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Aussagen vom Preußenkönig Ausgabe 1942
Autor: Friedrich der Große * Titel: Vom Dienst des Herrschers Reihe: Deutsche Reihe, Band 10 Verlag:
Eugen Diederichs, Jena 1942 75 Seiten, Hartpappe
Einleitung und Herausgeber: M. Baetke
* Biographie siehe unter den Fotos
Maße: 19x 12 cm Zustand: Einband etwas bestoßen, Bindung sehr gut, Seiten: Vorsatz und erste Seiten etwas fleckig
Friedrich der Große
Friedrich
II. oder Friedrich
der Große (* 24. Januar 1712 in Berlin; † 17.
August 1786 in Potsdam), volkstümlich der „Alte Fritz“ genannt,
war ab 1740 König in, ab 1772 König von Preußen und
ab 1740 Markgraf von Brandenburg und somit einer der Kurfürsten des Heiligen
Römischen Reiches. Er entstammte der Dynastie der Hohenzollern. Die von ihm
gegen Österreich geführten drei Schlesischen Kriege um den
Besitz Schlesiens führten zum deutschen Dualismus. Nach dem
letzten dieser Kriege, dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763,
war Preußen als fünfte Großmacht neben Frankreich, Großbritannien,
Österreich und Russland in der europäischen Pentarchie anerkannt. Friedrich
gilt als ein Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus. So bezeichnete er
sich selbst als „ersten Diener des Staates“. Er setzte tiefgreifende
gesellschaftliche Reformen durch, schaffte die Folter ab und
forcierte den Ausbau des Bildungssystems. Dynastie, Territorienverband, Machtmittel, Land und LeuteFriedrich
standen für die Neuzeit typische Werkzeuge der Machtausübung zur Verfügung. Als
Kennzeichen frühneuzeitlicher Herrschaft gilt, dass die durch Ehe, Erbgänge und
Krieg zusammengeführten Territorien, die sich strukturell stark voneinander
unterschieden, vor allem von der Dynastie zusammengeführt und -gehalten wurden.
Erst der Erwerb der Königskrone im Jahr 1701 ließ die über das ganze römisch-deutsche
Reich verstreuten Territorien Brandenburg-Preußens nach außen wahrnehmbar
zu einer staatlichen Einheit werden, die durch die Dynastie und deren Repräsentation
auf der europäischen Ebene, deren Wahrnehmung von außen, aber auch durch die
festgefügt wirkende Armee zusammenwuchs. Dieser spezifische Prozess
dynastischer Staatsbildung und -vereinheitlichung wurde vor allem durch
Friedrichs ehrgeizigen Vater vorangetrieben. Dabei stammten die Hohenzollern aus
Südwestdeutschland; sie ließen sich bis ins 11. Jahrhundert zurückführen.
Anfang des 15. Jahrhunderts als kaisertreue Burggrafen von Nürnberg mit
der Mark Brandenburg belehnt, stiegen sie zu Kurfürsten auf.
Das neue Territorium wurde zu einer langfristigen Arrondierungspolitik genutzt,
wobei mit dem Erbfall des Herzogtums Preußen, das außerhalb des
Reichsverbandes lag, der Anspruch auf die Königskrone zu legitimieren war.
Friedrich sah sich als Fortsetzer und Vollender der damit grundgelegten
Traditionen und des Großmachtstrebens seines Vaters. 1740 lebten
in Friedrichs Erbteil 2.240.000 Menschen, 1784 betrachtete er in seinem stark
angewachsenen Staat 5,5 Millionen Bewohner als seine Untertanen. Sieht man von
den Territorien am Niederrhein und in Westfalen, also von Kleve, Mark und Ravensberg,
ab, die seit dem Vertrag von Xanten an Brandenburg gekommen waren, so
herrschte Friedrich über ein agrarisches, städtearmes Gebiet mit einer
unentwickelten Infrastruktur. Dies und die territoriale Zersplitterung
erschwerten die ökonomische Entfaltung ungemein. Doch bestand eine
hierarchische, geordnete Verwaltung, an deren Spitze das 1723 geschaffene Generaldirektorium stand.
Dieses führte das General-Kriegskommissariat und das Domänendirektorium
zusammen, wobei ersteres merkantilistisch orientiert war. Doch war
nicht nur diese Verwaltungseinheit ungewöhnlich, sondern auch die strikte
Ressorttrennung – Anzeichen einer modernisierten Verwaltung mit auf den
Staatshaushalt ausgerichteter ökonomischer Intention. Das entsprechende
Kollegium residierte im Berliner Stadtschloss, es war für die Innenpolitik
genauso zuständig wie für Finanzverwaltung, Militärökonomie und
Kriegsproviantwesen. Es setzte sich aus vier Provinzialdepartements zusammen.
Insgesamt eine zeittypische Mischung aus territorialen und sachlichen
Zuständigkeiten. Friedrich führte dies ererbte Regiment fort und vertiefte nur
die Ressortdifferenzierung. So hatte sein nach dem Herrschaftsantritt
eingerichtetes fünftes Departement für „Commercien- und Manufactur-Sachen“
ausschließlich gesamtstaatliche Zuständigkeit. An den Sitzungen nahm Friedrich
genauso wenig teil wie sein Vater. Stattdessen wurden die Entscheidungen im
königlichen Arbeitszimmer gefällt und durch Kabinettssekretäre in Auftrag
gegeben. Während die Kriegs- und Domänenkammern dem Direktorium zugeordnet
waren, regierte auf dem Lande der Landrat. Er war fast immer in seinem
Amtsgebiet ansässig, wurde vom lokalen Adel vorgeschlagen und fast immer akzeptiert.
Im Idealfall vermittelte er zwischen den Interessen der auf Autonomie pochenden
Landadligen und den Verordnungen der landesherrlichen Obrigkeit. Für die
Außenpolitik blieb das von Friedrichs Vater geschaffene Kabinettsministerium
bestehen. Es war für den Schriftverkehr mit den ausländischen Machtinstanzen
sowie mit den dort akkreditierten Geschäftsträgern verantwortlich. Die
ursprüngliche, 1604 gegründete erste Zentralbehörde, der Geheime Rat,
bestand fort, doch war er nur noch mit den Bereichen Justiz, geistliche
Angelegenheiten und Bildung befasst. Am Ende seiner Regierungszeit standen
Friedrich etwa 300 Beamte zur Verfügung, einschließlich der Steuer- und
Landräte waren es etwa 500 Amtsträger. Die in Europa verbreitete, nach
uneingeschränkter Herrschaft strebende Regierungsform wird als Absolutismus
bezeichnet, wenn diese auch nur die oberste Ebene eines komplexen Prozesses
beschreiben kann. Der Begriff des aufgeklärten Absolutismus wurde
erst 1847 von Wilhelm Roscher eingeführt, der in seinen Umrissen
zur Naturlehre der drei Staatsformen zwischen einem frühen konfessionellen
Absolutismus zur Zeit Philipps II. (1527–1598), einem höfischen
Absolutismus Ludwigs XIV. und einem aufgeklärten
Absolutismus Friedrichs II. unterschied. Die
Gesellschaft war in drei Stände geteilt, in Adel, Stadtbürger und Bauern, doch
machten die unterständischen Bewohner den überwiegenden Teil der Bevölkerung
aus. Während freie Bauern und Adel einer gewissen Übereinstimmung der
Interessen unterlagen, hatte die Gutsherrschaft in den mittleren und
östlichen Territorien die ländliche Bevölkerung in die Erbuntertänigkeit und Leibeigenschaft herabgedrückt.
Etwa ein Viertel der Anbaufläche war landesherrlicher Anteil, wobei dieser im
Herzogtum Preußen sehr viel höher lag. Die Erhöhung des herrscherlichen Anteils
galt lange als Mittel der Durchsetzung gegen die Partikulargewalten, doch
Friedrich, dessen Vater diesen Kampf entschieden hatte, bezog den Adel und
seinen Grund wieder stärker in den Machtapparat ein und förderte den Adel, auf
dessen Mitwirkung in Diplomatie, Militär und Verwaltung er zunehmend angewiesen
war. Für diesen Adel war es aber nicht standesgemäß, seinen Lebensunterhalt in
bürgerlichen Berufen zu verdienen. Dies führte angesichts der Tatsache, dass es
etwa 20.000 Adelsfamilien gab, jedoch eine begrenzte Zahl von Gütern, zu einer
starken Verarmung des Adels. Um diese nicht durch den Erwerb von Gütern durch
Bürger noch zu verschärfen, behinderte Friedrich diesen Erwerb gezielt. Auf der
gleichen Linie lag sein Engagement gegen Mesalliancen, die Ehe zwischen
Angehörigen verschiedener Stände. Auch blieb der Aufstieg in den Adel fast
unmöglich. Wohl unbeabsichtigt entstand auf dieser Grundlage ein bürgerliches
Bewusstsein und Engagement, das jedoch nicht zur Fundamentalkritik an der
Adelsherrschaft führte wie in Frankreich. Friedrich selbst forderte in
seinem Politischen Testament von 1752, dass der König ein
Gleichgewicht zwischen den Interessen der Bauern und des Adels herstellen
müsse, was jedoch angesichts der Abhängigkeit seiner Herrschaft vom Adel kaum
möglich war. Zudem war es seitens der Monarchie schwierig, auf die
erbuntertänige Landbevölkerung, über die der adlige Grundherr zu Gericht saß,
direkt zuzugreifen. Dies wiederum war ein Motiv, Bauern aus dem Ausland anzuwerben,
die von diesem altertümlichen System befreit waren. Auch blieben sie vom
Militärdienst verschont. Zwischen diesen Polen des Feudalsystems befanden sich
die Bürger, die meist in Handwerken und Kleinhandel tätig waren. Hinzu kamen
vermögende Unternehmer, Kaufleute und Bankiers, Gelehrte, Geistliche und
Beamte. Sie lebten zwar in Städten, die ihre Sonderrolle durch Einbeziehung in
die staatliche Finanzverwaltung verloren hatten, doch blieben sie wesentliche
Umschlagplätze für Waren. Doch zum Zentrum bürgerlichen Lebens avancierten nun
die Residenzen. Aufstiegsmöglichkeiten bestanden im Militär für Nichtadlige nur
in wenigen technischen Bereichen, kaum in der Verwaltung. Doch gerade in den
Bereichen, in denen höchste Kompetenz verlangt wurde, übertraf ihre Zahl unter
Friedrich diejenigen aus dem Adel um ein Vielfaches. Eine
Sonderrolle spielten die ab 1684 einwandernden, aus Frankreich geflohenen Hugenotten.
