Briefe an Olander, die Literaturwissenschaftlerin Ying Toijer-Nilsson, deutet sie in ihrem Kommentar als Ausdruck einer leidenschaftlichen Dreiecksbeziehung, die erst mit dem Tod Elkans zu Ende ging.


Selma Lagerlöf wurde 1907 gebeten, einen sechsjährigen Jungen namens Nils Holgersson aufzunehmen, wobei die zufällige Namensgleichheit mit Lagerlöfs Romanheld die Ursache dafür war, dass man sich gerade an sie wandte. Sie widmete ihrem Pflegesohn viel Engagement, wenn auch ihre Pläne, ihn zu einem intellektuell gebildeten Menschen und potenziellen Erben von Mårbacka zu erziehen, fehlschlugen. Nils Holgersson wurde schließlich Bauarbeiter, wanderte nach Amerika aus und war in Chicago am Bau vieler Wolkenkratzer beteiligt.


Soziales und politisches Engagement


Selma Lagerlöf engagierte sich insbesondere in Frauenfragen. 1911 hielt sie in Stockholm bei einem internationalen Frauenkongress die vielbeachtete Rede Hem och stat („Heim und Staat“), in welcher sie die „weibliche“ Schöpfung des Heimes, in dem Frieden und Geborgenheit herrschen, der „männlichen“ Schöpfung des von Macht und Gewalt geprägten Staates gegenüberstellte. Dass eine weltbekannte Frau, Nobelpreisträgerin und Gutsbesitzerin sprach, der das elementare staatsbürgerliche Recht, nämlich das Wahlrecht (das Frauenstimmrecht wurde in Schweden erst 1921 eingeführt), verweigert wurde, machte die Rede besonders brisant.


Selma Lagerlöf spendete im Jahr 1922 signierte Exemplare ihrer Bücher als Preis für einen Schönheitswettbewerb des Stockholms Dagblad. Dieser Fotowettbewerb wurde von Herman Lundborg initiiert, der 1921/1922 das rassenhygienische Institut Uppsala gründete und später mit dem Nationalsozialismus sympathisierte. Mit diesem Fotomaterial wollte Lundborg eine Ausstellung zum schwedisch-germanischen Menschenbild gestalten, die jedoch nie zustande kam. Da es keine weiteren Belege für Kontakte zwischen Lagerlöf und Lundborg nach 1922 gibt, ist es sehr fraglich, inwieweit sie mit seinen politischen Ansichten sympathisierte.


Im Jahr 1933 beteiligte sich Selma Lagerlöf an einem Komitee zur Rettung jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland. 1940 half sie der deutsch-jüdischen Schriftstellerin Nelly Sachs, nach Schweden zu fliehen, und rettete so deren Leben. In ihrer Heimatgemeinde Östra Ämtervik saß sie im Gemeinderat und war Mitglied der Armenverwaltung. Auf Grund ihrer Popularität bekam Selma Lagerlöf zahllose Bitt- und Bettelbriefe aus dem In- und Ausland. Sie half, so gut sie konnte, und schickte oft Geldbeträge. Auch in den Krisenjahren in der Weltwirtschaftskrise entließ sie keine Arbeiter, sondern stellte in Mårbacka sogar neue ein, um die Not der Menschen zu lindern.


Um Finnland während des Winterkrieges 1939 finanziell zu unterstützen, spendete Selma Lagerlöf ihre goldene Nobelpreis-Medaille. Inmitten ihrer Anstrengungen, der kriegsgebeutelten Bevölkerung Finnlands zu helfen, starb Selma Lagerlöf am 16. März 1940 in ihrem Haus an einem Schlaganfall. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in Östra Ämtervik, Gemeinde Sunne, Värmland.


Literarische Bedeutung


Thematik


Selma Lagerlöf wird häufig in erster Linie als Schriftstellerin betrachtet, die ihre värmländische Heimat schildert. Tatsächlich spielt die Schilderung ihrer Heimat in ihrem Werk – beispielsweise in Gösta Berling, Liljecronas Heim und Der Kaiser von Portugallien – eine große Rolle. Selma Lagerlöf sah es als eine Lebensaufgabe an, die Lebensweise in ihrer Heimat und auf dem Gut ihrer Eltern darzustellen und so für spätere Generationen zu bewahren.


Die Bandbreite der von Selma Lagerlöf behandelten Themen geht aber weit darüber hinaus: Ein immer wiederkehrendes Motiv in ihrem Werk ist die Notwendigkeit, Schuld zu sühnen, einerseits und die versöhnende und erlösende Kraft der Liebe andererseits. Auch interessierte sich Selma Lagerlöf lebhaft für die menschliche Psychologie und die Schilderung von Seelenzuständen.


