Carlfriedrich Claus


Carlfriedrich Claus war ein deutscher avantgardistischer Künstler auf den Gebieten der Schriftgrafik, der Visuellen und Konkreten Poesie sowie der Lautpoesie. Er schuf ein umfangreiches Œuvre an Artikulationen, Sprachblättern, Drucken und Grafiken. 

Sehr schöne, höchst differenzierte und charakteristische Original Graphik des großen, viel beachteten Outsiders der ehemaligen DDR - Kunst. 

Titel und Jahr: Nachtgespräch,  1980/90/91 (Lt. Editionsverzeichnis)

Blattgröße: ca. 36 x 26,6 cm, Plattengröße 16,6 cm x 9,3 cm

Technik: Radierung, Hochdruck auf  weißem Bütten mit dem vollem Rand 

Merkmale: Linke untere Ecke vom Künstler mit Bleistift handsigniert.

Besonderheit: Eine als Hochdruck ausgeführte Radierung (umgekehrte Schwarzweiss-Werte) ist sehr selten bei Carlfriedrich Claus. Es handelt sich um eine Edition der renommierten Griffelkunst-Vererinigung in Hamburg. Es gehört zu deren Grundsätzen, dass alle Editionen limitiert sind, die Höhe der Auflage aber nicht bekannt gegeben wird. 

Die Authentizität lässt sich zweifelsfrei feststellen durch Veröffentlichung der Radierung mit Beschreibung und Abbildung im Verzeichnis der Editionen der Griffelkunst, Band ll 1988-2000, 1. Auflage 2004, Seite 180f.

Zustand: Die Graphik wurde überwiegend in einer Mappe gelagert, keine sichtbaren Alterungsspuren. Rückseitig von fremder Hand mit Bleistift betitelt, ausserdem an Oberkante zwei kleine weiße Papierklebestreifen von früherer Montierung. Ansonsten sehr guter Zustand.

Carlfriedrich Claus

Leben

Carlfriedrich Claus wird als einziges Kind des Schreibwaren- und Kunstbuchhändlers Johannes Friedrich Emil Claus (1887–1944) und dessen Frau Johanna Luise Claus (1893–1969) in Annaberg/Erzgebirge geboren. 1933 zieht die Familie von der Bambergstraße 6 in die Buchholzer Straße 10 (Eingang Johannisgasse, Souterrainwohnung unter dem Kino Gloria-Palast). Am 8. April 1937 wird Carlfriedrich in die Pestalozzi-Schule eingeschult, ab dem 28. August 1941 besucht er das Anton-Günther-Gymnasium. Dem Bürobedarfsgeschäft in der Buchholzer Straße 21 (später zeitweilig Ernst-Thälmann-Straße 21) gliedert der Vater im Januar 1944 eine Kunsthandlung an, zwei Monate später stirbt er.

Claus beginnt sich schon früh für „fremde“ und „besondere“ Sprachen zu interessieren. Nicht zuletzt durch die „kritische Distanz zum nationalsozialistischen Regime“[1] und aus „Solidarität zu jüdischen Freunden“[1] lernt Claus Hebräisch und wendet sich auch dem RussischenArmenischen und Chinesischem zu. Des Weiteren erwirbt er zahlreiche Sprachwörterbücher und widmet sich dem Selbststudium der Kabbala sowie den Schriften Rudolf SteinersErnst BlochsNovalis', Jacob BöhmesSpinozas und Paracelsus'.[1] Durch seine Eltern lernt Claus die von den Nazis als „Entartete Kunst“ deklarierten Werke KandinskysKleesPicassosLégers und El Lissitzkys kennen und schätzen.[2] Während der Kriegsjahre beschäftigte sich Claus zudem mit Heinrich HeineKarl MarxDaniel Henry Kahnweiler und Carl Einstein.[1] Angesichts des Todes seines Vaters befasst er sich verstärkt mit der Anthroposophie Rudolf Steiners. Am 8. Mai 1945 gehört Claus zu den wenigen Annaberger Bürgern, die den Einzug der Roten Armee auf dem Marktplatz begrüßen.

Er bricht das Gymnasium 1945 ab und tritt eine Kaufmannslehre im Geschäft seiner Mutter an. Von Oktober 1945 bis Oktober 1948[3] absolviert er eine Lehre als Einzelhandelskaufmann/Kunsthändler an der Städtischen Handelsschule in Annaberg. Gleichzeitig beschäftigt sich Claus weiter mit sprachwissenschaftlichen und phonologischen Phänomenen und versucht sich erstmals an experimenteller Poesie.[1] Nach der Lehre wird er als Bauhilfsarbeiter zum Talsperrenbau nach Cranzahl verpflichtet, 1949 jedoch aus gesundheitlichen Gründen vom Bau freigestellt. Er nimmt seine Tätigkeit im Geschäft der Mutter wieder auf.