1699 lebten allein 5.682 der insgesamt 14.000 in Preußen lebenden Flüchtlinge
in der Hauptstadt Berlin. 1724 stellten sie fast 9 % der Berliner
Bevölkerung und lieferten der Gesellschaft zahllose ökonomische und kulturelle
Impulse. Ganz im Gegensatz dazu stand die jüdische Gemeinde, über deren
Angehörige sich Friedrich immer wieder abfällig äußerte. Sie war 1671 ebenfalls
durch Glaubensflüchtlinge, diesmal aus Österreich, neu entstanden, genoss aber
keinerlei Privilegien, sie hatten zudem keinen Zugang zu den Zünften und waren
damit vom Handwerk ausgeschlossen. Im Jahr 1688 lebten 40 und ab 1700 bereits
117 jüdische Familien in Berlin. Ab 1712 entstand die erste Synagoge,
später Alte Synagoge genannt. Trotz Sondersteuern und Behinderungen
gelangten einige der Berliner Juden im Finanz- und Bankensektor zu Vermögen.
1749 lebten in der Hauptstadt 119 jüdische Großunternehmer. Die zumindest
zwischen den christlichen Konfessionen vorherrschende Toleranz hatte ihre
Wurzeln in der – in Europa ein ungewöhnlicher Fall – wenig spürbaren Spaltung
zwischen lutherischer Landeskirche und calvinistischer Dynastie,
seit Johann Sigismund 1613 konvertiert war. Hinzu kamen nun die
zahlreichen Hugenotten und, seit der Eroberung Schlesiens, die dortigen
Katholiken. Dabei lag der Pietismus durchaus auf der Linie der
Staatskonzeption des Königs. Friedrich
stand dank der Sparsamkeit seines Vaters bei Regierungsantritt ein Staatsschatz
von 8,7 Millionen Talern zur Verfügung. Kanalausbauten zwischen Oder und Elbe sollten
den Handel mit Massengütern wie Getreide, Salz und Wachs, Holz und Pottasche stärken.
Diese Wasserwege machten Berlin zum Knotenpunkt von industrieller Produktion,
Gewerbe und Handel, wobei Friedrich an traditionelle Fördermechanismen
anknüpfen konnte. Neben zivilen Produktionen für Leinen oder Seide gediehen
besonders die für die Rüstung bedeutenden Gewerbe wie die Spandauer
Gewehrfabrik, wobei Geschütze, Mörsergranaten und Artilleriemunition
weiterhin aus Schweden und Holland beschafft wurden. Einige der königlichen
Betriebe wurden von privaten Fabrikanten geführt wie den Kaufleuten
Splittgerber & Daun (gegründet 1712), die als bedeutendste Unternehmer
dieser Art acht Betriebe führten. Für die Armee wurden im ganzen Land Vorräte
angelegt, aber auch Rohstoffe zur Wollverarbeitung. Mit dem Getreide wiederum
ließen sich die Lebensmittelpreise beeinflussen. Gleichzeitig wurde die
Militärlaufbahn zunehmend als eine adlige Standespflicht aufgefasst, Friedrich
betrachtete das Kriegshandwerk des Offiziers als „métier d'honneur“
(etwa: Ehrenberuf). Insgesamt wurde der Prozess der Militarisierung
unter Friedrich erheblich beschleunigt. Leben bis zum HerrschaftsantrittFrühe Jahre (1712–1728) Friedrich
wurde im Berliner Stadtschloss geboren. Er war der älteste
überlebende Sohn von insgesamt sieben Söhnen und sieben Töchtern König Friedrich
Wilhelms I. und dessen Gattin Sophie Dorothea von Hannover. Vier
seiner Geschwister starben bereits als Kinder. Der Stammbaum Friedrichs des
Großen zeigt den in Kreisen des Hochadels häufig anzutreffenden Ahnenschwund.
Da seine Eltern Cousin und Cousine ersten Grades waren, wie schon die Eltern
seiner Mutter, hatte er nur sechs statt acht Urgroßeltern und nur zehn statt
sechzehn Ururgroßeltern. Am 31. Januar 1712 wurde er auf den alleinigen Namen
Friedrich getauft, seine beiden älteren Brüder waren inzwischen gestorben.
Bis zu seinem sechsten Geburtstag lebte Friedrich gemeinsam mit seiner älteren
Schwester Wilhelmine, die wiederum die älteste überlebende Tochter war. Zu
ihr hatte er zeitlebens ein enges Vertrauensverhältnis. Die beiden lebten in
der Obhut der nur französisch sprechenden Marthe de Roucoulle, einer in
Frankreich geborenen Hugenottin, die schon seinen Vater als Gouvernante betreut
hatte. Danach
erhielt Friedrich eine strenge, autoritär und religiös geprägte Erziehung nach
den detaillierten Vorgaben Friedrich Wilhelms, der den Tagesablauf des Kronprinzen pedantisch
genau vorschrieb, vom „frühstücken in sieben Minuten Zeit“ bis zum Händewaschen
um 5 Uhr. Danach solle er zum König gehen, dann solle er „ausreiten, sich in
der Luft und nicht in der Kammer divertiren“, wo er dann tun könne, „was er
will, wenn es nur nicht gegen Gott ist“. Der 1716 bestellte Erzieher
Friedrichs, Jacques Égide Duhan de Jandun, ein hugenottischer Flüchtling,
der dem König bei der Belagerung Stralsunds im Jahre 1715 durch seine
besondere Tapferkeit aufgefallen war, unterrichtete Friedrich bis 1727. Duhan
entwickelte eine enge persönliche Bindung zu seinem Schüler, erweiterte den vom
König streng redigierten Stundenplan, indem er dem Prinzen auch Latein und
Literatur nahebrachte, und war schließlich auch bei der Anschaffung der
heimlichen Bibliothek des Thronfolgers behilflich. Der Lateinunterricht
erfolgte ebenfalls heimlich, und als sein Vater die beiden dabei ertappte,
malträtierte er Lehrer und Schüler gleichermaßen mit Schlägen und Tritten. Konflikt mit dem Vater (1728–1733)1728 begann
Friedrich heimlich mit dem Flötenunterricht bei Johann Joachim Quantz,
wodurch sich die Konflikte zwischen dem tyrannischen, nur auf das Militärische
sowie Ökonomische fixierten Vater und dem Kronprinzen weiter zuspitzten. Brutale
körperliche und seelische Züchtigungen durch Friedrich Wilhelm gehörten zu
dieser Zeit zur Tagesordnung in der königlichen Familie. Gleichwohl heizte
der junge Friedrich diese Konflikte durch sein betont aufsässiges Verhalten
seinem Vater gegenüber immer wieder an. Friedrich
begleitete 1728 seinen Vater beim Staatsbesuch während der
Karnevalsfeierlichkeiten an den Dresdner Hof. Dort verliebte er sich in
die uneheliche Tochter Kurfürst Friedrich Augusts, Anna Karolina Orzelska.
Das Verhältnis wurde beim Gegenbesuch Friedrich Augusts im gleichen Jahr in
Berlin fortgeführt. Friedrich
suchte 1729 die enge Freundschaft zum musischen und gebildeten acht Jahre
älteren Leutnant Hans Hermann von Katte. Katte wurde Freund und Vertrauter
Friedrichs, der ihn wegen dessen Weltgewandtheit bewunderte. Beide
interessierten sich zudem für das Flötenspiel und die Dichtkunst. Im Frühjahr
1730, während einer von August dem Starken in Zeithain bei Riesa
ausgerichteten Veranstaltung (Lustlager von Zeithain), offenbarte Friedrich
seinem Freund den Plan, nach Frankreich zu fliehen, um sich der
Erziehungsgewalt seines strengen Vaters zu entziehen. Friedrich Wilhelm I.
erfuhr durch Heinrich von Brühl von den Fluchtplänen und verprügelte
Friedrich vor der versammelten höfischen Gesellschaft unter Beisein von Brühls,
mit dem er fortan eine lebenslange persönliche Fehde führte. Dieses Ereignis
und weitere persönliche Zurücksetzungen auch durch den anwesenden sächsischen
Kurfürsten Friedrich August I. führten zu einer zukünftigen Belastung
der preußisch-sächsischen Beziehungen. Der anschließende Fluchtversuch
Friedrichs im Lager scheiterte bereits an der fehlenden Freigabe von Pferden.
Im Juli wurde der Kronprinz gezwungen, seinen Vater auf eine diplomatische
Reise nach Ansbach, Ludwigsburg und Mannheim zu begleiten. Friedrich versuchte
dabei in der Nacht vom 4. auf den 5. August 1730 zusammen mit dem Pagen Keith erfolglos,
aus seinem Reisequartier bei Steinsfurt über Frankreich nach England
zu fliehen, während Katte durch einen kompromittierenden Brief als Mitwisser
entlarvt und wenig später verhaftet wurde. Am 6. August war Keith aus der Zitadelle
Wesel nach Den Haag geflohen, wo Friedrich erst am 10. August
ankam. Er wurde der Fahnenflucht beschuldigt und am 19. in die Festung
Küstrin in der Neumark inhaftiert. Auch seine
Schwester Wilhelmine wurde als Mitglied des Freundestrios der
Mitwisserschaft bezichtigt und in ihrem Gemach festgehalten. Zunächst war
Katte von einem im Schloss Köpenick tagenden preußischen
Kriegsgericht beim sog. Kronprinzenprozess wegen Desertion zu
lebenslanger Festungshaft verurteilt worden. Friedrichs Vater aber
ließ dem Gericht mitteilen, es möge sich nochmals zusammensetzen und ein neues
Urteil fällen, womit er die Richter unmissverständlich aufforderte, ein Todesurteil
gegen Katte zu verhängen. Schließlich wandelte Friedrich Wilhelm selber den
– nach wie vor auf lebenslange Festungshaft lautenden – Spruch am 1.
November 1730 per Allerhöchster Kabinettsorder in ein Todesurteil
um. Es wurde am 6. November in der Festung Küstrin durch Enthauptung mit
dem Schwert vollstreckt. Friedrich, der zusehen sollte, hatte sich
durch Zuruf von Katte verabschieden können und war bei der Verlesung des
Todesurteils in Ohnmacht gefallen. Auch weitere Personen aus dem Umfeld
des Kronprinzen wurden hart bestraft, so die Potsdamer Rektorentochter Dorothea
Ritter, eine musikalische Freundin Friedrichs, und der Leutnant Johann
Ludwig von Ingersleben, der Friedrich bei Treffen mit Dorothea begleitet hatte. Der König,
der Friedrich anfangs ebenfalls wegen Verrats hinrichten wollte, verschonte ihn
schließlich, einerseits auf die Fürsprache Leopolds von Anhalt-Dessau hin,
andererseits auch aus außenpolitischen Erwägungen, nachdem sowohl Kaiser Karl
VI. als auch Prinz Eugen sich schriftlich für den Kronprinzen
verwandt hatten. Er wurde aber zur Festungshaft in Küstrin verurteilt. Zeitweilig
wurde ihm sein prinzlicher Status aberkannt. Anfangs noch arrestiert, diente er
ab 1731 in der Küstriner Kriegs- und Domänenkammer, bis er im November
wieder in die Armee aufgenommen wurde und 1732 als Inhaber des früheren Regiments
zu Fuß von der Goltz (1806: Nr. 15) im damaligen Ruppin stationiert
war. So lernte er Heeres- und Zivilverwaltung in eigener Anschauung kennen.