Ein wichtiges Thema für Selma Lagerlöf ist das Heim und die durch ein Heim vermittelte Geborgenheit und Sicherheit. In dem Roman Liljecronas Heim wird dies schon im Titel deutlich. Vorbild ist hier wie auch in anderen Werken das elterliche Gut Mårbacka, das geradezu als Musterbild eines Heimes gefeiert und bewusst idealisiert wird. Auch in Nils Holgersson findet sich (im Kapitel En liten herrgård) eine liebevolle Beschreibung des Guts, auf dem Selma Lagerlöf aufgewachsen ist. Im Zusammenhang mit dem Heim wird häufig die Bedrohung des Heims und die Angst vor dem Verlust des Heimes behandelt. In Gösta Berling wird dies gleich mehrfach thematisiert: Über die Majorin heißt es, sie sei nicht die einzige, die den Verlust eines geliebten Heimes erleben musste, und die Schrecken einer Auktion, bei der das Heim versteigert wird, werden im Kapitel Auktionen på Björne geschildert. Auch in Jerusalem wird die Versteigerung des heimatlichen Hofs eindrucksvoll dargestellt.


Ein anderes häufig vorkommendes Thema ist die Konfrontation weiblich–männlich, archetypisch etwa in Herrn Arnes Schatz. Die weiche, hingebungsvolle, liebende Elsalill stößt auf den grausamen, bösartigen und verschlagenen Sir Archie und geht hieran zu Grunde. Häufig sind es bei Selma Lagerlöf starke, tüchtige und selbstbewusste Frauen, die sich gegen schwache und unfähige Männer durchsetzen müssen: Von der Majorin in Gösta Berling über Micaela Palmeri in Die Wunder des Antichrist und Karin Ingmarsdotter in Jerusalem bis hin zu Charlotte Löwensköld und Anna Svärd in der Löwensköld-Trilogie kehrt diese Konstellation immer wieder.


Eine ebenfalls häufig wiederkehrende Thematik ist die problematische Vater-Tochter-Beziehung: Melchior Sinclaire und Marianne Sinclaire in Gösta Berling, Cavaliere Palmeri und Micaela Palmeri in Die Wunder des Antichrist, Pfarrer Lyselius und Maja Lisa Lyselius in Liljecronas Heim und Jan i Skrolycka und Klara Gulla in Der Kaiser von Portugallien: Immer sind diese Beziehungen von inniger Liebe, aber auch schweren Konflikten geprägt.


Selma Lagerlöf behandelt gerne auch damals aktuelle Geschehnisse und Entwicklungen: In Die Wunder des Antichrist versucht sie, Christentum und Sozialismus miteinander auszusöhnen, in Jerusalem behandelt sie den Verfall der Autorität der lutherischen schwedischen Staatskirche und das Aufkommen neuer Volksbewegungen, Das heilige Leben ist ein ergreifendes pazifistisches Plädoyer angesichts der Schrecken des Ersten Weltkriegs.


Schreibweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Die Romane und Erzählungen von Selma Lagerlöf wirken auf den ersten Blick naiv und erwecken den Anschein, in einer uralten mündlichen Erzähltradition geschrieben zu sein. Ihre Romane bestehen aus einzelnen Kapiteln, die in sich jeweils abgeschlossene Episoden darstellen. Das Einleitungskapitel von Jerusalem I etwa, Ingmarssönerna („Die Ingmarssöhne“), fungierte ursprünglich sogar als selbstständige Novelle. Lagerlöf wurde aufgrund dieses Stils häufig als „sagotant“ (Märchentante) abgetan und Kritiker warfen ihr vor, zu sehr auf regionale Themen und Sujets beschränkt zu bleiben.


Die Literaturwissenschaft deckte erst im Laufe der Zeit auf, wie bewusst Selma Lagerlöf mit raffinierten erzähltechnischen Methoden arbeitete. Dies zeigt sich beispielsweise an der anspruchsvollen Konstruktion von Jerusalem, wo sie scheinbar zusammenhanglose Einzelkapitel zu einem komplexen Bau zusammensetzt, dessen Grundstruktur sich erst nach und nach erschließt, oder an dem geschickten Wechsel der Erzählperspektive in Der Kaiser von Portugallien.


Hinter der Verarbeitung von Sagenstoffen und dem Auftauchen übernatürlicher Mächte lässt sich der Versuch erkennen, die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche zu ergründen, was auf ein der Zeit Freuds durchaus gemäßes Menschenbild schließen lässt. In ihrem Subtext setzen sich viele Werke Lagerlöfs mit sozialen Umwälzungen auseinander und sind in ihrer Infragestellung des tradierten Geschlechterverhältnisses der zeitgenössischen gesellschaftlichen Realität voraus, so dass Lagerlöf heute zu den modernen Schriftstellern gezählt wird.


In Gösta Berling schreibt Selma Lagerlöf in einem hochgestimmten, überschwänglichen, empathischen Ton, häufig mit direkten Anrufen an den Leser (Beispiel: O sena tiders barn! – O Kinder späterer Zeiten!) In späteren Werken ändert sie ihren Stil und pflegt eine lakonische, schlichte, an die isländische Saga gemahnende Schreibart.


Ein Vergleich ihrer Literatur mit ihren privaten Äußerungen etwa in Briefen, in denen sie natürlich und zwanglos schreibt, zeigt, wie kunstvoll ihre Sprache ist. „Es strengt an, einfach zu sein“, schrieb sie einmal. Selma Lagerlöf gelang es, ohne Längen Spannung zu erzeugen und von der ersten bis zur letzten Seite durchzuhalten.