1951 entstehen erste Gedichte. Im Juni 1952 erkrankt Claus an Tuberkulose. Ab Oktober ergeben sich erste Kontakte zu Galerien u. a. zur Galerie Schüler in Berlin (West). Von Januar bis Mitte April 1953 verbringt er einen Kuraufenthalt im Sanatorium Stubbe in Sülzhayn. Von 1953 bis etwa 1957 beschäftigt sich Claus mit Porträt- und Landschaftsfotografie, schreibt „besondere“ Theaterkritiken für die Tageszeitung Volksstimme, in der er gezielt vor allem auf „die Tiefendimensionen von Stimme und Artikulation“[1] einging. Weiterhin verfasst er Gedichte, die er jetzt Lautstudien nennt, eine Form der "Auflösung der Sprache in Vokalfarbe und Konsonantenbewegung" (Brief an Hanni Wirth, 17. Mai 1954). Intensiv beschäftigt er sich auch (zeitlebens) mit Ernst Blochs Werk Das Prinzip Hoffnung. Ab 1955 nennt er seine Gedichte Klanggebilde und bezieht zunehmend die Fläche des Papiers in die Konzeption seiner Texte ein. 1957 entstehen 80 Blätter des Automatischen Tagebuchs sowie Papiercollagen. Die Themen in der Folgezeit sind Sprache (Claus experimentierte mit Lautbildungsprozessen), Schrift (Sprachblätter, Transparentbögen) und kommunistische Geschichtsphilosophie, sowie die Beziehungen zwischen Subjekt und ObjektBewusstsein und Materie. Claus stand unter anderem in Kontakt zu Ernst BlochMichel LeirisRaoul HausmannFranz Mon, avantgardistischen Künstlern in Europa und dem Dresdner Maler Albert Wigand. Die Freundschaft zu Franz Mon intensivierte sich ab den 1960er Jahren stark.[4] 1959 wird die elterliche Buchhandlung verstaatlicht. Dies schränkt Claus einerseits materiell sehr ein, andererseits kann er nun freier arbeiten. Zwischen 1958 und 1980 entstehen „Phasenmodelle“, „Letternfelder“ und „Sprachblätter“, „Vibrationstexte“, seine Dichter-Graphiken (Gerhard Wolf). 1975 wird er Mitglied des Verbandes Bildender Künstler. 1977 gründet er zusammen mit Michael MorgnerThomas RanftDagmar Ranft-Schinke und Gregor-Torsten Schade nach Ranfts Idee die Künstlergruppe und Produzentengalerie Clara Mosch (1977–1982) in Adelsberg, einem Stadtteil von Karl-Marx-Stadt. 1978 gewinnt er den 2. Preis der Grafik-Biennale in Krakau. In den 1990er Jahren arbeitet Claus an visueller Poesie im Grenzbereich von Lyrik und Grafik. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigt er sich vermehrt mit Esoterik.

Leben in der DDR

Für Carlfriedrich Claus' Kunst war in der DDR zunächst kein Platz. Er konnte wenn überhaupt nur im privaten Rahmen ausstellen, da der Geheimdienst „geheimschriftliche Agententätigkeit“[4] vermutete und so viele Kontakte kappte. 1980 durfte Claus erstmals seine Werke in einer staatlich geduldeten Ausstellung in Dresden präsentieren.[4] Claus begriff sich zeitlebens als überzeugter Kommunist, war aber den Behörden vor allem in seiner Region suspekt. Er wurde vom Staatssicherheitsdienst der DDR überwacht, und man legte ihm eine Ausreise nach Westdeutschland nahe, was er entschieden ablehnte. Darüber hinaus war er sein Leben lang entschiedener Pazifist, was dem SED-Staat ebenfalls suspekt war. Und das, obwohl er auch Texte verfasste wie zu den Grafiken des Aurora-Zyklus (1967): „Der Stern der Erde steht vor unserem Blick als ein neuer, kommunistischer. In Morgenröte…“, oder zu Bioelektrische Landschaft (1973): „Submarines im Bewußtsein. Geschrieben in Gedanken an meine noch lebenden Freunde und Genossen der Unidad Popular.“ Carlfriedrich Claus war jedoch nie ein Befürworter des DDR-Kommunismus. Er blieb in seinen Gedanken und Handlungen frei und widersetzte sich stets den Ideologien. Zunächst der des Nationalsozialismus, dann der der DDR.[3] „Obwohl er so ernsthaft und folgerichtig wie wenige die Ideen von MarxLenin und Bloch in seinen Denklandschaften verarbeitete, wurde sein Werk in der DDR von der marxistisch-leninistischen Staatspartei unterdrückt und ignoriert und nur von oppositionellen Kräften aufgenommen“.[5] Claus unterhielt Kontakte zu anderen konkreten Poeten (insbesondere zu Franz Mon) und besonders zur Avantgarde aus Tschechien. Kontakte innerhalb der Sowjetunion waren besser möglich als in den Westen. Claus konnte meistens nur besucht werden und selbst nicht auf Reisen gehen. (Franz Mon organisierte jedoch für ihn Ausstellungen im Westen.)Mehrmals werden Dokumente abgefangen. Carlfriedrich Claus lebte nach der Philosophie Blochs, dessen Werk Das Prinzip Hoffnung ihn zeitlebens faszinierte. Er strebte nach einer konkreten Utopie, jedoch einer, die über die gesellschaftlichen Strukturen hinausging. Er sagte über sich selbst: „Ich war isoliert, aber verbunden mit den gesellschaftlichen Vorgängen. […] Es war Dialog mit sich selbst und mit den gesellschaftlichen Prozessen, politischen Prozessen und Naturprozessen. Also keine Flucht nach innen, keine Introversion. Daß ich mich mit negativen Affekten verzehrte, habe ich vor allem der intensiven Auseinandersetzung mit Bloch zu verdanken, insofern er eben die Tatsache als Prozeßmomente sieht. Das eigentliche marxistische Verhalten ist, den Blick nach vorn zu richten, auf die Lösbarkeit der nichtagnostischen Widersprüche“.[6] Claus selbst wollte seine Stasi-Akte niemals ansehen.

