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Vom Trödel bis zur
Antiquität...
...im historischen Ambiente der 500 Jahre alten
Öl- und Graupenmühle, direkt unter der Mühlburg im Gebiet der Drei Gleichen
gelegen.
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Bibliophiles, sehr seltenes Buch von 1824
Autor: Wolfgang Adolph Gerle * Titel: Schattenrisse und Mondnachtbilder. Novellen, Märchen, Sagen und Legenden Erstes Bändchen. Verlag:
A. Wienbrack, Leipzig 1824 248 Seiten, Halbleder
Inhalt siehe Foto
* Biographie siehe unter den
Fotos
Maße: 16,5x 10,5 cm Zustand:
Bindung gut, Seiten fleckig, Einband bestoßen und berieben, Innendeckel "Nachricht an alle Leser" von der "Ledermannschen Lese- Bibliothek Erfurt" (Stempel auf Titelseite)
Wolfgang Adolph Gerle
(Schriftsteller, geb. zu Prag 9.
Juli 1781, gab sich selbst den Tod in der Moldau 29. Juli 1846). Sein Vater war
Buchhändler und Antiquar in Prag und der Sohn, der eine sorgfältige Erziehung
genoß, zeigte früh poetische Anlagen. Als Knabe von 6 Jahren schrieb er einen
Roman, dessen Helden Vögel waren; und der Lustspieldichter Jünger,
der das kindische Werk las, bewog den Vater, der Neigung des Knaben Raum zu
geben. Herangebildet, widmete sich G. dem Geschäfte des Vaters, arbeitete aber
schon fleißig in den verschiedensten schöngeistigen Richtungen, und lieferte
bei der großen Leichtigkeit, mit welcher er producirte, und bei der
Beliebtheit, deren sich seine Arbeiten auf dem damals noch nicht überfüllten
Büchermarkte erfreuten, eine große Menge von Schriften, anfänglich unter dem
Pseudonym Gustav Erle, eine unter dem Namen Konrad Spät genannt Frühauf,
einige anonym und. später, durch den freundlichen Erfolg aufgemuntert, mit
seinem Namen. Im J. 1812 betrat er zum ersten Male das dramatische Gebiet und
erfreuten sich einige seiner meist nach Novellen ausgeführten Bearbeitungen
einer günstigen Aufnahme. Seit dem J. 1814 versah er die Professur der
italienischen Sprache am Musik-Conservatorium in Prag, welche er bis an seinen
Tod bekleidete. Letzteren gab er sich selbst, nicht aus Lebensüberdruß, oder in
einem Anfall von Irrsinn, obwohl letzterer als Familienerbstück allgemein
vorausgesetzt wird, da sein Vater im hohen Alter auch wahnsinnig geworden;
sondern nach reiflicher Ueberlegung, im Vorgefühl eines kummervollen
Lebensendes, dem er auf dem kürzesten Wege vorbeugen wollte. Da seine Kräfte
schwanden, seine Arbeiten bei der veränderten Zeitrichtung nicht mehr
ansprachen, er auf den kleinen Gehalt eines Sprachmeisters beschrankt, sich
nicht mehr fähig fühlte, denselben durch den Erlös seiner Thätigkeit
aufzubessern, so einigte er sich mit dem Gedanken, die [156] Lebensuhr,
die selbst nicht auslaufen wollte, zum Stehen zu bringen; er wollte sich in der
Furcht, alt, gebrechlich und verlassen zu werden, vor dem Tode mit dem Tode
retten. Bevor er den Entschluß ausgeführt, verfügte er über sein Eigenthum,
schrieb an zwei Freunde Briefe, deren einer, an Dr. Ludw. Aug. Frankl gerichtet,
einfach einen Abschied des Freundes vom Freunde enthielt. Gerle zählte
72 Jahre, als er den Tod sich gab, sein Leichnam wurde am folgenden Tage (30.
Juli) in der Nähe der Prager Kettenbrücke aus der Moldau gezogen. Bei der
allgemeinen Beliebtheit, derer sich allgemein erfreute, bildete sein Tod für
Prag ein Ereigniß. G.’s Schriften sind sehr zahlreich und erzählenden,
dramatischen, historischen und topographischen Inhaltes; die erzählenden:
„Koralli oder die Liebe in heissen Zonen“; – „Alexis und Nadine“; – „Lodoiska
von Sandoval“; „Adeline Gräfin von Castell“; – „Eugen Graf von Montpensier“; –
„Der Bastard von Navarra“; – „Euphemion, der Unerforschliche“, sind seine
Erstlingsproducte, die er zum Theil als Gustav Erle veröffentlichte.