Nachdem er 1732 einer Heirat mit der ungeliebten Elisabeth Christine von
Braunschweig-Bevern – der Tochter Herzog Ferdinand Albrechts II.
von Braunschweig – zugestimmt hatte, war der Konflikt mit dem Vater nach
außen hin beigelegt und Friedrich als Kronprinz rehabilitiert. Jahre als Kronprinz in Ruppin und Rheinsberg
(1733–1740)Friedrich und
Elisabeth Christine heirateten am 12. Juni 1733 im Schloss Salzdahlum. Es
gab Ballett, eine Pastorale, in der der Kronprinz, der die Hauptrolle
führte, Querflöte spielte, und Opern von Carl Heinrich Graun und Georg
Friedrich Händel.Die Ehe blieb kinderlos, was von einigen Forschern auf
eine Geschlechtskrankheit zurückgeführt wird, die er sich kurz vor
der Eheschließung bei einem Besuch am Hofe Augusts des Starken zugezogen habe
und die ihn darin gehindert habe, den Geschlechtsakt zu vollziehen. Andere
Wissenschaftler nehmen dagegen an, dass Friedrich wie sein Bruder Heinrich homosexuell
war. Im Jahr 1732
hatte Friedrich Wilhelm den Kronprinzen zum Chef und Kommandeur des „Regiments
Goltz zu Fuß“ ernannt, das nun „Regiment Kronprinz“ hieß und in Neuruppin und Nauen stationiert
wurde, und ihm den Offizier Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff als
Begleiter zugeteilt. Friedrich bewohnte ein Haus in Neuruppin, für das er den
Amalthea-Garten anlegen ließ, geschmückt mit Knobelsdorffs erstem Werk, dem
Apollotempel. Finanziell vom Vater kurzgehalten, sah sich Friedrich erfolgreich
nach Darlehnsgebern um. Einer der bedeutendsten heimlichen Geldgeber wurde
der Generaladjutant des Königs, Hans Christoph Friedrich von Hacke. Mit Erlaubnis
seines Vaters zog der Kronprinz 1736 mit seiner Gemahlin nach Schloss
Rheinsberg. Die folgenden Jahre bis zum Tode seines Vaters 1740 verbrachte er
dort mit eigener Hofhaltung. In dieser Zeit widmete er sich dem Studium der
Philosophie, Geschichte und der Poesie in einem selbstgeschaffenen Kreis meist
älterer Schöngeister und Künstler, die sich in Rheinsberg aufhielten
oder mit denen er korrespondierte, wie Knobelsdorff, Dietrich von
Keyserlingk, Charles Étienne Jordan, Heinrich August de la Motte
Fouqué, Ulrich Friedrich von Suhm und Egmont von Chasôt. 1738
komponierte Friedrich seine erste Sinfonie. Ein Jahr darauf, 1739, schrieb
Friedrich, der bereits mit dem Vordenker der Aufklärung Voltaire korrespondierte,
den Antimachiavel, einen Tugendkatalog des aufgeklärten
Idealmonarchen. Spätere wichtige politische Schriften waren das Politische
Testament (1752) und Regierungsformen und Herrscherpflichten (1777),
in denen er sein Verständnis des aufgeklärten Absolutismus darlegte. Während der
Rheinsberger Jahre pflegte Friedrich zwar einen höflichen und zuvorkommenden
Umgang mit seiner Frau, aber nach seiner Thronbesteigung schloss er, wie er es
schon vor der erzwungenen Heirat angekündigt hatte, Elisabeth Christine aus
seiner Umgebung aus. Während Friedrich sich vom Hofleben in das Schloss
Charlottenburg zurückzog, wies er ihr im Berliner Stadtschloss eine
Wohnung zu und schenkte ihr als Sommerwohnsitz das Schloss Schönhausen. Friedrich II. als KönigAnfänge 1740–1745Erste Reformen (1740)Am 31. Mai
1740 bestieg Friedrich II. nach dem Tod seines Vaters den preußischen Thron. Zu
seinen Maßnahmen im Sinne der Aufklärung gehörte die Abschaffung
der Folter. Schon seit längerer Zeit war die Folter in der deutschen und
europäischen Öffentlichkeit als Barbarei abgelehnt worden, und Gelehrte wie der
von Friedrich bewunderte Christian Thomasius hatten ihre Abschaffung
gefordert. Auch Friedrich sah in der Folter ein grausames und ungewisses Mittel
zur Ermittlung der Wahrheit und war sein Leben lang der Ansicht, „lieber
sollten zwanzig Schuldige freigesprochen als ein Unschuldiger geopfert
werden“. Trotz des Widerspruchs seines Justizministers Samuel von
Cocceji und anderer Ratgeber ordnete der König bereits am 3. Juni 1740
per Edikt an, „bei denen Inquisitionen die Tortur gänzlich
abzuschaffen, außer bei dem crimen laesae maiestatis und Landesverrätherey,
auch denen großen Mordthaten, wo viele Menschen ums Leben gebracht oder
viele Delinquenten, deren Connexion herauszubringen nöthig, impliciret
sind“. Ferner verfügte Friedrich, dass es zu einer Verurteilung fortan keines
erfolterten Geständnisses mehr bedürfe, wenn „die stärksten und sonnenklare
Indicia und Beweise durch viele unverdächtige Zeugen“ vorliegen. Die
abschreckende Wirkung der Folter im Auge, ließ Friedrich das Edikt durch
Cocceji zwar allen Gerichten bekanntgeben, untersagte aber im Unterschied zur
Praxis bei Gesetzestexten seine Veröffentlichung. Im Jahre 1754 wurde die
Folter ohne jeden Vorbehalt abgeschafft, nachdem sie in der Zwischenzeit vermutlich
nur in einem Fall zur Anwendung gekommen war. Die für
Preußen in wirtschaftlicher Hinsicht nicht ganz uneigennützige Toleranz und
Offenheit gegenüber Einwanderern und religiösen Minderheiten wie Hugenotten und Katholiken war keine Reform,
sondern wurde schon vor seiner Amtszeit praktiziert. Der geflügelte Ausspruch
(22. Juni 1740) „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“ fasste diese Praxis
nur in eine griffige Formel. Auch in der diskriminierenden Behandlung der Juden
knüpfte Friedrich II. an die Politik seiner Vorgänger an (Revidiertes
General-Privileg 1750). Mit Beistimmung des Breslauer Fürstbischofs erließ
er am 8. August 1750 dann ein Edikt, wonach bei Ehen zwischen evangelischen und
römisch-katholischen Partnern nunmehr „die Söhne in der Religion des Vaters,
die Töchter aber in der Religion der Mutter“ unterwiesen werden mussten. Neuen
Industrien gegenüber war Friedrich sehr aufgeschlossen. So ordnete er 1742 per
Edikt die Anpflanzung von Maulbeerbäumen zur Seidenraupenzucht an,
um von ausländischen Seidenlieferungen unabhängig zu werden. Bei seinem
Regierungsantritt gab er Professor Jean Henri Samuel Formey den
Auftrag, in Berlin eine französische Zeitung für Politik und Literatur zu
gründen. An den Minister Heinrich von Podewils erging der Befehl, die
Zensur für den nichtpolitischen Teil der Zeitungen aufzuheben. Politische
Äußerungen unterlagen jedoch nach wie vor der Zensur. Preußen war damit die
erste absolute Monarchie Europas, in der eine zumindest eingeschränkte
Pressefreiheit eingeführt wurde. Außerdem war es im Preußen Friedrichs II. für
alle Bürger möglich, sich brieflich oder sogar persönlich an den König zu
wenden. Er versuchte, zu große Auswüchse des Feudalsystems zu
unterbinden. Dabei war er insbesondere misstrauisch gegenüber seinen eigenen
Beamten, denen er einen ausgeprägten Standesdünkel zum Nachteil der ärmeren
Schichten unterstellte. Der König
reiste bald nach seiner Thronbesteigung zur Huldigung der Stände nach Königsberg und
anschließend über Bayreuth inkognito nach Straßburg, sodann
weiter in seine niederrheinischen Provinzen. Auf Schloss Moyland traf
er Mitte September erstmals mit Voltaire zusammen. Mit einem Handstreich zwang
er den Fürstbischof von Lüttich zur Auslösung der Herrlichkeit Herstal.
Von Mitte November bis Anfang Dezember 1740 besuchte Voltaire den König
nochmals in Rheinsberg. Die ersten beiden Schlesischen Kriege
(1740–1745)Sechs Monate
nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1740 begann Friedrich am 16. Dezember
den Ersten Schlesischen Krieg. Auslöser für seinen Angriff auf Schlesien
war der Tod des habsburgischen römisch-deutschen Kaisers Karl
VI., der ohne männlichen Erben geblieben war. Seine älteste Tochter Maria
Theresia hatte gemäß einer bereits zu seinen Lebzeiten im Jahr 1713
angeordneten Thronfolgeregelung, der sogenannten Pragmatischen Sanktion,
die Nachfolge angetreten. Dieses Erbe weckte auch die Begehrlichkeiten anderer,
dem Haus Habsburg verwandtschaftlich verbundener Nachbarn, so dass nach dem
ersten preußischen Sieg in der Schlacht von Mollwitz Bayern, Sachsen und
– unter einem Vorwand – auch Frankreich Friedrichs Beispiel folgten
und Maria Theresia angriffen. Dadurch weitete sich der anfängliche Konflikt um
Schlesien zum Österreichischen Erbfolgekrieg aus. Friedrich nutzte
dies für seine begrenzten Kriegsziele, sicherte sich im Separatfrieden von
Breslau 1742 die Abtretung Schlesiens als „souveränen Besitz“ und schied
aus der antipragmatischen Koalition aus. Im folgenden
Kriegsjahr wendete sich das militärische Blatt: Zwar verlor das Haus Habsburg
den Kaiserthron an Karl Albrecht von Bayern, aber Maria Theresias Truppen
konnten sich mit englischer Unterstützung behaupten und sogar zur Offensive
übergehen. In dieser Situation begann Friedrich um den dauerhaften Besitz
Schlesiens zu fürchten und trat an der Seite der Gegner Österreichs 1744 erneut
in den Krieg ein. Er behauptete, den wittelsbachischen Kaiser schützen zu
wollen, und marschierte in Böhmen ein, womit er erneut
vertragsbrüchig wurde und den Zweiten Schlesischen Krieg eröffnete.