Neben Romanen schrieb sie ihr ganzes Leben auch Kurzgeschichten, Erzählungen und Legenden. Einmal wagte sie sich sogar an ein Gedicht in Alexandrinern, Slåtterkarlar på Ekolsund aus Troll och människor I. Die dramatische Form lag ihr hingegen nicht. Sie selbst bearbeitete ihre Erzählungen Dunungen und Herrn Arnes Schatz für das Theater. Beide Theaterstücke waren bei Publikum und Kritik ein Misserfolg.


Werke



  • Gösta Berlings saga. Roman. 1891 („Gösta Berling“, 1896)

  • Osynliga länkar, Erzählungen, 1894 („Unsichtbare Bande“)

  • Antikrists mirakler. Roman. 1897 („Die Wunder des Antichrist“)

  • En herrgårdssägen. Roman. 1899 („Eine Gutsgeschichte“)

  • Drottningar i Kungahälla. 1899 („Die Königinnen von Kungahälla“. Novellen)

  • Jerusalem. Roman. 2 Bde., 1901 und 1902 („Jerusalem“, 1902/03)

  • Herr Arnes penningar. Erzählung. 1904 („Herrn Arnes Schatz“)

  • Kristuslegender. Erzählungen. 1904 („Christuslegenden“)

  • Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige. Roman. 1906–1907 („Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“)

  • Liljecronas hem. Roman. 1911 („Liljecronas Heimat“)

  • Körkarlen. Roman. 1912 („Der Fuhrmann“, auf Deutsch erschienen unter dem Titel „Der Fuhrmann des Todes“)

  • Kejsarn av Portugallien. Roman. 1914 („Der Kaiser von Portugallien“)

  • Troll och människor. Erzählungen. 1915–21 („Geschichten von Trollen und Menschen“)

  • Bannlyst. Roman. 1918 („Geächtet“, auf Deutsch erschienen unter dem Titel „Das heilige Leben“)

  • Mårbacka. Memoiren. 1922 („Mårbacka“, 1923)

  • Romantrilogie:


    • Löwensköldska ringen. 1925 („Der Ring des Generals“, 1925)

    • Charlotte Löwensköld. 1925 („Charlotte Löwensköld“, 1926)

    • Anna Svärd. 1928 („Anna, das Mädchen aus Dalarne“, 1929)


  • Ett barns memoarer. Memoiren. 1930 („Memoiren eines Kindes“, auf Deutsch erschienen unter dem Titel „Aus meinen Kindertagen“)

  • Dagbok för Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf. Memoiren. 1932 („Tagebuch der Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf“)

  • Höst. 1933 („Herbst“)

  • Från skilda tider. 1943–45, postum


Seit dem 1. Januar 2011 sind die Werke (schwedische Originaltexte) gemeinfrei.


Hörbücher



  • Geschichten zur Weihnachtszeit. LangenMüller Audio-Books, München 2007, ISBN 978-3-7844-4129-0, gelesen von Johannes Steck, 1 CD, 52 Min.


Verfilmungen



  • Herrn Arnes Schatz (1919, Originaltitel: Herr Arnes penningar)

  • Der Fuhrmann des Todes (1921, Originaltitel: Körkarlen)

  • Die Herrenhofsaga (1923, Originaltitel: En herrgårdssägen)

  • Gösta Berling (1924, Originaltitel: Gösta Berlings Saga)

  • Das Mädchen vom Moorhof (1935)

  • Das Mädchen vom Moorhof (1958)

  • Herrn Arnes Schatz (1954, Originaltitel: Herr Arnes penningar, eine Neuverfilmung des Films aus dem Jahr 1919)

  • Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen (Zeichentrickserie, 1980)

  • Nils Holgerssons wunderbare Reise (Fernsehfilm, 2011)


Zitat


“O, sena tiders barn! Jag har ingenting nytt att berätta er, endast det, som är gammalt och nästan glömt. Sägner har jag från barnkammeren, där de små sutto på låga pallar kring sagoberätterskan med det vita håret, eller från stockelden i stugan, där drängar och torpare sutto och språkade, medan ångan rykte från deras våta kläder och de drogo knivar ur läderslidan vid halsen för att breda ut smör på tjockt, mjukt bröd, eller från salen, där gamla herrar sutto i vaggande gungstolar och, livade av den ångande toddyn, talade om flydda tider.”


„O, Kinder späterer Zeiten! Ich habe euch nichts Neues zu erzählen, nur das, was alt und fast vergessen ist. Sagen habe ich aus dem Kinderzimmer, wo die Kleinen auf niedrigen Schemeln um die Märchenerzählerin mit den weißen Haaren saßen, oder vom Holzfeuer in der Hütte, wo die Knechte und Kätner saßen und sich unterhielten, während der Dunst aus ihrer feuchten Kleidung drang und während sie Messer aus der um den Hals gehängten Lederscheide zogen, um Butter auf dickes, weiches Brot zu schmieren, oder von Sälen, wo alte Herren in wiegenden Schaukelstühlen saßen und, belebt vom dampfenden Punsch, von vergangenen Zeiten sprachen.“


Aus: Gösta Berling


Literatur



  • Sibylle Schweitzer: Selma Lagerlöf. Eine Bibliographie. (= Schriften der Universitätsbibliothek Marburg. Band 51). Universitätsbibliothek Marburg, Marburg 1990, ISBN 3-8185-0076-2.