– Mit seinem Namen gab er heraus: „Volksmärchen der Böhmen“, 2 Bände (Prag
1817, Calve), welche Tiecks Beifall fanden; – „Historien und
gute Schwänke des Meisters Hans Sachs“ (Pesth 1818); – „Guckkastenbilder“,
2 Theile, beide unter dem Namen Conrad Spät, genannt Frühauf (Brünn
1820); – „Novellen, Erzählungen und Märchen“, 2 Bde. (Leipzig 1821); – „Der
kleine Phantasus“, 2 Thle. (Ebenda 1822); – „Schattenrisse und Mondnachtbilder.
Novellen, Mährchen ...“, 3 Bdchn. (Leipzig 1824); – „König Artus and die Ritter
von der Tafelrunde“, I. Bd. (Brünn 1824), (erschien nur dieser 1. Band); – „Die
Liebesharfe. Gegensätze des Lebens und der Liebe“ (Wien 1825); – „1001
Schnurre. Ein Buch zum Lachen …“, 2 Bdchn. (Pesth 1825), unter dem Pseudonym
Meister Hilarius Kurzweil; – „Neue Erzählungen“ (Prag 1825); –
„Holzschnitte. Erzählungen und Novellen ...“, 2 Bdchn. (Prag 1841); –
„Lebensbilder aus der niederländischen Schule, Originale und Copien“, 2
Bändchen (Leipzig 1841); – „Der bürgerliche Salon. Genrebilder aus der
Gegenwart“ (Braunschweig 1841); – „Tausend und ein Tag oder die Märchen der
Solimena“, 6 Thle. (Prag 184.), ohne Namen. Der günstige Erfolg einiger dramatischen Arbeiten
ließ ihn dieses Feld mit besonderer Vorliebe pflegen und er schrieb und
bearbeitete folgende Stücke: „Der Essighändler“ (1812); – „Irenens Feier“, ein
Festspiel (1814); – „Der blaue Domino“, nach Zschokke (1820);
– „Abenteuer einer Neujahrsnacht“, nach Ebendemselben, welches Stück viele
Jahre hindurch in Prag regelmäßig am Sylvesterabende aufgeführt wurde, und wozu
er später (1828) das Vorspiel: „Publicum und Recensenten“ schrieb; – „Die
Wochenstube“, nach Halberg; – „Jaromir und Udalrich“, Trauerspiel;
– „Adam Wiederbauer“, Drama nach Fouqué; – „Das Liebhaber-Theater“,
Lustspiel nach Van der Velde; – „Das Mädchen von Gomez Arias“,
Drama nach Calderon; – „Der Löwe schlummert“, Fastnachtposse; –
„Oheim and Neffe“, Lustspiel; – „Der letzte April“, Posse; – „Der
Familienvertrag“, Posse; – „Die Räuber im Schwarzwalde“, Drama; – „Der falsche
Prinz“, Lustspiel. – In Gemeinschaft mit Uffo Horn: „Die
Vormundschaft“, welches Lustspiel den Preis in Stuttgart erhielt; – mit Lederer:
„Die kranken Doctoren“, Lustspiel und mit Wilhelm Frankl:
„Demoiselle Colombe“, Lustspiel und „Der Rubinring“, Lustspiel, welch’
letzteres sich in seinem Nachlaß fand. Seine übrigen topographischen,
historischen und gemischten Schriften sind:
„Vorschule der Aesthetik“ (Prag 1805); – „Amor und Psyche“, eine griechische
Mythe nach Aquilejus und La Fontaine (Prag
1805); – „Korallen und Fragmente [157] aus dem Gebiete der Natur“ (Prag
1807, neue Auflage 1811); – „Historischer Bildersaal der Vorzeit Böhmens“, 3
Bde. (Prag); – „Gemälde von Böhmen“, 3 Bde. (Pesth 1823, mit K. K., 12°.); –
„Grossbrittanien und Irland nach Depping“, 5 Thle. (Ebenda 1827, mit K. K.),
beide in das von Hartleben herausgegebene „Miniaturgemälde der
Länder und Völkerkunde“ gehörig; – „Böhmens Heilquellen“ (Prag 1828, mit Karte,
12°.); – „Franzensbrunn. In topogr., pittor. und medicin. Hinsicht“ (Ebd. 1830,
mit 1 Karte); – „Karlsbad …“ (Ebd. 1830, mit 1 K.); – „Marienbad …“ (Ebenda
1830, mit 1 K.); – „Teplitz ...“ (Ebenda 1830); – „Prag und seine
Merkwürdigkeiten“ (Prag 1825, 3. Aufl. 1836, und schon eine 5. Auflage mit
Ansicht), ein gutes und seiner Zeit gesuchtes Handbuch; – „Der Reisegefährte in
Adersbach“ (Ebenda 1833). Auch redigirte G. zu drei verschiedenen Zeiten die
„Prager Zeitung“, u. z. vom J. 1810–11, 1815–1820 und 1823. Im Jahre 1822 gab
er allein, seit 1824. in Gemeinschaft mit Karoline Woltmann die
Zeitschrift: „Der Kranz“ heraus, und im Jahre 1834 wurde er Redacteur des
„Panorama des Universums“. Außerdem sind viele kleinere Arbeiten G.’s in
Journalen zerstreut. G.’s Schriften enthalten manches Gute, ohne jedoch bleibenden
Werth zu besitzen. Als Mensch erfreute sich G. allgemeiner Achtung und Meynert entwirft
von ihm eine treffende Charakterskizze, auf welche wir in den Quellen
verweisen.
