NEAPEL - SPETH, Xavier de. Eigenh. Brief m. U. an den Grafen von Wolkenstein, Hauptmann von bzw. in TRIENT (Trento, Trentino-Südtirol). NEAPEL, 24. April 1776. 3 S. in-4, Briefumschlag, Poststempel NAPOL, sehr schönes rotes Lacksiegel m. Wappen. - Guter Text, vom königlichen Hof in Neapel.

 

… Ich sage dem Herrn Vettern unterthnäigen Danck für den mir überschickten Brief an den Grafen von Wildscheck, welcher sich allerseits empfehlet. Vorgestern hatte ich das erstemahl das Vergnügen, ihn zu sehen, er hat mich, wie auch den Grafen Waldstein, welcher gleichfals einen Brief an ihn hatte, ungemein höflich empfangen, und bedauret, daß er uns nicht selbsten in den Gesellschaften aufführen kann, indem er beständig am Hof seyn muß. Er hat derowegen den Mr. Benessi Legations-Secretair von Florenz bestimmet, uns in die Gesellschaften zu führen. Sontags aßen wir zu Portici an der Minister-Dafel, die Königin ist schon einige Tage mit einem Fieber incomodieret, heüte aber ist sie wiederum aufgestanden und morgen nachmittag wird das Wettlaufen der Pferden, und auf den abend ein Baal en Masque in dem großen Theater von St. Carlo seyn, welches etwas ungemein schönes seyn sölle. Sontags sagt man, solle das Feyrwerck auf dem Meer, und ein Hofbaal seyn, Seine Mayestät die Königin, wie uns der Graf Wildscheck gesagt, hat aus besonderer Gnad erlaubt, daß wir auf diesen Baal in unseren Kleidern als Abbati kommen därfen, ohngeachtet daß wir noch nicht praesentieret worden, dan so lang die Erzherzogin Christina hier ist, wird keine öfentliche Tafel gehalten, mithin kann man nicht praesentieret werden. Sie wird den ersten May abreisen, und sich in Rom nur einen Tag aufhalten, von dort über Turin, Florenz, nach Venedig auf die Himmelfart, und endlich nach Görz gehen, und die Kayserin dort erwarten. Vor dieses Mahl muß ich schließen, indem ich mich in dero Gnad und Freündschaft empfehlend mit wahrer Estime verbleibe…