Dies festigte den Ruf Friedrichs als eines höchst unzuverlässigen
Bündnispartners. Der preußische Angriff auf Böhmen scheiterte jedoch, und
Friedrich musste sich wieder nach Schlesien zurückziehen. Die österreichischen
Truppen folgten zwar, verloren aber entscheidende Feldschlachten, und so konnte
Friedrich 1745 schließlich im Frieden von Dresden die erneute
Garantie seiner schlesischen Eroberungen erreichen. Die junge
deutsche Zeitungswelt berichtete parteiisch über den Krieg. Zu den
preußenfeindlichen Blättern gehörte die Gazette de Gotha, welche
ähnlich wie die Gazette d’Erlangen Friedrichs persönliches
Missfallen hervorrief. Am 16. April 1746 beschwerte er sich in einem Brief an
seine Schwester Wilhelmine über den „unverschämten Lümmel von
Zeitungsmacher aus Erlangen, der mich zweimal wöchentlich öffentlich
verleumdet“, und bat sie in ihrer Funktion als Markgräfin von Bayreuth, diesem
Treiben ein Ende zu setzen. Sie tat dies jedoch nur halbherzig, und der
Herausgeber der Gazette d’Erlangen Johann Gottfried Groß zog
sich dann immer kurzzeitig in die benachbarte freie Reichsstadt Nürnberg zurück.
Durch einen von seinem Vertrauten Jakob Friedrich von Rohd angeheuerten
Schläger ließ Friedrich den Herausgeber der weit verbreiteten, katholisch
ausgerichteten Gazette de Cologne, die regelmäßig österreichische
Erfolge überhöht darstellte und preußische Siege unterschlug, Jean Ignace
Roderique, auf offener Straße zusammenschlagen. Ihm widmete der König in seinem
Zorn sogar ein Schmähgedicht in französischer Sprache. Erwerb Ostfrieslands (1744)1744
fiel Ostfriesland durch Erbfall an Preußen, worauf Friedrich Wilhelm
bereits 1722 in seinem politischen Testament spekuliert hatte. Als am 25.
Mai 1744 Carl Edzard, der letzte ostfriesische Fürst aus dem
Hause Cirksena, mit 27 Jahren kinderlos gestorben war, machte König
Friedrich II. von Preußen sein Nachfolgerecht geltend, das in der zwei Monate
zuvor geschlossenen Emder Konvention geregelt worden war. Er ließ
Ostfriesland von Emden ausgehend besetzen, worauf am 23. Juni das Land der
Krone huldigte. Siebenjähriger Krieg (1756–1763)Beginn des Krieges (1756–1757)Nach einer im
Wesentlichen auf Aktivitäten des österreichischen Kanzlers Graf Kaunitz zurückgehenden Umkehrung
der Allianzen (unter anderem wurde Frankreich zum Unterstützer Maria
Theresias und England zum Freund des Preußenkönigs) ließ Friedrich Ende August
1756 seine Truppen ohne Kriegserklärung in das Kurfürstentum Sachsen einmarschieren
und eröffnete den später so genannten Siebenjährigen Krieg. Damit kam er einem
bereits abgesprochenen koordinierten Angriff einer Allianz praktisch aller
direkten Nachbarn Preußens einschließlich der Großmächte Österreich, Frankreich
und Russland um wenige Monate zuvor. Seines strategischen Geschicks wegen
bürgerte sich für ihn endgültig der Beiname „der Große“ ein, ein Epitheton,
an dem Friedrich viel lag, wie Jürgen Luh anhand seiner Korrespondenz
mit Voltaire belegen konnte. In diesem Sinne wurde auch seine
Persönlichkeit inszeniert. Friedrich war einer der letzten europäischen
Monarchen, der nach alteuropäischer Tradition so bezeichnet wurde, was mit der
Verdrängung der historischen Persönlichkeit durch die Idee der Nation im
Gefolge der Französischen Revolution zusammenhängt. Als einer von
wenigen Monarchen seiner Zeit führte er seine Truppen auch stets persönlich. So
siegte er als Feldherr in den Schlachten Lobositz 1756, Prag 1757, Roßbach 1757, Leuthen 1757, Zorndorf 1758, Liegnitz 1760, Torgau 1760, Burkersdorf 1762.
Er unterlag dreimal (Kolin 1757, Hochkirch 1758, Kunersdorf 1759).
Im Belagerungskrieg war er weit weniger erfolgreich. Einer siegreichen
Belagerung (Schweidnitz 1762) standen drei Fehlschläge gegenüber (Prag
1757, Olmütz 1758, Dresden 1760). Zwar verlor Friedrich durch die
Niederlage von Kolin den Nimbus der Unbesiegbarkeit, galt aber bei seinen
Gegnern weiterhin als sehr schnell, unberechenbar und kaum zu bezwingen. Die
Niederlage von Kolin zerstörte Friedrichs Hoffnung auf einen kurzen,
unkomplizierten Feldzug. Von nun an stellte er sich auf einen langen Waffengang
ein. Seine Seelenlage verschlechterte sich zunehmend, zumal als er erfuhr, dass
zehn Tage nach der Schlacht seine geliebte Mutter Sophie Dorothea in Berlin
gestorben war. Eine Briefnotiz an den Herzog von Bevern vom 26.
August 1757 belegt seine hoffnungslose Stimmung eindrücklich: „Das seind schwere Zeiten, weiss Gott! und
solche beklummene Umstände, dass man ein grausam Gelücke gebraucht, um sich aus
allem diesen durchzuwicklen.“ Am Rand der Niederlage (1758–1760)Die
preußischen Staatsfinanzen waren hoffnungslos zerrüttet, der Krieg mit
vorhandenen Mitteln nicht mehr zu finanzieren. Als Pächter aller
Münzprägestätten erboten sich Veitel Heine Ephraim und Daniel
Itzig dem bedrängten Monarchen, insgeheim den Silbergehalt von Groschen
und Talern zu senken, und produzierten Millionen von Ephraimiten. Der
König sicherte ihnen Straffreiheit zu und ließ die meisten Unterlagen
vernichten, die eine Beteiligung der Regierung an der systematischen Falschmünzerei belegten. Nach dem
katastrophalen Ausgang der Schlacht bei Kunersdorf im August 1759 war
Friedrich II. einige Zeit nicht mehr in der Lage, die Armee zu befehligen. Am
Abend der Schlacht übertrug er den Oberbefehl auf seinen Bruder Prinz
Heinrich und schrieb an den Staatsminister Graf von Finckenstein in
Berlin: „Ich habe heute morgen um 11 Uhr den Feind
angegriffen. Wir haben sie bis zum Judenkirchhof bei Frankfurt zurückgedrängt.
Alle meine Truppen haben Wunder an Tapferkeit vollbracht, aber dieser Kirchhof
hat uns ungeheure Verluste gekostet. Unsere Leute gerieten durcheinander, ich
habe sie dreimal wieder rangiert, am Ende war ich selber drauf und dran,
gefangen zu werden, und musste das Schlachtfeld räumen. Meine Kleidung ist von
Kugeln durchlöchert. Zwei Pferde wurden mir unter dem Leib erschossen, mein
Unglück ist, dass ich noch am Leben bin. Unsere Niederlage ist enorm. Von einer
Armee von 48.000 Mann habe ich keine dreitausend mehr. Indem ich dies schreibe,
flieht alles, und ich bin nicht mehr Herr meiner Leute. Man wird gut daran tun
in Berlin, an seine Sicherheit zu denken. Das ist ein grausamer Rückschlag, ich
werde ihn nicht überleben; die Folgen dieses Treffens werden schlimmer sein als
das Treffen selbst. Ich habe keine Reserve mehr, und, um nicht zu lügen, ich
glaube, dass alles verloren ist. Ich werde den Untergang meines Vaterlandes
nicht überleben. Adieu für immer! Friedrich“ – Politische Correspondenz, Bd. 18, S. 481 (deutsche
Übersetzung) Nach
Kunersdorf stand die totale Niederlage für Preußen kurz bevor. Friedrich selber
war tief getroffen: „Es steht zu vermuten“, schreibt Wolfgang Venohr,
„dass Friedrich in den ersten schrecklichen Tagen nach Kunersdorf mit
Todesgedanken spielte.“ Doch es kam zu einer unerwarteten Wendung: Anstatt
auf Berlin zu marschieren, zögerten Österreicher und Russen ganze zwei Wochen,
bis sie am 1. September ostwärts abrückten. Friedrich war vorläufig gerettet
und sprach erleichtert vom „Mirakel des Hauses Brandenburg“. An Prinz Heinrich
schrieb er am 5. September aus dem Lager Waldow an der Oder: „Ich habe Ihr Schreiben vom 25. erhalten und ich
verkünde Ihnen das Wunder des Hauses Brandenburg: Während der Feind die Oder
überquerte und nur eine [zweite] Schlacht zu wagen brauchte, um den Krieg zu
beenden, ist er von Müllrose nach Lieberose abmarschiert.“ – Politische Correspondenz, Bd. 18, S. 510 (deutsche
Übersetzung) Die Wende: der Austritt RusslandsDie
endgültige Wende kam, als am 5. Januar 1762 die russische Zarin Elisabeth starb.
Elisabeths Nachfolger Peter III. verehrte Friedrich und schloss mit
ihm überraschend einen Allianzvertrag. Nach der Ermordung Peters im
Juli 1762 löste dessen Witwe und Nachfolgerin Katharina II. das
Bündnis, nahm aber die antipreußische Politik Elisabeths nicht wieder auf.
Damit war die antipreußische Koalition auseinandergebrochen. Maria Theresia und
Friedrich schlossen 1763 den Frieden von Hubertusburg, der den Status
quo ante festschrieb und am 21. Februar 1763 in Schloss Dahlen unterzeichnet
wurde. Wiederaufbau und späte Erwerbungen (1763–1779)Wiederaufbau im InnerenPreußen hatte
sich unter Friedrich II. gegen den Widerstand von schließlich drei europäischen
Großmächten (Frankreich, Österreich, Russland) und den Mittelmächten (Schweden,
Kursachsen) behauptet und als neue Großmacht etabliert. Allerdings war
Friedrich durch die Strapazen und persönlichen Verluste der Feldzüge früh
gealtert. Die intellektuelle Weltoffenheit des jungen Königs aus
seinen ersten Regierungsjahren wich der Verbitterung und einem
ausgeprägten Zynismus. Trotzdem hatte er 1763 Preußen eine sichere Basis
im politischen Konzert der damaligen Mächte verschafft und neben Russland,
Österreich, Frankreich und England als fünfte europäische Großmacht etabliert. Verdient
machte er sich um die Entwicklung des Rechts, insbesondere des Allgemeinen
Landrechts. Zu den weiteren innenpolitischen Taten nach 1763 gehörte in der
Landwirtschaft die Förderung der Kartoffel als Nahrungsmittel – so ordnete er
allen Beamten am 24. März 1756 im sogenannten Kartoffelbefehl an,
sämtlichen Untertanen den Kartoffelanbau „begreiflich“ zu machen. Die Königliche
Porzellan-Manufaktur Berlin wurde von ihm 1763 gegründet, und er verlieh
ihr mit dem blauen Zepter sein königliches Markenzeichen. Nach 1763 setzte
Friedrich im Warthe-, Netze- und Großen Bruch den Landesausbau (Friderizianische
Kolonisation) fort, der bereits 1762 im Oderbruch erfolgreich beendet
worden war. Im Jahre 1783 begann nach langjährigen Verhandlungen mit den
Nachbarstaaten, auch im braunschweigischen Amt Calvörde, die Trockenlegung
des wilden Drömlings. In den neu erschlossenen Gebieten wurden Dörfer
errichtet und freie Bauern angesiedelt. Es war bei anstehender Verlängerung
eines Pachtvertrags für staatlichen Grund üblich, dass Angestellte, Mägde und
Knechte über ihre Behandlung befragt wurden und bei Missständen der Pächter,
auch bei erfolgreichem Wirtschaften, ausgetauscht wurde. Die von ihm
gewünschte und angeregte Abschaffung oder Milderung der Leibeigenschaft konnte
Friedrich nur schrittweise auf den königlichen Krondomänen durchsetzen.
