Wilhelm Nestle ( 1865 - 1959 ) - Philologe -  original signierter Brief

 14 x 22 cm

Wilhelm Nestle war der einzige Sohn des Obertribunalprokurators Christian Gottlieb Nestle († 1879) und der Maria Christiane Steudel († 1889), die beide bereits Kinder aus erster Ehe in ihre Beziehung eingebracht hatten. Sein Halbbruder war der Theologe und Orientalist Eberhard Nestle.

Nach seiner Schulzeit studierte Nestle Klassische Philologie in Tübingen und Berlin. 1888 absolvierte er das Professoratsexamen und trat in den württembergischen Schuldienst an wechselnden Stellen ein, unter anderem in Heilbronn, Tübingen, Stuttgart, Maulbronn und Ulm. An der Tübinger Hochschule wurde er 1889 zum Dr. phil. promoviert. In Ulm heiratete er 1899 Klara Neuffer und unternahm im selben Jahr Studienreisen nach Griechenland und Italien. 1900 nahm er eine Lehrerstelle als Präzeptor in Schwäbisch Hall an.

Dort veröffentlichte er sein erstes von zahlreichen Werken, Euripides, der Dichter der griechischen Aufklärung, das 1902 zum Ruf als Professor an das evangelisch-theologische Seminar in Schöntal führte, wo er sechs Jahre unterrichtete. Von 1909 bis 1913 war er Oberstudiendirektor am Karls-Gymnasium Stuttgart, von 1913 bis 1919 war er Rektor des Heilbronner Karlsgymnasiums, danach kehrte er als dritter Rektor an das Stuttgarter Karls-Gymnasium zurück. „Auch Nestle war, ... nicht im Ersten Weltkrieg, er war ‚militärfrei‘.“[1]

Nach seiner Pensionierung 1932 wurde er Honorarprofessor für griechische Philosophie an der Universität Tübingen. Nach der Herausgabe zahlreicher philologischer Schriften erschienen 1940 und 1944 seine Hauptwerke Vom Mythos zum Logos, die Selbstentfaltung des griechischen Denkens von Homer bis auf die Sophistik und Sokrates und Griechische Geistesgeschichte von Homer bis Lukian in ihrer Entfaltung vom mythischen zum rationalen Denken dargestellt. 1947 wurde er von der Universität Heidelberg für Vom Mythos zum Logos mit dem Kuno-Fischer-Preis ausgezeichnet. Im selben Jahr begann er jedoch auch zu erblinden. Im hohen Alter von 94 Jahren verstarb er.

Einer seiner Söhne war der Klassische Philologe Walter Nestle (1902–1945).
Werk

Der Umfang von Nestles Werk wird in der von seinem Sohn Rudolf zu seinem 100. Geburtstag 1965 herausgegebenen Bibliografie auf 34 selbstständige Arbeiten, 212 Aufsätze und Abhandlungen in Zeitschriften und Zeitungen sowie 628 Rezensionen beziffert.[2] In seinem Nachlass sollen sich darüber hinaus noch zahlreiche unveröffentlichte Manuskripte befinden. Den Schwerpunkt seines Werkes bilden bereits beginnend mit seinem ersten Werk von 1903 Schriften zur griechischen Philosophie, wobei er auch mit Otto Crusius 1913 den dritten Band von Friedrich Nietzsches Philologica und eine Reihe weiterer Grundlagenwerke wie die vierbändige Auswahl Die griechischen Philosophen, das dreibändige Werk Griechische Religiosität in ihren Grundzügen und Hauptvertretern sowie eine Geschichte der griechischen Literatur herausgab. Seine erst spät, 1940 und 1944, entstandenen Hauptwerke Vom Mythos zum Logos, die Selbstentfaltung des griechischen Denkens von Homer bis auf die Sophistik und Sokrates und Griechische Geistesgeschichte von Homer bis Lukian in ihrer Entfaltung vom mythischen zum rationalen Denken dargestellt werden als Ergebnis seiner jahrzehntelangen griechischen Studien gewertet. Zu seinem Spätwerk gehören auch theologische Schriften wie Die Krisis des Christentums, ihre Ursache, ihr Werden und ihre Bedeutung von 1947. Der Theologe Josef Hasenfuß fasste die Grundthese dieses Buches so zusammen: „Die Menschen könnten heute nicht mehr auf das christliche Glaubensbekenntnis verpflichtet werden; aber sie brauchten die Ethik Jesu, um der drohenden Selbstvernichtung zu entgehen. Darum bleibe der Kirche nur die Möglichkeit der Abwendung von der Dogmatik und der Hinwendung zum ethischen Kern der Lehre Jesu, zur Nächstenliebe.“[3]
Ehrungen

    1953: Verdienstkreuz (Steckkreuz) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Schriften (Auswahl)

    Funde antiker Münzen im Königreich Württemberg. Hrsg. von der Kommission für Württembergischen Landesgeschichte. Stuttgart, Kohlhammer, 1893.
    Euripides, der Dichter der griechischen Aufklärung. 1901. Reprint. 1969, 1985.
    Vorsokratiker in Auswahl übersetzt und herausgegeben. 1908. 3. Ausgabe, 1929.
    Grundriß der Geschichte der Griechischen Philosophie. In neuer Bearbeitung von W. Nestle. (von Eduard Zeller) 12. Ausgabe 1920; 13. Ausgabe, 1928
    Die Sokratiker. 1922.
    Die Nachsokratiker. 1922–1923.
    Geschichte der griechischen Literatur. 1923
    Die griechische Religiosität in ihren Grundzügen Hauptvertretern von und bis Proklos Homer. 1930–1934.
    Platons Hauptwerke. Alfred Kröner, Leipzig 1931
    Aristoteles. Hauptwerke. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1935.
    Vom Mythos zum Logos. Die Selbstentfaltung des griechischen Denkens von Homer bis auf die Sophistik und Sokrates. 1940, 2. Ausgabe
    Griechische Geistesgeschichte. Alfred Kröner, Stuttgart 1944.
    Homer von bis Geistesgeschichte Griechische Lukian in ihrer Entfaltung vom zum rationalen mythischen dargestellt denken. 1944
    Griechische Weltanschauung in ihrer Bedeutung für die Gegenwart. Vorträge und Abhandlungen. Hannsmann, Stuttgart 1946.
    Die Krisis des Christenthums in der modernen Welt. Ihre Ursache, ihr Werden und ihre Bedeutung. 1947
    Griechische Lebensweisheit und Lebenskunst; aus den Quellen zusammengestellt, und mit einem Nachwort übersetzt versehen. Hädecke, Stuttgart 1949.
    Die griechischen Philosophen in Auswahl übersetzt und herausgegeben. Reprint. 1968–1969.

 
( aus Wikipedia )

 

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