  • Claudia Eberhard-Metzger: Ich bin eine Zuhörerin, eine Wiedererzählerin. In: Charlotte Kerner (Hrsg.): Madame Curie und ihre Schwestern. Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Band II. Beltz, Weinheim 1997, ISBN 3-407-80845-3.

  • Vivi Edström: Selma Lagerlöf. Stockholm 2003, ISBN 91-27-09481-2. (Erstausgabe 1984, schwedisch).

  • Göran Hägg: Den svenska litteraturhistorien. Stockholm 1996 (auf Schwedisch).

  • Angelika Nixel: Das Kind des Jahrhunderts im Jahrhundert des Kindes: zur Entstehung der phantastischen Erzählung in der schwedischen Kinderliteratur (= Rombach-Wissenschaften. Nordica. Band 3). Rombach, Freiburg im Breisgau 2002, ISBN 3-7930-9310-7 (Dissertation Universität Freiburg im Breisgau 2000).

  • Rejo Rüster, Lars Westmann: Selma på Mårbacka. Stockholm 1996 (auf Schwedisch).

  • Ying Toijer-Nilsson: En Riktig Författarhustru: Selma Lagerlöf Skriver Till Valborg Olander. Bonnier 2006.

  • Barbara Thoma: Selma Lagerlöf. Von Wildgänsen und wilden Kavalieren. Römerhof Verlag, Zürich 2013, ISBN 978-3-905894-24-0.

  • Holger Wolandt: Selma Lagerlöf. Värmland und die Welt. Eine Biografie. Urachhaus, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8251-7913-7.

Walter von Molo

Walter Reichsritter von Molo (* 14. Juni 1880 in Sternberg, Mähren; † 27. Oktober 1958 in Hechendorf bei Murnau am Staffelsee) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Walter von Molo wurde am 14. Juni 1880 in Sternberg geboren und wuchs in Wien auf. Nach der Schulzeit im Realgymnasium Schottenbastei studierte er an der Technischen Hochschule Wien Maschinenbau und Elektrotechnik und arbeitete bis 1913 als Ingenieur im Wiener Patentamt. Während seines Studiums wurde er Mitglied der Burschenschaft Eisen/Vandalia Wien, aus der er später jedoch wieder austrat. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs übersiedelte Walter von Molo nach Berlin, da er sich, durch seine bayerischen Eltern geprägt, mehr als Deutscher fühlte. In Berlin war er ausschließlich als Schriftsteller tätig und wurde während des Ersten Weltkrieges, an dem er als kriegsdienstuntauglich nicht teilnahm, landesweit bekannt. Mit Unterstützung seines Freundes Gustav Stresemann erhielt von Molo 1920 die preußische und damit die deutsche Staatsbürgerschaft. In den zwanziger Jahren trat Walter von Molo zum protestantischen Glauben über. Er war seit 1930 in zweiter Ehe mit Anneliese geb. Mummenhoff verheiratet. Der Schauspieler Gedeon Burkhard ist sein Urenkel.

Werk und Berufstätigkeit

Walter von Molos während und kurz nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte Werke erzielten Rekordauflagen und machten ihn zu einem der populärsten deutschsprachigen Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wozu seine Biographien über Friedrich Schiller (1912–1916), Friedrich II. von Preußen (Fridericus) und Prinz Eugen beitrugen. Daneben schrieb Molo aber auch reine Romane, wie: Ein Volk wacht auf (1918–1921). Alle seine Werke zeigten eine deutschnationale Einstellung, die sich auch durch die Niederlage Deutschlands und den Zusammenbruch der Donaumonarchie erklären lässt. Wirtschaftspolitisch und gesellschaftlich betonte Walter von Molo die Individualrechte und sprach sich gegen staatliche Beschränkungen der Meinungsfreiheit aus (Friedrich Staps 1918, Ein Deutscher ohne Deutschland 1931). Ebenso entschieden wie gegen die Rheinlandbesetzung durch französische Truppen trat von Molo jedoch für die Schriftsteller Remarque und Heinrich Mann ein. Entgegen antisemitischer Äußerungen hatte von Molo keine jüdischen Vorfahren, als bekennender Kriegsgegner, Verteidiger der Juden und ihrer Gleichberechtigung in der deutschen Gesellschaft wurde er wiederholt zur Zielscheibe des Hasses der organisierten Antisemiten.

Molo war Mitbegründer des deutschen PEN-Clubs und seit dem Gründungsjahr 1926 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Seit 1928 war er Vorsitzender der Sektion Dichtung innerhalb der Preußischen Akademie der Künste, der auch Thomas Mann und Heinrich Mann angehörten; das unbezahlte Ehrenamt begriff er als gesellschaftliche, kulturelle und soziale Aufgabe. Eine im engeren Sinne politische Position bezog von Molo nicht, verkehrte allerdings freundschaftlich mit den führenden Politikern seiner Zeit wie Gustav Stresemann, Paul Löbe, Friedrich Ebert und Otto Braun.