Gesamtwerk

Carlfriedrich Claus schuf ein Gesamtwerk von mehreren hundert Tonbandkassetten mit Artikulationen, Sprachblättern, Handzeichnungen, Büchern, Druckgrafiken, Briefen etc.[7] Seine Arbeiten hatten den Anspruch den Rezipienten ganzheitlich zu fordern. Seine Arbeiten können stets als ein Selbstexperiment[8][9] erfasst werden. Zu Beginn schrieb Claus konkrete Gedichte auf der Schreibmaschine. Diese Lyrik hatte u. a. Natur und Zeit zum Thema.[10] Später werden die Motive „Klang“ und „Vibration“ wichtig und er schrieb mit der Hand. Claus Literatur ist experimentell[9] und kann nicht einfach kategorisiert werden. Beim Anfertigen seiner „Sprachblätter“ oder auch „Vibrationstexte“ artikulierte er (teilweise) gleichzeitig, sodass es quasi ein Werk auf mehreren Ebenen darstellt. Eine Ahnung der Ganzheitlichkeit des Werkes kann der Rezipient z. B. beim Besuch des Sprachraumes AURORA bekommen. „Ich frage mich nach dem Entstehen eines Sprachblattes oft: wie groß ist hier der Anteil von noch nicht Gewordenem im Körper, das sich ohne gleichzeitige Umsetzung, also sozusagen das Bewußtsein überholend, durch die Bewegung der Hand manifestiert, wie groß der des noch nicht im Bewußten im Bewußtsein, speziell im Sprach-Bewußtsein, wie groß der des nicht mehr des Bewußten, und tauben Gerölls.“[11] Claus Werk ist transmedial. Bei der Rezeption der „Sprachblätter“ und „Lautprozesse“ soll der Rezipient seine Wahrnehmung erweitern. „Phantasiegeleitete Reaktionen und intellektuelle Reflexionen sollen sich durchdringen“.[12] Claus versucht in seiner Arbeit die Latenz der Sprache offenzulegen und ihre Tendenz sichtbar zu machen.[13] Er kombiniert ihre Elemente neu und „kündigt sie [die Grundannahme der modernen Linguistik] auf […]. Er experimentiert mit der Vorstellung, dass von den Zeichenträgern der Sprache, von der Schrift und den Sprechlauten, also von der „Substanz“ ihrer Klänge und Kuvaturen, so etwas wie „strukturelle Informationen“ ausgehen“.[14] Wenn auch einige von Claus’ Werken sehr graphisch aussehen, so hat Claus selbst sich immer als Literat gesehen. Er sagte: „Ich betrachte mich im Grunde nicht als bildenden Künstler, sondern als Literat“.[15] Obwohl Claus Werke teils für den Rezipienten ohne Lupe kaum lesbar waren, weigerte sich Carlfriedrich Claus bis in die 1990er Jahre seine Werke vergrößert ausstellen zu lassen. Er wollte, dass der Rezipient in engem Kontakt mit dem Werk kommt und beim Anfassen und Wenden (der Sprachblätter) selbst einen Prozess vollzieht.

Quelle: Wikipedia 


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