KOCH & BERGFELD
Die
heutige Silberwarenmanufaktur Koch & Bergfeld in Bremen wurde 1829
als Meisterwerkstatt gegründet und ist damit eine der ältesten noch
aktiven Silberwarenfabriken in Deutschland. In den Jahrzehnten um 1900
leistete sie bemerkenswerte Beiträge zur Geschichte der Angewandten
Kunst des Historismus und Jugendstils. Heute sind bekannte Produkte von
Koch & Bergfeld das Silberbesteck der Deutschen Botschaften sowie
der Pokal der UEFA Champions League und das Modell der Goldenen Kamera
für die Zeitschrift Hörzu.
Das schlossartige Gebäude von 1882 wurde
von dem Architekten Fritz Dunkel entworfen. Gemeinsam mit der Toranlage
und weiteren Gebäuden steht es unter Denkmalschutz.
Der 1804 in
Bremen geborene Gottfried Koch eröffnete 1829 nach seiner Lehre, einigen
Gesellenjahren in Hannover sowie der damals üblichen Wanderschaft, in
der Knochenhauerstraße 12 eine Gold- und Silberschmiedewerkstatt. Nach
bescheidenen Anfängen deuten um 1833 einige prominente Aufträge auf ein
rasch gestiegenes Renommee. In diese frühe Zeit (angeblich bereits 1829)
fällt auch die Zusammenarbeit mit dem aus Burgsteinfurt stammenden
Steinschneider Ludwig Bergfeld. Beide hatten sich schon in ihrer
Lehrzeit kennengelernt und auch ein Schwesternpaar aus Hannover
geheiratet. Noch erlaubte die Zunft keine gemeinsame
Goldschmiedewerkstatt. Tatsächlich erscheint „Louis Bergfeld“ erstmals
1833 im Bremer Adressbuch, und zwar als Graveur, An der Börse 1. 1831
hatte er das Bürgerrecht erworben, so wird 1832 als Beginn seiner
selbständigen Tätigkeit anzusetzen sein. Zweck der Verbindung mit Koch
mögen zunächst nur Aufgaben gewesen sein, die sich mit dem
traditionellen Repertoire eines Goldschmieds und Bijouteriewarenhändlers
berührten, etwa die Zurichtung von Schmucksteinen, die Herstellung von
Gemmen oder Kameen, das Anbringen von Gravuren auf Silberwaren und
Siegelringen. Entscheidend für die weitere Entwicklung wurden jedoch
seine speziellen Fertigkeiten, wenn es darum ging, Stempel aus Stahl zum
Pressen dünner Silberbleche herzustellen. Seine Goldschmiedelehre bei
Gottfried Koch ab 1837 und 1856 sein Beitritt zum Goldschmiedeamt (der
Zunft) sind als reine Formalitäten zu werten, sprechen aber für eine
Intensivierung der Zusammenarbeit im Hinblick auf die Errichtung einer
gemeinsamen Silberpräge. Erst 1856 firmieren die Partner offiziell als
„Koch & Bergfeld“.
Schon seit der Expansion in der Gründerzeit
hatte eine gesteigerte Arbeitsteilung zur Einrichtung eines eigenen
Entwurfsbüros geführt. Ihr erster Leiter war von 1874 bis 1903 Heinrich
von Cammer. Er pflegte eine Manier, in der zierliche Gefäßformen mit
einer Tendenz zu überlängten, stark eingeschnürten Profilen und
graphisch wirkende, zarte Rankenmotive vorherrschen. Ihm folgte von 1904
bis 1909 der Jugendstilkünstler Hugo Leven. Der Stil seiner Bremer Zeit
ist gekennzeichnet durch ein Nebeneinander von stereometrischen
Ornamenten im Sinn des Wiener Sezessionsstils und naturalistischen
Tierreliefs. Gustav Elsaß leitete das Atelier von 1909 bis 1945. Von ihm
stammen kraftvolle, bemerkenswerte Entwürfe aus den 1930er Jahren. In
der zweiten Jahrhunderthälfte bestimmte Horst Heeren lange Jahre Stil
und hohen handwerklichen Standard.
Auch Künstler von außerhalb ließen
ihre Entwürfe in Bremen realisieren. Als z. B. der Weimarer Hofjuwelier
Th. Müller die Ideen des berühmten Henry van de Velde für ein eigenes
Besteck und große silberne Korpusteile umzusetzen hatte, bediente er
sich weitgehend der Produktionskompetenz bei Koch & Bergfeld. Ebenso
ließ Albin Müller sein Service für die Brüsseler Weltausstellung 1910
hier fertigen.
Seit etwa 1881 bis 1978 wurde als Fabrikmarke bevorzugt das Warenzeichen der mit drei Füßchen
auf hohem Schaft stehenden Fußschale verwendet.