Verhältnis zum Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten drohte Walter von Molo trotz bereitwilliger Unterzeichnung einer Ergebenheitsadresse am 15. März 1933 der Ausschluss aus der Sektion Dichtung der Preußischen Akademie der Künste. Diesen Ausschluss verhinderte nur ein persönliches Einschreiten über das preußische Kultusministerium. Eine Emigration lehnte Molo – auch als seine beiden Kinder Trude und Conrad das Land verlassen hatten – ab und zog sich mit seiner Ehefrau nach Murnau am Staffelsee auf ein einige Jahre zuvor erworbenes Gehöft zurück. Molo legte sämtliche Ehrenämter nieder und blieb lediglich gemeinsam mit unter anderem Max Planck, Eduard Spranger und Carl Jacob Burckhardt im parteipolitisch unbeachteten Vorstand der Weimarer Goethe-Gesellschaft.

Obgleich sich Walter von Molo nicht öffentlich gegen die nationalsozialistische Regierung äußerte und im Oktober 1933 zum Nachweis seiner Staatstreue ein Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler[6] mitunterzeichnete, ließen Angriffe des Kulturpolitikers und Schriftstellers Arnolt Bronnen und verschiedener NS-Propagandaorgane gegen ihn nicht nach, von Molos Theaterstücke wurden nicht mehr gespielt, seine Bücher kaum noch besprochen, sein Luther-Roman und einige Schriften über Friedrich den Großen galten als unerwünscht. Er fand nur schwer Verleger und musste sich wirtschaftlich deutlich einschränken. Politisch äußerte er sich lediglich noch 1938, als er den „Anschluss Österreichs“ und seiner böhmischen Geburtslande bejubelte. Im gleichen Jahr fand das erste der von Joseph Goebbels als Schaulauf der nationalsozialistischen Literaturprominenz konzipierten Weimarer Dichtertreffen statt, zu denen auch Molo geladen wurde. Goebbels ließ manchmal auch gezielt Schriftsteller zu den Treffen laden, die dem Regime eher fernstanden.

In den folgenden Jahren, insbesondere während des Krieges, empfand sich Walter von Molo als ausgegrenzt und beobachtet. Da seine Werke nicht als bedeutend galten, wurden sie, angeblich aus Papiermangel, nicht mehr gedruckt, und Molos Schaffen beschränkte sich auf kulturgeschichtliche Zeitungsbeiträge. Aus Angst vor Hausdurchsuchungen versenkte er einen großen Teil der Werke seiner inzwischen ausgewanderten oder inhaftierten Kollegen und seinen Briefwechsel mit Stefan Zweig im Gartenteich.

Nachkriegszeit

Walter von Molo und andere Schriftsteller, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland geblieben waren, prägten in der Nachkriegszeit den Begriff der „inneren Emigration“. Nach Kriegsende forderte von Molo alle deutschen Exilschriftsteller auf, nach Deutschland zurückzukommen und sich dem herrschenden Elend wieder zu stellen; er löste damit eine heftige öffentliche Debatte über die Bewertung der Emigrationsliteratur und der ausgewanderten Schriftsteller aus.

Am 4. August 1945 schrieb Molo in der Hessischen Post einen Offenen Brief an Thomas Mann: „Ihr Volk, das nunmehr seit einem Dritteljahrhundert hungert und leidet, hat im innersten Kern nichts gemein mit den Missetaten und Verbrechen.“[ Thomas Mann antwortete darauf, dass Bücher, „die von 1933 bis 1945 in Deutschland überhaupt gedruckt werden konnten, weniger als wertlos“ seien.

Molo löste damit eine heftige Kontroverse unter den „inneren Emigranten“ und den „Exil-Schriftstellern“ aus. Molo behauptete, dass Schriftsteller, die jahrelang nicht in Deutschland gelebt haben, das Recht verwirkt hätten, sich zum Schicksal Deutschlands zu äußern.

Anlässlich seines siebzigsten Geburtstages wurde Walter von Molo noch einmal in der Öffentlichkeit gewürdigt, unter anderem durch die zurückgekehrten Emigranten Alfred Döblin und Alfred Kantorowicz. Von Molo konnte allerdings nicht mehr an seine früheren schriftstellerischen Erfolge anknüpfen. Als Ehrenvorsitzender der deutschen Schriftstellerverbände setzte er sich für eine Verbesserung der sozialen Lage freischaffender Künstler ein. Molo starb am 27. Oktober 1958, seine Urne wurde auf seinem Grundstück, dem heutigen Molo-Park in Murnau, beigesetzt, wo ein Grabstein an ihn erinnert.

Werke (in Auswahl)