Eine allgemeine Abschaffung scheiterte am Widerstand der gesellschaftlich fest
verankerten adligen Gutsbesitzer. Während der
Regentschaft Friedrichs wurden Hunderte von Schulen gebaut. Das Landschulsystem
krankte allerdings an der ungeregelten Lehrerausbildung. Häufig wurden
ehemalige Unteroffiziere herangezogen, die des Lesens, Schreibens und Rechnens
selbst nur lückenhaft mächtig waren. Nach
Beendigung des Siebenjährigen Krieges ordnete er an der Westseite des Parks
Sanssouci den Bau des Neuen Palais an, das 1769 fertiggestellt
wurde und das überwiegend für Gäste seines Hofes genutzt wurde. 1769 war er mit
seinem Neffen und dessen Cousine beschäftigt, nämlich mit der Ehescheidung
zwischen Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel und
dem Thronfolger Friedrich Wilhelm II. AußenpolitikNach dem
Siebenjährigen Krieg kam für Friedrich weder ein Bündnis mit Großbritannien
noch eines mit Frankreich in Frage: Den Briten nahm er den Separatfrieden von
Fontainebleau von 1762 übel, für die militärische Schlagkraft der Franzosen
hatte er nur noch Verachtung übrig. Respekt hatte er dagegen vor Russland: In
seinem politischen Testament von 1752 hatte er seinem Nachfolger
eingeschärft, einen Krieg gegen Russland möglichst zu vermeiden, zumal dazu
auch gar kein Grund bestehe: „Zwischen ihm und Preußen gibt es keine
Streitfragen. Nur der Zufall macht es zu unserem Feinde.“ Als Kaiserin Katharina 1764
anfragte, wie sich Friedrich angesichts des absehbaren Ablebens König Augusts
III. von Polen zu verhalten gedenke, nutzte er die Gelegenheit und ließ
ein formales Bündnis aushandeln. Am 31. Märzjul. / 11. April 1764greg. wurde
das Abkommen unterzeichnet, das neben einer Zusammenarbeit gegenüber Polen eine
wechselseitige Garantie der Grenzen und eine gegenseitige Unterstützung im
Kriegsfall vorsah. Dieses Bündnis wurde 1769 und 1777 verlängert. Es sollte für
die nächsten zwanzig Jahre die zentrale Säule der friderizianischen
Außenpolitik werden. Dieses
Bündnis bewährte sich im Zuge der Ersten Teilung Polens im Jahre
1772. Schon in seinem Politischen Testament von 1752 hatte Friedrich über einen
Erwerb Polnisch-Preußens spekuliert, des später so genannten Westpreußen,
um eine Landbrücke zwischen Pommern und Ostpreußen zu
erhalten. Eine Gelegenheit dazu ergab sich 1769, als Österreich die Zips besetzte,
um einen Ausgleich für das verlorene Schlesien zu bekommen. Polen konnte sich
nicht wehren, da hier der Bürgerkrieg um die Konföderation von Bar tobte,
die das faktische Protektorat, das Russland über die Rzeczpospolita ausübte,
beenden wollte. Dieser Bürgerkrieg und die russische Verwicklung darin stellte
die Kaiserin Katharina vor ein Dilemma: Weder konnte sie die polnische
Unbotmäßigkeit dulden, noch durfte sie durch eine forcierte Militärintervention
Preußen und Österreich provozieren, die auf einer Aufrechterhaltung des
Mächtegleichgewichts beharrten. Dieses Gleichgewicht schien vollends zu
kippen, als Russland im gleichzeitig stattfindenden Russisch-Osmanischen
Krieg große Erfolge erzielte. Als ein
Eingreifen Österreichs unmittelbar bevorzustehen schien, ergriff Friedrich die
Initiative: Er entsandte seinen Bruder Heinrich in die russische
Hauptstadt St. Petersburg, um Katharina II. zur Teilnahme an einer
Annexion polnischer Gebiete zu bewegen. Die Kaiserin war dazu bereit, und nach
einigen moralischen Zweifeln erklärte sich 1772 auch Maria Theresia
einverstanden. Am 5. August 1772 wurde der Teilungsvertrag in Sankt
Petersburg unterzeichnet. Russland, Preußen und Österreich annektierten
großräumig polnische Gebiete, Preußen bekam, wie von Friedrich erwünscht, Polnisch-Preußen.
Im Anschluss ließ Friedrich dessen Text extensiv auslegen, um seine
Gebietsgewinne im Netzegebiet möglichst groß ausfallen zu lassen.
Dabei schreckte Preußen auch nicht vor Bestechungen polnischer Grenzkommissare
zurück. Von den westeuropäischen Großmächten wurde kein Einspruch erhoben, das
Mächtegleichgewicht schien gewahrt, da von den rechtswidrigen Annexionen drei
Staaten profitierten und nicht nur einer. Der Historiker Karl Otmar
Freiherr von Aretin vertritt die These, dass Preußen durch die
gleichberechtigte Teilnahme an dem Länderraub „endgültig in den Rang einer
europäischen Großmacht“ aufgestiegen sei. Im Bayerischen
Erbfolgekrieg (1778/1779), auch als „Kartoffelkrieg“ bekannt, vereitelte
Friedrich die Bestrebungen des habsburgischen Kaisers Joseph II., Belgien gegen
große Teile Bayerns zu tauschen. Ohne das Eingreifen Preußens wäre Bayern mit
einiger Wahrscheinlichkeit ein Teil Österreichs geworden. Russland griff trotz
seines Beistandspakts nicht in diesen vierten Krieg ein, den Friedrich gegen
die Österreicher führte, weil es den Bündnisfall als nicht gegeben ansah.
Preußen war ja nicht im eigenen Land angegriffen worden. Ein 1780 geschlossener
Bündnisvertrag zwischen Österreich und Russland entwertete Friedrichs Bündnis
mit Katharina, Preußen drohte isoliert zu werden. Friedrich gründete im
Jahre 1785 den protestantisch dominierten Fürstenbund, mit dem er das
österreichische Festhalten am bayerisch-belgischen Tauschprojekt
konterkarierte. Im gleichen Jahr schloss er mit den Vereinigten Staaten einen Freundschafts-
und Handelsvertrag, dessen Grundlage die Anerkennung der erst seit kurzem
unabhängigen 13 Staaten der USA seitens Preußens darstellte. Dem
Drängen der Amerikaner, ihre Republik schon vor Ende des Unabhängigkeitskrieges anzuerkennen,
hatte er zehn Jahre lang widerstanden. Nach dem Frieden von Paris war
Preußen der erste Staat, der mit den USA einen Vertrag schloss. Friedrich
selbst stand in brieflichem Kontakt mit George Washington. Tod und GrabFriedrich
starb am 17. August 1786 im Schloss Sanssouci in seinem Sessel.
Obschon zu Lebzeiten anders verfügt, ließ ihn sein Neffe und Nachfolger Friedrich
Wilhelm II. in der Potsdamer Garnisonkirche in der hinter
dem Altar befindlichen Gruft des Königlichen Monuments an der
Seite seines Vaters Friedrich Wilhelm I. beisetzen. Napoleon
Bonaparte besuchte nach seinem Sieg über die preußische Armee bei Jena
und Auerstedt auf dem Marsch nach Berlin am 25. Oktober 1806 inmitten
seiner Generalität Potsdam. Seine Worte, „Man würde nicht bis hierher gekommen
sein, wenn Friedrich noch lebte“, fielen wahrscheinlich nicht – wie oft
behauptet – am Königsgrab in der Garnisonkirche, sondern in der Wohnung
Friedrichs im Potsdamer Stadtschloss. Aus Respekt vor der
Persönlichkeit Friedrichs des Großen stellte Napoleon die Garnisonkirche unter
seinen persönlichen Schutz. Im Jahr 1943
gelangten die Särge der Könige in einen Luftwaffenbunker in Eiche, im März
1945 zuerst in ein Bergwerk bei Bernterode, dann aufgrund der politischen
Brisanz des Fundes – Bernterode lag in der zukünftigen sowjetischen Zone –
in das Marburger Schloss. Im Februar 1946 wurden sie in einer geheimen
Aktion in das Marburger Staatsarchiv gebracht, welches zu dem Zeitpunkt Sitz
des ersten Central Collecting Point der Amerikaner war. Am 16. August
lagerte man die Sarkophage im Rahmen der „Operation Bodysnatch“ in die
dortige Elisabethkirche um. Louis Ferdinand von Preußen wollte
sie 1952 in die Kapelle der Burg Hohenzollern überführen lassen, doch
der Kirchenvorstand sprach sich „aus christlich-biblischen Gründen
[…] gegen das Wandern der Gebeine aus“. Die Hohenzollern beanspruchten die
Särge als ihr Privateigentum und konnten die Umbettung schließlich
mit politischer Unterstützung ohne ein Gerichtsverfahren durchsetzen. Am 17. August
1991 wurde der letzte Wille des Königs erfüllt und sein Sarg erneut umgebettet,
um auf der Terrasse von Sanssouci in der noch vorhandenen Gruft bestattet zu
werden. Friedrich hatte in seinem Testament verfügt, dort bei Nacht mit
kleinstem Gefolge und beim Schein einer Laterne beigesetzt zu werden. Das
entsprach seinem philosophischen Anspruch. Stattdessen gestaltete sich die
Beisetzung zu einer Art Staatsbegräbnis. Seitdem markiert und schmückt eine
einfache Steinplatte sein ♁Grab. Persönlichkeit, Beziehungsgeflecht, Vorlieben und WerkeBeziehungenFriedrich
korrespondierte mit Voltaire, den er mehrmals traf. Im Jahre 1740 war Voltaire
14 Tage lang auf Schloss Rheinsberg zu Gast. Wie schon in Rheinsberg
umgab sich Friedrich auf Schloss Sanssouci mit intellektuellen
Gesprächspartnern, die abends zur Tafelrunde erschienen. Gäste waren George
Keith und sein Bruder, der Marquis d’Argens, Graf Algarotti, La
Mettrie, Maupertuis, Graf von Rothenburg, Christoph Ludwig von
Stille, Karl Ludwig von Pöllnitz, Claude Étienne Darget und
Voltaire. Ab 1751 verweilte Voltaire für etwa zwei Jahre in Potsdam. Aus
dieser Zeit muss das geistreiche Bilderrätsel stammen, das Friedrich
und Voltaire zugeschrieben wird. 1753 kam es zum Zerwürfnis, das für einige
Zeit für Verstimmungen sorgte. Nach der von Wilhelmine von Bayreuth
vermittelten Versöhnung korrespondierte Friedrich ab 1757 erneut mit Voltaire.