Auffallend ist der folgende große Unterschied in
Angabe des Geburtsdatums: während fast alle Quellen im J. 1781 übereinstimmen –
das Libell „Oestr. Parnaß“ das J. 1784 angibt, bezeichnet Dr. Meynert den 13. Juli
1774, Herloßsohns „Theater-Lexikon“ aber gar das Jahr 1790 als
G.’s Geburtsjahr. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter 1846, Nr. 32, S. 745:
„Nekrolog“ von L. A. Frankl. – Dieselben S. 1054: „W. A. Gerle’s
Nachlaß“ [nach diesen stürzte er sich am 29. Juli 1846 in die Moldau]. –
Wanderer (Wiener Blatt, gr. 4°.) 1849, Nr. 39: „Gallerie biographischer
Skizzen. 3. Gerle“ von Dr. Meynert [nach diesem geb. 13. Juli 1774. Dr. Meynert charakterisirt
G. folgendermaßen: „Gerle war kein genialer Dichter, aber ein Schriftsteller
von verständigem Urtheile und gewandter Darstellung. Ohne eine hervorragende
Stellung einzunehmen, gab er für Prag doch einen gewissen Vereinigungspunct der
schöngeistigen und künstlerischen Interessen ab; er war zufolge seiner
Verträglichkeit und gutmüthigen literar. Dienstfertigkeit gleichsam das
neutrale Gebiet, auf welchem nicht nur den Ort besuchende fremde Notabilitäten,
sondern auch die Anhänger der entschiedenen Fractionen, die Zungen der
deutschen wie der čechischen geistigen Bestrebungen, die strengen
Contrapunctisten wie die Romantiker in der Musik sich in Einigkeit zu
versammeln pflegten. In dieser Beziehung war sein Tod für Prag ein Ereigniß …
Seine Schriften werden dem Vergessen vielleicht nicht entgehen .... aber sein
Herz verdient unvergessen zu bleiben, er war ein guter Mensch]. –
Allg. Theaterzeitung von Adolph Bäuerle XXXIX. Jahrg.
(Wien 1846) Nr. 190, S. 759: „Nekrolog.“ – Ersch (J. S.) und Gruber (J.
G.), Allgem. Encyklopädie der Wissenschaften u. Künste (Leipzig 1822,
Gleditsch, 4°.) I. Sect. 61. Thl. S. 149 [nach diesem geb. 9. Juli 1781].
– Wolffs Almanach für Freunde der Schauspielkunst auf das J.
1846. – Blums u. Herloßsohns Theater-Lexikon
IV. Bd. S. 42 [nach diesem geb. 1790]. – Meusel (Joh. Georg),
Das gelehrte Teutschland (Lemgo 1783) XIII. Bd. S. 460; XVII. Bd. S. 699.
– Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Voigt) XXIV. Jahrg. (1846) I.
Thl: S. 482. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann),
(Wien 1835) II. Bd. S. 320. – Libussa. Taschenbuch, herausg. von Alois Klar.
Jahrg. 1851, S. 464 [nach dieser geb. 9. Juli 1781, gest. 30. Juli 1846]. –
Annalen der Literatur und Kunst in dem östr. Kaiserthume. Jahrg. 1811 (Wien, A.
Doll, 8°.) IV. Bd. S. 349. – Oestr. Parnaß, bestiegen von einem
heruntergekommenen Antiquar (Frey-sing, bei Athanasius & Comp. (Hoffmann
und Campe in Hamburg) S. 18 [nach diesem geb. 1784; entwirft folgendes Porträt
von G.: „Stutzer, geschmeidig, artig und zuvorkommend, hat viel und vielerlei
geschrieben, vorzüglich von und über sich. Correspondent
aller auswärtigen Zeitungen, größtentheils unglücklicher
Original-Schriftsteller, gewandter Bearbeiter, ziemlich bekannt. Eine
einnehmende Physiognomie, elegantes Aeußere und Manieren, Titularprofessor und
Hagestolz, [158] übrigens
nichts Großes“].[BN 1] – Porträt. Sein
sprechend ähnliches Porträt hat der Wiener Maler Decker 1844
lithographirt. – Grabstein. Director Hofmann,
jetzt Director des Thalia- und Josephstädter Theaters in Wien, ließ ihm einen
Grabstein setzen, mit der Inschrift: W. A. Gerle, Schriftsteller; auf der
Rückseite: geb. 9.
Juli 1781, gest. 29. Juli 1846. -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
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