Erzählungen und Romane

  • Wie sie das Leben zwangen, Roman, Vita Berlin 1906, Neuauflage 1926
  • Klaus Tiedemann, der Kaufmann, 1908. Überarbeitete Auflage unter dem Titel Lebenswende, 1918
  • Im Titanenkampf. Ein Schillerroman, 1913
  • Der Hochzeitsjunker. Ein Rennroman, 1913
  • Die Freiheit. Ein Schillerroman, 1914
  • Der Große Fritz im Krieg, 1917
  • Schiller in Leipzig, 1917
  • Die ewige Tragikomödie. Novellistische Studien 1906-1912, 1917
  • Fridericus, Erster Roman der Trilogie Ein Volk wacht auf, 1918
  • Luise, Zweiter Roman der Trilogie Ein Volk wacht auf, 1919
  • Das Volk wacht auf, Dritter Roman der Trilogie Ein Volk wacht auf, 1921
  • Auf der rollenden Erde, Roman, 1923
  • Vom alten Fritz. 4 Erzählungen aus dem Leben des großen Königs, 1924
  • Bodenmatz, Roman, 1925
  • Im ewigen Licht, Roman, 1926
  • Die Legende vom Herrn, 1927
  • Hans Amrung und seine Frau und andere Novellen, 1927
  • Mensch Luther, Roman, 1928
  • Die Scheidung. Ein Roman unserer Zeit, 1929
  • Ein Deutscher ohne Deutschland. Ein Friedrich-List-Roman, 1931
  • Holunder in Polen, Roman, 1933
  • Der kleine Held, Roman, 1934
  • Eugenio von Savoy. Heimlicher Kaiser des Reichs, Roman, 1936
  • Geschichte einer Seele, 1938
  • Das kluge Mädchen, Roman, 1940
  • Der Feldmarschall, 1940
  • Sie sollen nur des Gesetzes spotten, Erzählungen, 1943
  • Im Sommer. Eine Lebenssonate, 2 Erzählungen, 1943
  • Der Menschenfreund, Roman, 1948
  • Die Affen Gottes. Roman der Zeit, 1950
  • Ein Stern fiel in den Staub – Heinrich von Kleist, 1958

Bühnenstücke

  • Das gelebte Leben, Drama in 4 Akten, 1911
  • Die Mutter, Drama in 4 Akten, 1914
  • Der Infant der Menschheit, Drama in 3 Akten, 1916
  • Die Erlösung der Ethel, Tragödie in 4 Aufzügen, 1917
  • Friedrich Staps. Ein deutsches Volksstück in 4 Aufzügen, 1918
  • Der Hauch im All, Tragödie in 3 Aufzügen, 1918
  • Die helle Nacht, Schauspiel in 3 Aufzügen, 1920
  • Till Lausebums, Romantisches Lustspiel in 3 Aufzügen, 1921
  • Lebensballade, Ein Schauspiel in 12 Szenen, 1924
  • Ordnung im Chaos, Schauspiel in 8 Bildern, 1928
  • Friedrich List. Ein deutsches Prophetenleben in 3 Aufzügen, 1934

Drehbücher und Vorlagen

  • "Luise, Königin von Preußen" (D, 1931) unter der Regie von Carl Froelich, mit Henny Porten, Gustaf Gründgens u. a.
  • Fridericus (D, 1936), unter der Regie von Johannes Meyer, mit Otto Gebühr, Hilde Körber, Lil Dagover, Agnes Straub, Käthe Haack u. a.
  • Der unendliche Weg (D, 1942/43), unter der Regie von Hans Schweikart, mit Eugen Klöpfer, Eva Immermann, Hedwig Wangel, Alice Treff u. a.

Hörspiele

  • 1926: Till Lausebums. Ein romantisches Lustspiel in drei Aufzügen – Produktion: Nordische Rundfunk AG; Regie: Hans Hansen; Erstsendung: 18. Dezember 1926; Livesendung ohne Aufzeichnung.

Sprecher u. a.

  • Konrad Gebhardt: Till Lausebums
  • Karl Pündter: Der Bürgermeister
  • Claire Goericke: Lilli, dessen Tochter
  • Walter Schneider: Der Steueramtsdirektor
  • Ferdinand Krantz: Georg, dessen Sohn
  • Hans Freundt: Der Küster

Sonstige Schriften

  • mit Gottfried Dimmer: Wie mache ich eine österreichische Patentanmeldung?, Eine Anleitung zur Herstellung von Patentunterlagen. Verlag von Manzsche, Wien. 1905
  • Geschwindigkeitsmesser an Automobilen, 1907
  • Deutsches Volk. Ein Flugblatt in jedes Haus, 1914
  • Als ich die bunte Mütze trug. Deutsch-österreichische Studenten-Erinnerungen, 1914
  • An unsere Seelen. Drei Flugblätter auf das Kriegsjahr 1914-1915, 1915
  • Deutschland und Oesterreich. Kriegsaufsätze, 1915
  • Deutsch sein heißt Mensch sein! Notschrei aus deutscher Seele, 1915
  • An Frederik van Eeden und Romain Rolland. Offener Brief, 1915
  • Sprüche der Seele, 1916
  • Im Schritt der Jahrhunderte. Geschichtliche Bilder, 1917
  • Italien. Erlebnisse Deutscher in Italien, 1921
  • Im Zwielicht der Zeit. Bilder aus unseren Tagen, 1922
  • Der deutschen Jugend gesagt, 1929
  • Zwischen Tag und Traum. Gesammelte Reden und Aufsätze, 1930
  • Deutsche Volksgemeinschaft. Ansprache am 22. März 1932 in Weimar, 1932
  • Wie ich Deutschland möchte. Eine Rede über Friedrich List, 1932
  • Lob des Leides, 1947
  • Zu neuem Tag. Ein Lebensbericht, 1950
  • So wunderbar ist das Leben. Erinnerungen und Begegnungen, 1957
  • Wo ich Frieden fand. Erlebnisse und Erinnerungen, 1959