1775 schickte er ihm sogar ein Bildnis von sich. Friedrich
beschränkte engere persönliche Kontakte großenteils auf Männer, von seiner
Ehefrau lebte er seit der Thronbesteigung getrennt. Verschiedene Quellen deuten
darauf hin, dass er homosexuell war: Als junger Kronprinz vertraute er
etwa Friedrich Wilhelm von Grumbkow an, er fühle sich zu wenig vom
weiblichen Geschlecht angezogen, um sich vorstellen zu können, eine Ehe
einzugehen. Am Vorabend der Schlacht bei Mollwitz empfahl er seinem Bruder
August Wilhelm für den Fall seines Todes „die, die ich im Leben am meisten
geliebt habe“ – es folgten ausschließlich Namen von Männern, darunter an erster
Stelle der Keyserlingks, auch der seines Kammerdieners Michael Gabriel
Fredersdorf. An seinen offen schwul lebenden Bruder Heinrich schrieb er 1746
einen gehässigen Brief, der von Eifersucht um den „schönen Marwitz“ geprägt
war, Heinrichs Kammerjunker, dem Friedrich unterstellte, an Gonorrhoe erkrankt
zu sein. In den Jahren 1747 bis 1749 verfasste er Le Palladion, ein
längeres Gedicht, das in heiterer Weise die homosexuellen Abenteuer seines
Vorlesers Darget schilderte. Es gab auch vielerlei Gerüchte, zu denen nicht
zuletzt Voltaire, Anton Friedrich Büsching und der Arzt Johann
Georg Zimmermann, der Friedrich kurz vor seinem Tod behandelt hatte, beitrugen.
Friedrichs Garteninspektor und Oberhofbaurat Heinrich Ludwig Manger bezeichnete
Fredersdorf 1789 als „damaligen Kammerliebling des Königs“. Ob Friedrich
seine Neigung aber je körperlich ausgelebt hat, ist umstritten: So glaubt
Reinhard Alings, Friedrich habe zölibatär gelebt und sei nach den traumatischen
Erfahrungen seiner Kindheit zu einer echten Liebesbeziehung gar nicht in der
Lage gewesen. Auch Frank-Lothar Kroll glaubt, dass Friedrichs
Veranlagung deutlich weniger lebensbestimmend war als bei seinem Bruder. Wolfgang
Burgdorf dagegen glaubt, der König habe seine ihm später nachgesagte
Homosexualität durchaus ausgelebt. Dies sei eines seiner wesentlichen
Persönlichkeitsmerkmale, mit dem sich zentrale Charakterzüge Friedrichs
erklären ließen: Dieser habe den Wunsch seines Vaters, er möge einen
Thronfolger zeugen, nicht erfüllen können und sein Versagen durch Ruhmbegier
und militärische Risikofreude kompensiert. Demgegenüber nennt
etwa Johannes Kunisch zeitgenössische Äußerungen über diese „Facette“
von Friedrichs Wesen „denunziatorisch“ oder „wichtigtuerisch“. Es lasse sich,
zumindest in Friedrichs Jugend, auch heterosexuelles Empfinden und Erleben
nachweisen, etwa in Bezug auf die Balletttänzerin Barbara Campanini.
Schließlich sei es auch möglich, dass Friedrich seine Homosexualität nur
inszeniert habe, etwa um eine Impotenz zu verbergen. Einige der
wenigen Frauen, die seinen hohen Ansprüchen entsprachen und denen er deshalb
seinen Respekt zollte, waren die sogenannte „große Landgräfin“ Henriette
Karoline von Pfalz-Zweibrücken und Katharina II. von Russland, der er
mehrere Gedichte widmete und mit der er in regem Briefverkehr stand. Katharinas
zweimaliger Einladung zu einer persönlichen Begegnung ist er jedoch
ausgewichen; auch Maria Theresia hat Friedrich nie persönlich
kennengelernt. Er erwartete von Frauen den gleichen schöngeistigen Esprit,
für den seine Tafelrunden gerühmt wurden. Der LiteratFriedrich
schrieb zahlreiche Werke, und zwar fast ausschließlich in französischer
Sprache. Er selbst war unentrinnbar von einer Leidenschaft „besessen“, wie er
schrieb, die er als „Métromanie“ bezeichnete, als Reimsucht. Europaweit
berühmt wurde sein Antimachiavel (1740), in dem er
staatspolitische Grundsätze des Niccolò Machiavelli einer kritischen,
dem Geist der Aufklärung verpflichteten Analyse unterzog. Im Antimachiavel begründete
er auch seine Position hinsichtlich der Zulässigkeit des Präventivschlags und
des „Interessenkrieges“. Demnach verfolgt der Fürst im „Interessenkrieg“ die
Interessen seines Volkes, was ihn nicht nur berechtigt, sondern sogar
verpflichtet, wenn nötig zur Gewalt zu greifen. Damit nahm er die Begründung
für die Eroberung Schlesiens 1740 und den Einmarsch in Sachsen 1756 vorweg. Er verfasste
mit den Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg (1748),
der Geschichte meiner Zeit (erster Entwurf 1746), der Geschichte
des Siebenjährigen Krieges (1764) und seinen Memoiren (1775) die erste
umfassende Darstellung der Entwicklung in Preußen. Darin rechtfertigte er vor
allem seine politischen Auffassungen. Für seine
1780 bei Decker in Berlin in deutscher Sprache erschienene
Schrift Ueber die deutsche Litteratur; die Mängel, die man ihr
vorwerfen kann; die Ursachen derselben; und die Mittel sie zu verbessern (De
la Littérature Allemande) erntete Friedrich in der deutschen
Geisteswelt heftige Kritik. Er hatte dabei den Aufschwung der deutschen
Literatur in der Gegenwart nicht zur Kenntnis genommen und empfahl ihr nun
die französische Literatur als Vorbild. Im Auftrag von Friedrichs
Schwester Philippine Charlotte von Preußen veröffentlichte Johann
Friedrich Wilhelm Jerusalem anonym eine kritische Antwort, Justus
Möser und Johann Michael Afsprung verfassten Gegenschriften. Friedrich
förderte die Königliche Deutsche Gesellschaft (Königsberg). Der Kunstverehrer Friedrich war
an Kunst in jeder Form interessiert. Er kümmerte sich um die Konzeption seiner
Bauten, die dem Friderizianischen Rokoko als Stilvariante seinen
Namen geben. Er ließ gleich nach seinem Amtsantritt für das Berliner Publikum
das Opernhaus Unter den Linden als Musentempel erbauen, skizzierte selbst
sein Potsdamer Schloss Sanssouci und ließ es von Knobelsdorff
ausführen. Nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges wurde im monumentalen
barocken Stil das Neue Palais im Westen des Schlossparks von
Sanssouci errichtet. Als Skulpturenschmuck gesellen sich zu den Bauten oft
Apollo-, Herkules- und Musen-Statuen. Auch legte er in Sanssouci und im Neuen
Palais bedeutende Bildersammlungen an. Vor allem in
jüngeren Jahren scheint Friedrich eine Schwäche für die galanten Szenen auf
Gemälden von Antoine Watteau, Nicolas Lancret und Jean-Baptiste
Pater gehabt zu haben, später erwarb er auch Gemälde der italienischen
Renaissance und des Barock sowie flämische und niederländische Werke. Sein
Kunstgeschmack war dabei zum Teil von Dilettantismus und persönlicher Liebhaberei
geprägt, während er neuere Entwicklungen in vielen Bereichen kaum beachtete. So
wird die Erwerbung der antiken Bronzestatue des „Betenden Knaben“, den man
damals für eine Darstellung des Antinous, des Lustknaben Kaiser Hadrians,
hielt, aus dem Besitz des Prinzen Eugen mit dem homoerotischen Geschmack des
Preußenkönigs erklärt. Ähnliches gilt für die Statuen des nackten Mars und
Merkur am Portal zur Eingangshalle in Sanssouci. Weitere Räume waren mit
erotischen Motiven und homoerotischen Darstellungen geschmückt. Auch der
Musik war Friedrich sehr zugetan. Er spielte sehr gut Querflöte und
komponierte, unterstützt von seinem Flötenlehrer Johann Joachim Quantz,
auf gehobenem Niveau. Viele der ihm zugeschriebenen Kompositionen werden
noch heute von namhaften Interpreten, wie beispielsweise dem Flötisten Manfred
Friedrich und dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach aufgeführt. Später
hatte er eine große Vorliebe für die Flötensonaten von Muzio Clementi (1752–1832).
Er verfasste das Libretto zur Oper Montezuma, die
von Carl Heinrich Graun vertont wurde. Dass die Marcha Real,
die spätere spanische Nationalhymne, von Friedrich komponiert wurde, ist
allerdings eine Legende. Ebenso ist unbelegt, dass er den Hohenfriedberger
Marsch komponierte. Den Mollwitzer Marsch hingegen
komponierte er 1741. Im Musikleben in Rheinsberg und Berlin spielten Franz
Benda und Johann Gottlieb Graun wichtige Rollen. Der von dem
Hofmusiker Carl Philipp Emanuel Bach arrangierte Auftritt Johann
Sebastian Bachs im Potsdamer Stadtschloss am 7. Mai 1747 und das dabei von
Friedrich vorgetragene „Königliche Thema“ führten zu dessen Verarbeitung in
Bachs berühmter Sammlung Das musikalische Opfer. Der FreimaurerWährend eines
Tischgespräches äußerte sich sein Vater auf einer Rheinreise 1738 abfällig über
die Freimaurerei. Graf Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe widersprach
und bekannte sich offen zur Freimaurerei. Friedrich war davon angetan und bat
den Grafen, ihm eine Aufnahme in den Freimaurerbund zu vermitteln. Ohne Wissen
seines Vaters wurde Friedrich durch Abgeordnete der Loge d’Hambourg unter
konspirativen Bedingungen in der Nacht vom 14./15. August 1738 in Braunschweig
zum Freimaurer gemacht. Das Mitgliederverzeichnis führt zur Nr. 31
den Eintrag: „Friedrich von Preussen, geb. 24. Jan. 1712, Kronprinz“. Im
Herbst 1739 gründete Friedrich eine Hofloge an seinem Sitz in Rheinsberg. Nach
seiner Thronbesteigung führte er im Schloß Charlottenburg freimaurerische
Arbeiten fort. Seine Hofloge blieb jedoch den adeligen Mitgliedern vorbehalten.
Nach dem Tod der Gründungsmitglieder Keyserlingk und Jordan im Jahr
1745 verlor Friedrich das Interesse an seiner Hofloge, blieb aber den Idealen
des Freimaurertums verbunden. Der HundeliebhaberAls größte
Leidenschaft des Königs gilt jene, die er gegenüber seinen Hunden pflegte; er
wird mit den Worten zitiert: „Hunde haben alle guten Eigenschaften des
Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.“ Zu seinen
Lieblingshündinnen zählten die Windspiele Biche, Alcmène und
Superbe. Sie schliefen in seinem Bett und wurden bei Tisch vom König gefüttert.
In seinen letzten Jahren zog Friedrich die Gesellschaft seiner Hunde der seiner
Mitmenschen vor. Testamentarisch verfügte er, in einer Gruft auf der Terrasse
des Schlosses Sanssoucis neben seinen Hunden beerdigt zu werden – ein Wille,
der erst 1991 erfüllt wurde. RezeptionBildnisse und DenkmälerVon Friedrich
II. wurde bereits zu seinen Lebzeiten eine große Zahl von Porträts angefertigt.
Sie waren bei seinen Verehrern und Verehrerinnen auch im Ausland sehr beliebt,
er selbst pflegte sie als Anerkennung für ihm geleistete Dienste zu verschenken
– ob als lebensgroßes Gemälde, als brillantengefasste Miniatur, die wie
ein Orden getragen wurde, oder auf einer Tabatiere. Über die
Lebensähnlichkeit dieser Bildnisse gehen die Meinungen seit Beginn ihrer
wissenschaftlichen Erforschung auseinander: 1897 beklagte der
Kunsthistoriker Paul Seidel, „ein klares, ungetrübtes Urteil darüber […],
wie Friedrich der Große in Wirklichkeit ausgesehen hat“, lasse sich aus den
erhaltenen Bildnissen nicht gewinnen. Der Historiker Johannes Kunisch vermutet
in seiner 2004 erschienenen Friedrich-Biographie dagegen, die Bildnisse
namentlich des Hofmalers Antoine Pesne gäben „das Charakteristische
seines Erscheinungsbildes wirklichkeitsgetreu wieder“. Ein Grund für
die Zweifel an der Lebensähnlichkeit der Bildnisse ist, dass diese gar nicht in
der Absicht der Auftraggeber von Herrscherbildern des 18.
Jahrhunderts lag: Es kam vielmehr darauf an, die politische und
gesellschaftliche Rolle darzustellen, in der der Porträtierte sich öffentlich
präsentieren wollte, also etwa als Herrscher mit Szepter und Hermelinmantel,
als kompetenter Heerführer oder als bescheidener, treu sorgender
Landesvater. Laut der Kunsthistorikerin Frauke Mankartz war die
wiedererkennbare „Marke“ wichtiger als die Wirklichkeitstreue. Friedrich
selbst spottete wiederholt darüber, dass ihm seine Porträts wenig ähnlich
sahen. Zudem hegte er eine ausgesprochene Abneigung gegen das
Porträtsitzen, das er von seinem Regierungsantritt an konsequent verweigerte,
weil er sich als zu hässlich dafür empfand: Man müsse Apollo, Mars oder Adonis sein,
um sich malen zu lassen, und er habe keinerlei Ähnlichkeit mit diesen Herren,
schrieb er 1774 an d’Alembert. Tatsächlich
ist kein einziges zu Friedrichs Regierungszeit entstandenes Bildnis
zweifelsfrei authentisch; dass er, wie Jean Lulvès 1913
behauptete, dem Maler Johann Georg Ziesenis 1763 bei einem
Besuch in Salzdahlum Modell gesessen habe, wird
bestritten. Ziesenis musste sich wie andere Porträtisten wohl mit Skizzen
begnügen, die sie nach einer Begegnung mit dem König anfertigten. Nach eigener
Angabe hat Friedrich nur einmal einem Maler, nämlich Pesne 1733 als Kronprinz,
an mehreren Tagen Modell gesessen, und auch das nur seiner Lieblingsschwester
Wilhelmine zuliebe. Alle anderen Bildnisse, die Friedrichs Aussehen in
mittleren Jahren und im Alter darstellen, sind nicht bei Porträtsitzungen
entstanden, sondern Fortschreibungen älterer Porträts (z. B. von Pesne)
oder nach der Erinnerung gemalt. Die
Kunsthistorikerin Saskia Hüneke identifiziert mehrere Typen von
Friedrich-Porträts mit jeweils hohem Wiedererkennungswert: Zum einen den
am barocken Herrscherbildnis orientierten jugendlichen Bildtypus mit
weicheren Gesichtsformen, wie ihn die Werke Pesnes und das 1734 entstandene
Profilbildnis Knobelsdorffs mit ihren Fortschreibungen darstellen. Deutlich
davon geschieden gibt es den Typus des Altersbildnis, das auf Zeichnungen Daniel
Chodowieckis zurückgeht und namentlich in den nach dem Siebenjährigen
Krieg entstandenen Bildnissen Johann Heinrich Christian Frankes etwa
von 1764 und Anton Graffs von 1781 weiterentwickelt wurde. Es zeigt den König
als „Alten Fritz“, hager, ernst, mit scharfen Nasenfalten, großen Augen und
schmalem Mund. Die Totenmaske und die nach ihr gestalteten Bildnisse
ließen sich als Fortschreibung dieses Alterstypus verstehen. Das Porträt von
Ziesenis und eine 1770 entstandene Bildnisbüste Bartolomeo Cavaceppis bildeten
einen mittleren Typus. Im 19.
Jahrhundert wurde der König zu einem beliebten Sujet von Historiengemälden.
Der Maler Adolph von Menzel stellte in vielen seiner Bilder
Ereignisse aus dem Leben Friedrichs des Großen dar, darunter als bekannteste
Werke das Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci und Die
Tafelrunde von Sanssouci. Auch Wilhelm Camphausen, Carl Röchling und Emil
Hünten schufen historisierende Darstellungen, welche das Leben
von Friedrich II. zum Gegenstand hatten, viele davon wurden in Büchern
reproduziert. Zu Lebzeiten
verwahrte sich Friedrich II. dagegen, in Denkmälern dargestellt zu
werden. Einzige Ausnahme war der 1755 aufgestellte Obelisk auf
dem Alten Markt zu Potsdam, auf dessen Schaft vier von Knobelsdorf
geschaffene Bildnismedaillons zu sehen waren. Sie zeigten den Großen
Kurfürsten, König Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. und als Vollender der
dynastischen Ahnenreihe Friedrich II. Nach Friedrichs Tod wurden ihm
zahlreiche Denkmäler errichtet. Eines der ersten Monumentaldenkmale für
Friedrich den Großen entstand 1792 im Park von Schloss Neuhardenberg nach
Entwurf von Johann Wilhelm Meil, das den erst sechs Jahre zuvor
Verstorbenen noch nur in einem relativ unscheinbaren Portraitrelief zeigt,
welches allegorisch von Mars und Minerva betrauert wird. Alleinstehende
Porträts und Personenstandbilder sind die 1807 von Johann Gottfried
Schadow gestaltete Büste in der Walhalla und das
von Joseph Uphues errichtete Standbild in der Denkmalgruppe 28 der
Berliner Siegesallee, das Kaiser Wilhelm II. besonders am
Herzen lag. Das erste[84] in Berlin aufgestellte und zugleich
bedeutendste Denkmal ist das Reiterstandbild Friedrichs des Großen von
1851 Unter den Linden. Das Denkmal hatte den Zweiten Weltkrieg ohne
Schaden überstanden. Im Jahre 1950 ließ es die SED im Zuge der Zerstörung
des Stadtschlosses entfernen. Die Wiederaufstellung geschah 1980, als die
historische Rolle des Königs als eines aufgeklärten Herrschers von der marxistisch-leninistischen Geschichtsinterpretation
positiver bewertet wurde. Eine verkleinerte Replik des Berliner Reiterstandbilds
befand sich bis 1917 im Bernsteinzimmer des Katharinenpalasts in Zarskoje
Selo. Eine Replik des Reiterdenkmals (verkleinert und mit anderem Sockel) steht
in Potsdam im Park Sanssouci südlich des Orangerieschlosses,
im „Neuen Stück“ unterhalb der Jubiläumsterrasse. Weitere
Denkmäler Friedrichs des Großen befinden sich in der Alten Nationalgalerie in
Berlin-Mitte, am Schloss Charlottenburg, im Volkspark Friedrichshain (2000
wiederhergestellt), auf dem Marktplatz in Berlin-Friedrichshagen (2003
wiederhergestellt) und im Marlygarten des Parks Sanssouci in Potsdam.
Die Bronzekopie am Schloss Charlottenburg wurde nach Fotografien des
„verlorenen Originals in Marmor“ von Johann Gottfried Schadow für den
Paradeplatz in Stettin geschaffen. Im Schloss Sanssouci in
Potsdam steht eine 91 Zentimeter kleine Statuette, die König Friedrich II.
mit den Windspielen zeigt. Sie wurde 1822 von François Léquine nach
einem Modell Schadows aus dem Jahr 1816 in Bronze gegossen. Im Jahr 1910
schuf Louis Tuaillon ein Reiterstandbild Friedrichs II., das in Beuthen aufgestellt
wurde. Der Verbleib des Reiterstandbilds nach dem Zweiten Weltkrieg ist
unbekannt. Nicht mehr vorhanden ist außerdem das Standbild auf der Plantage an
der Garnisonkirche in Potsdam. Ein Gedenkstein für Friedrich befindet
sich am ehemaligen „Knüppelweg“ im brandenburgischen Lieberose. Dieser
fast vergessene Denkstein steht an dem Ort, an dem Friedrich nach der
Niederlage bei Kunersdorf seine Truppen sammelte. Eines der jüngsten
Friedrichs-Denkmäler wurde 2012 (zum 300. Geburtstag) in Wernigerode am
Harz in historisierenden Formen errichtet und soll dort an die Gründung der
Kolonie „Friedrichsthal“ erinnern. Zeitgenössischer NamenspatronSchon 1766,
also zu seinen Lebzeiten, bat der Rat der westfälischen Stadt Herford um
die Erlaubnis, das seit 1540 städtische Gymnasium nach dem Landesherrn benennen
zu dürfen. Das Friedrichs-Gymnasium Herford ist seitdem die einzige
nach ihm benannte Schule. Anlass war eine von Friedrich genehmigte, landesweite
Kollekte zur Renovierung und Erweiterung der Schule. Politischer MythosIm 19. und
20. Jahrhundert war der politische Mythos rund um Friedrich den
Großen einem stetigen Wandel unterworfen. Galt der „Alte Fritz“ bis 1870 noch
als Begründer des deutschen Dualismus, so beriefen sich spätere
Generationen in positiver Hinsicht auf ihn. Viele Politiker und Aristokraten
des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts versuchten ihm nachzueifern und
stilisierten ihn zum Wegbereiter des protestantischen Deutschland. Ein Beispiel
für diese Verehrung sind die Fridericus-Rex-Filme der 1920er Jahre.