Literatur

  • Werner von Bergen: Der lange Weg aus dem Exil. Die Diskussion um die Heimkehr aus dem Exil am Beispiel Thomas Manns und des Streites zwischen "innerer" und "äußerer" Emigration. 1945-1949. Mag.-Arb., Universität Frankfurt am Main 1984.
  • Babette Dietrich: "Ein Auftrag von höherer Macht ...". Walter von Molo und die Mainzer Literaturklasse 1949-1956. (= Edition Wissenschaft; Reihe Germanistik; 7). Tectum-Verlag, Marburg 1995. ISBN 3-89608-877-7
  • Hanns Martin Elster: Walter von Molo und sein Schaffen. Langen, München 1920
  • Rudolf Gnauk: Molo, Walter Ritter v.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 7–9 (Digitalisat).
  • Franz Camillo Munck: Walter von Molo. Der Dichter und das Leben. (= Vom Herzschlag meines Volkes; 2). Koch, Leipzig 1924.
  • Gustav Christian Rassy: Walter von Molo. Ein Dichter des deutschen Menschen. Bohn, Leipzig 1936.
  • Karl Otto Vitense: Walter von Molo. Das Wesen des Schriftstellers. Diss., Universität Leipzig 1936.



  • Pauline Klaiber- Gottschau

    Pauline Louise Karoline Klaiber-Gottschau (* 30. Oktober 1855 in Frauenzimmern bei Brackenheim, Württemberg; † 12. September 1944 in Stuttgart) war eine literarische Übersetzerin.

    Leben

    Pauline wurde als eins von 5 Kindern des Pfarrers Dr. Karl Friedrich Klaiber-Gottschau (1817–1893) und seiner Frau Pauline (1820–1870) geboren. Im Jahr 1918 heiratete sie Professor Dr. med. Max Gottschau (1849–1923) und lebte mit ihm in Würzburg. Seit 1925 bis zu ihrem Tod lebte sie in Stuttgart.

    Sie übersetzte Belletristik aus dem Schwedischen, Norwegischen, Dänischen und Englischen.