Friedrich war einer der ersten Prominenten, deren Biographie für das zu jener
Zeit gerade im Kommen begriffene Medium Kino aufbereitet wurde. Ihren
Höhepunkt erreichte die Glorifizierung Friedrichs in der Zeit des
Nationalsozialismus unter der Federführung des Propagandaministers Joseph
Goebbels. Dabei spielten vor allem die sechs Filme, in denen der damals
bekannte Schauspieler Otto Gebühr den Preußenkönig darstellte, eine
wichtige Rolle. Die NS-Propaganda bezeichnete ihn nicht nur als
„ersten Nationalsozialisten“, Friedrich und seine Gefolgsleute wurden auch zum
Inbegriff deutscher Disziplin, Standhaftigkeit und Vaterlandstreue stilisiert.
So rechtfertigten die Nationalsozialisten in den letzten Kriegsmonaten
beispielsweise die Einberufung der Hitlerjungen zum Volkssturm mit
der Begründung, Friedrich habe auch 15-jährige Adelssöhne zu Leutnants erhoben.
So wurde die Legende des charismatischen Preußenkönigs
jahrhundertelang von politischen Machthabern missbraucht; ob er als „undeutsch“
oder „deutschnational“ bezeichnet wurde, unterlag dabei dem jeweiligen
Zeitgeist. Der Mainzer
Historiker Karl Otmar von Aretin bestreitet, dass Friedrich nach Art
des aufgeklärten Absolutismus regierte, und sieht ihn als Begründer einer
verantwortungslosen und machiavellistischen Tradition in der deutschen
Außenpolitik. Ganz neue
Einblicke in das Leben Friedrichs ermöglichte die Stiftung Preußische
Schlösser und Gärten im Jubiläumsjahr 2012 (300. Geburtstag Friedrichs des
Großen) mit ihrer überregional Aufsehen erregenden Ausstellung „Friederisiko“
im Neuen Palais von Sanssouci. Siehe auch: Liste von Filmen
zu Friedrich II. (Preußen) Vorfahren
Ahnentafel König
Friedrich II. von Preußen 1
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Ururgroßeltern
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Kurfürst
Georg Wilhelm (Brandenburg) (1595–1640)
⚭ 1616
Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1597–1660)
|
Statthalter der
Niederlande
Friedrich Heinrich (Oranien) (1584–1647)
⚭ 1625
Amalie zu Solms-Braunfels (1602–1675)
|
Kurfürst
Friedrich V. (Pfalz) (1596–1632)
⚭ 1613
Elisabeth Stuart (1596–1662)
|
Herzog
Georg von Braunschweig-Lüneburg (1582–1641)
⚭ 1617
Anna Eleonore von Hessen-Darmstadt (1601–1659)
|
Marquis
Alexander II. Desmier d’Olbreuse
⚭
Jacquette Poussard de Vandré
|
Urgroßeltern
|
Kurfürst
Friedrich Wilhelm (Brandenburg) (1620–1688)
⚭ 1646
Luise Henriette von Oranien (1627–1667)
|
Sophie von der Pfalz (1630–1714)
⚭ 1658
Kurfürst
Ernst August (Braunschweig-Lüneburg) (1629–1698)
|
Herzog
Georg Wilhelm (Braunschweig-Lüneburg) (1624–1705)
⚭ 1676
Eleonore d’Olbreuse (1639–1722)
|
Großeltern
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König
Friedrich I. (Preußen) (1657–1713)
⚭ 1684
Sophie Charlotte von Hannover (1668–1705)
|
König
Georg I. (Großbritannien) (1660–1727)
⚭ 1682
Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg (1666–1726)
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Eltern
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König
Friedrich Wilhelm I. (Preußen) (1688–1740)
⚭ 1706
Sophie Dorothea von Hannover (1687–1757)
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Friedrich II. (1712–1786), König von
Preußen
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1 Der Stammbaum
Friedrichs des Großen zeigt den in Kreisen des Hochadels häufig
anzutreffenden Ahnenschwund. Da seine Eltern Cousin und Cousine ersten
Grades waren, ebenso wie auch die Eltern seiner Mutter, reduzierte sich die
Zahl seiner Ururgroßeltern von 16 auf 10. Literatur (Auswahl)Bibliographien·
Bibliographie Friedrich der Grosse: 1786–1986. Das
Schrifttum des deutschen Sprachraums und der Übersetzungen aus Fremdsprachen. Bearbeitet von
Herzeleide (Henning) und Eckart Henning. Walter de Gruyter, Berlin/ New
York 1988, ISBN 3-11-009921-7. ·
(Reinhard) B(reymayer): Philosophe de Sans-Souci,
Bibliographische Nachweise. In: Friedrich Christoph Oetinger: Die
Lehrtafel der Prinzessin Antonia. Hrsg. von Reinhard Breymayer und
Friedrich Häußermann. Teil 2: Anmerkungen. Berlin/ New York
1977 (Texte zur Geschichte des Pietismus, Abt. VII, Bd. 1, Teil 2), S. 258–266
(75 Titel vor allem zum dichterischen Werk Friedrichs des Großen); vgl. weitere
Nachweise, ISBN 3-11-004130-8, S. 267–312. ·
Burkhard Hegermann: Wegweiser durch die
Friedrich-Jubiläumsliteratur. Berlin-historica Verlag, Berlin
2011, ISBN 978-3-939929-14-7. ·
Bibliographie Friedrich der Große. Nachträge 1786–1986. Neuerscheinungen
1986–2013. Bearbeitet von Herzeleide Henning (= Veröffentlichungen
aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz. Arbeitsberichte. Bd. 18).
Selbstverlag des Geheimen Staatsarchivs PK, Berlin 2015, ISBN
978-3-923579-25-9. Lexikonbeiträge·
Josef Johannes Schmid: Friedrich II., Kurfürst von
Brandenburg, König in (ab 1777: von) Preußen. In: Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Bautz, Herzberg 2001, ISBN
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1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 545–560 (Digitalisat). ·
Leopold von Ranke: Friedrich II. (König von Preußen). In: Allgemeine
Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig
1877, S. 656–685. (veraltet) BiographienModerne historische Forschung·
Tillmann Bendikowski: Friedrich der Große. C.
Bertelsmann Verlag, München 2011, ISBN 978-3-570-01131-7. ·
Tim Blanning: Friedrich der Große – König von Preußen –
eine Biographie. Übersetzung aus dem Englischen Andreas Nohl. Beck,
München 2018, ISBN 978-3-406-71832-8 ·
Jean-Paul Bled: Friedrich der Große. Aus dem
Französischen von Wolfgang Hartung. Artemis & Winkler, Düsseldorf
2006, ISBN 978-3-538-07218-3 o
Jean-Paul Bled: Frédéric
le Grand. Fayard, Paris 2004, ISBN 2-213-62086-5. ·
Wilhelm Bringmann: Friedrich der Große. Ein Porträt. Herbert
Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0630-7. ·
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Ewald Frie: Friedrich II. Rowohlt, Reinbek
2012, ISBN 978-3-499-50720-5. ·
Peter-Michael Hahn: Friedrich II. von Preußen. Feldherr,
Autokrat und Selbstdarsteller. Kohlhammer, Stuttgart 2013, ISBN
978-3-17-021360-9 (Schwerpunkt: Rezeptionsgeschichte bis 1989, gegen
unkritische Übernahme der schriftlichen Äußerungen Friedrichs über sich
selbst). ·
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Zeit. Böhlau, Köln 1987, ISBN 3-412-08186-8. ·
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Leben eines großen Königs. Duncker & Humblot, Berlin 2009, ISBN
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Johannes Kunisch: Friedrich der Große, C. H. Beck,
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Theodor Schieder: Friedrich der Große. Ein Königtum der
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Bernd Sösemann (Hrsg.): Friedrich der Große in Europa
– gefeiert und umstritten. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012, ISBN
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Bernd Sösemann, Gregor Vogt-Spira (Hrsg.): Friedrich
der Große in Europa. Geschichte einer wechselvollen Beziehung. 2
Bände. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-515-09924-0. Ausstellungskataloge·
Friedrich Benninghoven, Helmut Börsch-Supan, Iselin
Gundermann: Friedrich der Große. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs
Preußischer Kulturbesitz anlässlich des 200. Todestages König Friedrichs II.
von Preußen. 2. durchgesehene Auflage. Nicolai, Berlin 1986, ISBN
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2012, ISBN 978-3-515-10123-3. Populärwissenschaftliche und essayistische
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Rudolf Augstein: Preußens Friedrich und die Deutschen. S.
Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1968. ·
Jens Bisky: Unser König: Friedrich der Große und seine
Zeit. Ein Lesebuch. Rowohlt, Berlin 2011, ISBN 978-3-87134-721-4. ·
Johannes Kunisch: Friedrich der Große in seiner Zeit.
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Ullrich Sachse (Red.): Friederisko. Friedrich der Große. Die
Essays. Ausstellungsband Teil I, Hirmer Verlag, München. 2012. ISBN
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Wolfgang Venohr: Fridericus Rex. Friedrich der Große –
Porträt einer Doppelnatur. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach
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Monographien·
Thomas Carlyle: Friedrich der Große, besorgt und
eingeleitet von Karl Linnebach, 1910, Verlag Martin Warneck, Berlin ·
Reinhold Koser: Geschichte Friedrichs des Großen. Vierte
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Nachfolger, Stuttgart/ Berlin, Bd. 1 1912, Bd. 2/3 1913, Bd. 4 1914. ·
Franz Kugler, Adolph von Menzel: Geschichte
Friedrichs des Großen. R. Löwit, Wiesbaden 1981. (Neuauflage des
Erstdrucks von 1840). ·
Karl Heinrich Siegfried Rödenbeck: Tagebuch oder
Geschichtskalender aus Friedrichs des Großen Regentenleben, 1840–1842. Quellensammlungen zur Biographie·
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Jürgen Overhoff, Vanessa de Senarclens (Hrsg.): An meinen
Geist. Friedrich der Große in seiner Dichtung. Eine Anthologie, Schöningh,
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Johannes Bronisch: Der Kampf um Kronprinz Friedrich. Wolff
gegen Voltaire. Landt Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-938844-23-6. ·
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Johannes Kunisch: Das Mirakel des Hauses Brandenburg.
Studien zum Verhältnis von Kabinettspolitik und Kriegführung im Zeitalter des
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