    Herausgeberschaft

    • Maria Susanne Kübler: Das Hauswesen nach seinem ganzen Umfange, Stuttgart 1905

    Übersetzungen

    • Roald Amundsen: Die Eroberung des Südpols, München
      • 1 (1912)
      • 2 (1912)
    • Roald Amundsen: Die Nordwest-Passage, München 1908
    • Hans Christian Andersen: Märchen, Stuttgart 1900
    • Martin Andersen Nexø: Gesammelte Novellen, München
      • 1. Proletarier-Novellen, 1923
    • Peter Christen Asbjørnsen: Nordische Volks- und Hausmärchen, München
      • 1 (1909)
      • 2 (1909)
      • 3 (1909)
    • Jenny Blicher-Clausen: Inga Heine, Stuttgart 1901
    • Jenny Blicher-Clausen: Onkel Franz, Stuttgart 1903
    • Jenny Blicher-Clausen: Sonja, Stuttgart 1906
    • Karl Gustav Broendsted: Der Borreturm, Leipzig 1899
    • Karl Gustav Broendsted: Freiheit, Leipzig 1901
    • Karl Gustav Broendsted: Niels Glambäk, Leipzig 1902
    • George Bronson-Howard: Meeresgold, Stuttgart 1910
    • Laurids Bruun: Die Mitternachtssonne, Berlin 1908
    • Jacob Breda Bull: Hans Nielsen Hauge, der Erwecker Norwegens, Stuttgart 1926
    • Bithia Mary Croker: Miss Balmaines Vergangenheit, Stuttgart
      • 1 (1899)
      • 2 (1899)
    • Sophie Elkan: Von Gottes Gnaden, Stuttgart
      • 1 (1906)
      • 2 (1906)
    • Carit Etlar: Der Junker von Agersböl. Das Pfingstfest in Tibirke, Berlin [u. a.] 1902
    • Carl Ewald: Sechs Märchen, Kopenhagen 1898
    • Evy Fogelberg: Mathilda Wredes letzte Jahre, Stuttgart 1929
    • Berndt Fredgren: Das Mädchen vom Moorhof, München 1913
    • Hans Emil Friis: Königin Christine von Schweden, Leipzig 1899
    • Knut Hamsun: Gedämpftes Saitenspiel, München 1910
    • Knut Hamsun: Segen der Erde, München 1918
    • Knut Hamsun: Die Stadt Segelfoss, München 1916
    • Knut Hamsun: Unter Herbststernen, München 1908
    • Knut Hamsun: Die Weiber am Brunnen, München 1921
    • Verner von Heidenstam: Die Schweden und ihre Häuptlinge, München
      • 1 (1909)
      • 2 (1911)
    • Erna Heinberg: Estrid und Karen, Stuttgart 1932
    • Erna Heinberg: Der Freundschaftsbund, Stuttgart 1934
    • Erna Heinberg: Ulla, die kleine Helferin, Stuttgart 1931
    • Erna Heinberg: Das Wunderkind, Stuttgart 1934
    • Jarl Hemmer: Gehenna, München 1933
    • Jarl Hemmer: Die Morgengabe, München 1936
    • Lucie Hörlyk: Die alte Plantage, München 1911
    • Lucie Hörlyk: Meta Hauch, München 1912
    • Elias Krämmer: Der Weg zum Leuchtfeuer, Stuttgart 1928
    • Elias Krämmer: Die Wogen rollen, Stuttgart 1929
    • Selma Lagerlöf: Anna, das Mädchen aus Dalarne, München 1929
    • Selma Lagerlöf: Aus meinen Kindertagen, München 1931
    • Selma Lagerlöf: Charlotte Löwensköld, München 1926
    • Selma Lagerlöf: Der Fuhrmann des Todes, München 1912
    • Selma Lagerlöf: Gösta Berling, München 1904
    • Selma Lagerlöf: Das heilige Leben, München 1920
    • Selma Lagerlöf: Eine Herrenhofsage, München 1903
    • Selma Lagerlöf: Herrn Arnes Schatz, München 1942
    • Selma Lagerlöf: Jans Heimweh, München 1914
    • Selma Lagerlöf: Jerusalem, München
      • 1. In Dalarne. - 1905
      • 2. Im Heiligen Lande. - 1906
    • Selma Lagerlöf: Liljecronas Heimat, München 1911
    • Selma Lagerlöf: Mårbacka, München 1923
    • Selma Lagerlöf: Onkel Theodor, München 1928
    • Selma Lagerlöf: Der Ring des Generals, München 1943
    • Selma Lagerlöf: Tagebuch, München 1934
    • Selma Lagerlöf: Unsichtbare Bande, München 1912
    • Selma Lagerlöf: Der verzauberte Hof und andere neue Erzählungen, München [u. a.] 1947
    • Selma Lagerlöf: Wiederkehr nach Värmland und andere neue Geschichten, München 1936
    • Selma Lagerlöf: Die Wunder des Antichrist, München 1905
    • Selma Lagerlöf: Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit dem Wildgänsen, München
      • 1 (1907)
      • 2 (1908)
      • 3 (1908)
    • Sven Lange: Der Baum der Erkenntnis, München 1909
    • Severin Lieblein: Der Letzte seines Geschlechts, Leipzig 1913
    • William John Locke: Carlotta, Stuttgart
      • 1 (1909)
      • 2 (1909)
    • Mathilde Malling: Der alte Herrenhof, Stuttgart 1898
    • Zacharias Nielsen: Die Kohlenbrenner, Leipzig 1898
    • Nis Petersen: Die Sandalenmachergasse, München 1933
    • Olfert Ricard: Christus und seine Getreuen, Stuttgart 1910
    • Barbra Ring: Babbens Tagebuch, Herrliberg-Zürich 1943
    • Anna Maria Roos: Der Ruf der Zeit, Stuttgart 1932
    • Ingeborg Maria Sick: Bibelland, Stuttgart 1932
    • Ingeborg Maria Sick: Die Geschichte eines Lächelns und andere Erzählungen, Potsdam 1922
    • Ingeborg Maria Sick: Der heilige Ehestand, Stuttgart 1906
    • Ingeborg Maria Sick: Heilige Nacht, Basel 1935
    • Ingeborg Maria Sick: Der Hochlandpfarrer, Stuttgart 1904
    • Ingeborg Maria Sick: Im Schatten des Klosters, Leipzig 1913
    • Ingeborg Maria Sick: Ina, Stuttgart 1912
    • Ingeborg Maria Sick: Jungfrau Else, Stuttgart 1906
    • Ingeborg Maria Sick: Karen Jeppe, Stuttgart 1929
    • Ingeborg Maria Sick: Das Lenztal, Stuttgart 1924
    • Ingeborg Maria Sick: Mathilda Wrede, ein Engel der Gefangenen, Stuttgart 1922
    • Ingeborg Maria Sick: Minnesang, Stuttgart 1927
    • Ingeborg Maria Sick: Die Prinzessin am Spinnrad, Leipzig 1912
    • Ingeborg Maria Sick: Der Schatz von der Hohenburg und andere Erzählungen, Potsdam 1919
    • Ingeborg Maria Sick: Das schlafende Haus und andere Geschichten, Stuttgart 1909
    • Ingeborg Maria Sick: Die Stunde Gottes, Basel 1937
    • Ingeborg Maria Sick: Zwei Königskinder, Basel 1935
    • August Strindberg: Ehegeschichten, Leipzig 1919
    • August Strindberg: Fabeln, Leipzig 1919
    • August Strindberg: Die Kronbraut, Leipzig 1919
    • August Strindberg: Schwanenweiß, Leipzig 1919
    • August Strindberg: Ein Traumspiel, Leipzig 1919
    • Alexander Svedstrup: Erik Gudmand, Stuttgart 1927
    • Magdalene Thoresen: Am Abgrund vorbei, Berlin [u. a.] 1900
    • Anna Wahlenberg: Die Glückskatze und andere Märchen, Berlin [u. a.] 1922
    • Anna Wahlenberg: Der Sonnenbaum und andere Märchen, Berlin [u. a.] 1921
    • Einar Wallquist: Der Lappendoktor, Stuttgart 1938

    Literatur

    • Kürschners Deutscher Literaturkalender. Nekrolog 1936–1970. Gruyter, Berlin 1973


.............................................................................................................................................................

  • Der Verkauf von Gebrauchtwaren erfolgt nach den Grundsätzen der Differenzbesteuerung (§ 25a UStG).

    Ein gesonderter Ausweis der Mehrwertsteuer erfolgt nicht.




  • dewabit